Dschungel der Apokalypse / How Sleep the Brave

Der Dschungel von Vietnam ist ein undurchdringliches Dickicht, hinter jedem Baum, jedem Busch, jedem Blatt kann der Tod lauern. Amerikanische Soldaten, die einer kleinen Eliteeinheit angehören, haben den Auftrag, ein verstecktes Waffenlager der Charlies ausfindig zu machen und es zu zerstören. Doch jeder Meter Dschungel muss blutig erkämpft werden. Der Feind bleibt fast immer unsichtbar. Als sie schließlich ihr Ziel erreicht haben, ist nur noch eine Handvoll Männer übrig. Es gelingt ihnen, das Waffenlager zu sprengen, doch dann sehen sie sich völlig vom Vietcong umzingelt. (Savoy Film)

„During the Swinging Sixties a forgotten few walked in to hell.“ Dieser Slogan erscheint auf dem Bildschirm nach einer Montage des kommenden Gemetzels und einer Kakophonie aus Schreien und Schüssen. Dieser obskure Vietnamkriegsfilm wurde mit geringem Budget in einem englischen Wald gedreht. Dennoch gelingt es dem Streifen sehr authentisch zu sein und einen wilden Kriegsfilm darzustellen. Man würde nicht unbedingt davon ausgehen, dass dieser Film auf englischem Boden gedreht wurde, wenn man auf halbem Weg einschalten würde. In dieser Hinsicht hat Dschungel der Apokalypse großartige Kinematographie zu bieten. Regisseur Lindsay Shonteff (hier als Lyndon James Swift aufgeführt) hat sich mit diesem Streifen sicherlich Mühe gegeben, was mehr aus How Sleep the Brave macht, als den hirnlosen Actionfilm vom Fließband, auf den die VHS- und DVD-Cover ihn reduzieren. Allerdings gibt es auch einige Mängel aufzuzeigen: der Schnitt ist als schlecht zu bezeichnen, es sind ein paar Handlungslöcher vorhanden (warum dauert es das zweite Mal so lange, bis man endlich ins Dorf gelangt!?), während die Vietcong so aussehen, als wären sie chinesische Angestellte. Insgesamt handelt es sich jedoch um ein absolutes Juwel, das man als Liebhaber des Genres nicht verpassen sollte.

Die Action ist roh und die Soundeffekte sind hervorragend. Man könnte Dschungel der Apokalypse als einen Film beschreiben, der einige der realistischsten Kampfsequenzen der Vietnamkriegsbibliothek aufzuweisen hat. Manchmal fühlt es sich beinahe wie echtes, authentisches Filmmaterial an, denn hier geht es blutig und brutal zur Sache. Man bekommt zum Beispiel zu sehen, wie die Eingeweide aus einem jungen GI herausfallen, nachdem er auf eine Mine getreten ist. Ein anderer bekommt seinen Körper durchschossen, wobei ihm die Kugel das Rückgrat aus dem Rücken fetzt. Einem mutmaßlichen Vietcong werden beide Arme zerschossen, um ihn zu verkrüppeln, während ein paar GI abgeschlachtet und wie Schweine in einem Schlachthaus in Reihe aufgehängt werden, damit ihre Freunde/Kameraden sie so vorfinden können. Die Action ist nicht nur realistisch und blutig gestaltet worden, sondern hat auch eine gewisse Konstanz vorzuweisen. Sie lässt nicht nach, besonders nach ca. einer Stunde Laufzeit wird ein Feuergefecht nach dem anderen präsentiert. Sogar der Dialog hört sich realistisch an, ist enorm profan geraten und repräsentiert nicht gerade die Art von Gesprächen, die unsere Mütter mitbekommen sollen. Doch macht es nicht gerade das zu etwas Authentischen, wenn ein paar junge Männer im Krieg gezeigt werden, die gelangweilt herumsitzen und darauf warten, endlich in den Kampf zu ziehen und sich den Kopf wegblasen zu lassen?

Der Originaltitel lautet How Sleep the Brave, der Titel unter dem der Film angeschaut wurde ist Dschungel der Apokalypse, doch der Streifen ist ebenfalls als Combat Zone, Once Upon a Time in Vietnam und The Forgotten Parallel zu erhalten. Bei letzterem dürfte es sich um einen billigen VHS-Rip handeln, den eine Filmfirma für schnellen Gewinn verbrochen haben muss, da der Flick auf eine Stunde runtergekürzt wurde. Die Vorstellungen der praktisch unbekannten Besetzung verdienen sicherlich eine Erwähnung. Christopher Muncke als Kapitän Hansen personifiziert einen hervorragenden Anführer, der für den ziemlich lächerlichen Außenposten Camp Granada verantwortlich ist (der im Wesentlichen aus zwei Zelten inmitten eines riesigen Feldes besteht, ein weiterer Beweis für das praktisch nicht vorhandene Budget). Überraschender Weise tauchte er vorher sowie nachher nie in etwas Nennenswertem auf.

Lawrence Day, Luis Manuel, Thomas M. Pollard und Daniel Foley spielen besser als erwartet, alle passen sehr gut zusammen und verstehen es wunderbar Robert Bauers profanitätsspektakuläres Drehbuch passend umzusetzen. Man kommt nicht umhin in diesem Zusammenhang Platoon zu erwähnen, da man ständig daran erinnert wird. Oliver Stones Meisterwerk über die Schrecken des Krieges und den Kampf um Vernunft und Anstand innerhalb der brutalen Härte, in der die Protagonisten zurechtkommen müssen, ist einer der größten und besten Kriegsfilme, die jemals gedreht wurden. How Sleep the Brave ging schon vorher ähnliche Themen an und hätte er das Budget dafür zu Verfügung gehabt, wer weiß, was hätte sein können? Oliver Stone würde diesen Film mit Sicherheit gutheißen, wenn er ihn jemals gesehen hätte. Insgesamt sollte Dschungel der Apokalypse für Fans von Kriegsfilmen eine Sichtung wert sein. Sein obskures, körniges Aussehen sowie seine Geräusche und Bilder des Krieges verleihen diesem Film die Aura eines Albtraums. Der Streifen endet schließlich mit diesem Zitat: „When we killed our first American, a second one broke from cover just to look after his friend. So we shot him. Then a third came and a fourth – all running around just to protect each other.“
(Captain Linh – Commander of Vietcong Forces in Vietnam)

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  • Darsteller: Lawrence Day, Luis Manuel, Thomas Pollard
  • Regisseur(e): Lindsay Shonteff
  • Format: Dolby, PAL, Breitbild
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 1.0), Englisch (Dolby Digital 1.0)
  • Region: Region 2
  • Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
  • Anzahl Disks: 1
  • FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Studio: Savoy Film (Intergroove)
  • Produktionsjahr: 1981
  • Spieldauer: 82 Minuten

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Hier geht’s zum Schnittbericht der DVD und hier zu dem der VHS von Toppic

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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