Draculas Tochter / Dracula’s Daughter

Dracula ist tot! Die Polizei findet Van Helsing mit einem Pflock in der Hand neben seiner und Renfields Leiche. Dass es sich bei den Leichen um einen Vampirfürsten und seinen Diener handelt, glaubt ihm keiner. So wird Van Helsing eingesperrt und die Leichen unter Verschluß gestellt. Plötzlich verschwindet Draculas Körper unter geheimnisvollen Umständen. Gleichzeitig taucht die Gräfin Marya Zaleska in der Stadt auf. Was niemand weiß: Sie ist Draculas Tochter. (Ostalgica)

Zwei Polizisten untersuchen die alte Abtei (wie beim Ende des originalen Dracula von 1931) und entdecken am Fuß einer Treppe eine Leiche, deren Genick kürzlich gebrochen wurde. Bald darauf treffen sie auf einen kleinen alten Mann, der ihnen mitteilt, die Person, die den Mann getötet hat, sei jetzt selbst tot. Denn er sei Professor Van Helsing (Edward Van Sloan) und habe gerade einen Pfahl durch das Herz des Grafen Dracula getrieben. Trotz seiner Beteuerungen, einen Vampir vernichtet zu haben, wird Van Helsing festgenommen und zu Scotland Yard gebracht, wo ihm nicht geglaubt aber erklärt wird, dass er aufgrund seiner Tat entweder in einer Irrenanstalt eingesperrt oder wegen Mordes gehängt wird. Doch was wäre, wenn es noch einen weiteren Vampir in der Linie Draculas geben würde!?

Und wenn es sich bei diesem weiteren Vampir um seine Tochter handeln würde? Und was wäre, wenn diese Tochter von Gloria Holden in ihrer berühmtesten Rolle gespielt würde? Für manche Fans sollte es, trotz ihrer gespenstisch guten Vorstellung, für immer eine Enttäuschung bleiben, dass Bela Lugosi nicht zurückgeholt worden ist, um seine berühmteste Figur wieder zu „beleben“. Tja und leider vermag es nichts in dieser Fortsetzung, die unmittelbar nach dem Ende des ersten Films beginnt, diesen Aspekt wirklich wettzumachen. Was dieser Fortsetzung jedoch weitaus besser gelingt als dem Original, ist die Sexualität im Vampirmythos hervorzuheben. Denn viele Kritiker betrachteten den Kampf der Gräfin mit dem Blutsaugen als eine Metapher für Lesbentum.

Naja, eigentlich eine gar nicht mal so abwegige Theorie, doch die Gräfin Marya Zaleska beißt auch Männern in den Hals, also ist sie dann doch nicht ganz so wasserdicht. Tatsächlich verliebt sich die Gräfin in den Psychiater Jeffrey Garth (Otto Kruger) und betrachtet ihn als ihren persönlichen Retter, nachdem sie ihren korrumpierenden Vater endgültig vernichtet hat. Nun, Van Helsing hatte ihn bereits mit einem Pfahl durchs Herz getötet, doch sie gibt ihm durch Verbrennung noch den Rest, nachdem sie seine Leiche vor den Augen der Polizei gestohlen hatte. Danach möchte sie in die feine Gesellschaft eintreten, aber nicht bevor ihr Diener Sandor (Irving Pichel) sie daran erinnert, woher sie eigentlich kommt.

Denn offenbar kann sie ihre Herkunft nicht ganz so einfach verleugnen, weswegen es ihr nie gelingt vollkommen auf Blut zu verzichten. Sämtliche Szenen mit Holden sind als ziemlich fesselnd zu bezeichnen, denn es ist wirklich faszinierend zu beobachten, wie sie mit den anderen Schauspielern interagiert, besonders wenn sie gerade dabei ist, ihre Opfer mit Hilfe ihres Rings zu hypnotisieren, um anschließend ihre Reißzähne in ihnen versenken zu können. In der berüchtigtsten Sequenz des Films liest Sandor das selbstmordgefährdete Mädchen Lili (Nan Gray, als Nan Grey gelistet) von der Straße auf. Unter dem Vorwand, sie könne der Gräfin Model für eines ihrer Gemälde stehen, gelingt es ihm Lili in das Schloss der Gräfin zu locken, nur damit sie dort verführt, hypnotisiert und vampirisiert werden kann. Dies alles wird zwar nicht explizit gezeigt, aber die Sequenz trägt dennoch eine für diese Zeit ziemlich ungewöhnliche sexuelle Spannung in sich.

Solche Momente repräsentieren jedoch leider nur die Hälfte der Geschichte, denn um die Stimmung des sich ausbreitenden Untergangs sowie der verzweifelten Sehnsucht aus dem Gleichgewicht zu bringen, gibt es noch zusätzlich ein gewisses Maß an comic relief zu ertragen. Jeffrey Garth hat mit Janet Blake (Marguerite Churchill) nämlich eine Sekretärin/Liebhaberin spendiert bekommen, die mit ihren unbeschwerten Possen für vermeintliche Lacher sorgen soll (zum Beispiel mit Telefonstreichen). Alles ganz nett, doch dadurch wird der Streifen in zwei Hälften geteilt, die sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Allerdings ist es auf der anderen Seite auch erfreulich zu sehen, dass Van Helsing mit seinen absurden Geschichten wie ein Wahnsinniger behandelt wird und ihn nur die Tatsache vor einer Inhaftierung retten kann, dass der Vampirismus noch nicht gestoppt werden konnte und sein früherer Schüler Garth ihm Glauben schenkt. Manche mögen Draculas Tochter dem Original vorziehen, doch letztendlich bewegen sich die beiden Filme auf Augenhöhe, mit guten sowie schlechten Aspekten auf beiden Seiten.

Draculas Tochter erscheint im Rahmen der Ostalgica Classic Chiller Collection in einer Blu-Ray Edition und ist erstmals deutschlandweit in High Definition erhältlich. Das Bild wird im 1,33:1 (4:3) Format (1080p, AVC, 23.976fps) präsentiert und macht (bedenkt man das Alter des Films) einen sehr guten Eindruck, während auch beim Ton kein Grund zur Beschwerde besteht. Hier kann man zwischen der englischen und deutschen Spur (DTS-HD Master Audio, 1.0 Mono) wählen, die sich beide klasse hören lassen. Möchte man sich den Film lieber im Originalton ansehen, so stehen deutsche sowie englische Untertitel zur Verfügung. Als Extras beinhaltet die Edition, neben dem englischen Originaltrailer zum Film und einer Bildergalerie auch noch den Original Theatrical Trailer. Außerdem wurde noch ein 16-seitiges Booklet mit dem Titel „Look out, she’ll get you“ mit interessantem sowie informativem Text von ??? auf bzw. in die Edition gepackt. Als Highlight der Extras muss allerdings der sehr informative sowie unterhaltsam eingesprochene Audiokommentar von Clemens Williges, Marco Koch und Lars Johansen vom 35 Millimeter – Das Retro-Film-Magazin angesehen werden. Die klasse Veröffentlichung kommt in einem ansprechend gestalteten Papp-Schuber daher und hat auch ein unterschiedliches Covermotiv zu bieten. Ostalgica gelingt somit eine tolle Veröffentlichung eines kleinen aber feinen Horrorfilms, der sicherlich nicht vermag im Fahrwasser der ganz Großen des Genres mit zu schwimmen, es aber dennoch bestens versteht sein Publikum zu unterhalten. Auf jeden Fall mehr als nur einen Blick wert!

Weiteres Bonusmaterial:

  • Exklusiv auf dieser Blu-ray das Hörspiel Draculas Rückkehr mit den Stimmen von Bernhard Völgler, Thomas Nero Wolff, Lutz Riedel, Regina Lemnitz u.a. Laufzeit 60 Minuten
  • Hörbuch Morella

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  • Seitenverhältnis: ‎4:3 – 1.33:1
  • Alterseinstufung: ‎Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: ‎Hillyer, Lambert
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 11 Minuten
  • Darsteller: ‎Pichel, Irving, Churchill, Marguerite, van Sloan, Edward, Holden, Gloria, Garth, Jeffrey
  • Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
  • Sprache: ‎Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio: ‎Ostalgica

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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