El Bar

El Bar ist der neueste Film von Álex de la Iglesia (La Balada Triste de Trompeta, Las Brujas de Zugarramurrdi, Perdita Durango), der endlich auf BluRay erscheint, nachdem er ja kaum oder gar nicht hierzulande im Kino lief. Fans des Regisseurs wissen natürlich in etwa, was ihnen blüht. Alle andere sollten aber definitiv hier die Ohren spitzen, man wird besser späte als nie ein Jünger des wildgewordenen spanischen Filmemachers.

El Bar wirft den Zuschauer in eine kleine Bar in Madrid, in der sich eines morgens eine illustre Runde an Gästen versammelt. Teils sind es Stammgäste, teils zufällige Laufkundschaften. Da ist die Besitzerin Amparo (Terele Pavez), die seit Jahren diesen Laden schmeißt, aber nicht gerade mit dem Customer Service der Neuzeit. Ihr frustrierter Mitarbeiter Sátur (Secun de la Rosa) und der wirre Obdachlose Israel (Jaime Ordonez) gehören fast schon zum Inventar. Hinzu gesellen sich an dem Morgen der junge Agenturfritze Nacho (Mario Casas), die hübsche Elena (Blanca Suárez) die eigentlich auf der Suche nach einem Blind Date ist, sowie der ehemalige Polizist Andres (Joaquín Climent), der Unterwäsche-Vertreter Sergio (Alejandro Awada) und die Spielautomaten-Süchtige Trini (Carmen Machi).

Als ein Gast beim verlassen des Etablissements von einem Scharfschützen niedergestreckt wird, bricht Panik aus. Es beginnen sich die irrsten Ängste der Großstädter offenzulegen: Terroristen? Dann vielleicht der Hipster mit dem Vollbart. Die Regierung? Die holt und sicher raus (falsch gedacht). Eine tödliche Krankheit? Dann schnell die Infizierten von den unangetasteten isolieren. Im Laufe des Filmes tun sich unüberbrückbare Spaltungen in der Gruppe auf, jeder ist nur auf sein eigenes nacktes Überleben aus. Auf der Suche nach einem Ausweg wird die Menschlichkeit der Bar-Kunden auf die härteste Probe gestellt. In einem irren Tempo und mit einer verrückten Aktion nach der anderen Jagd der Film den Zuschauer durch die kurze Laufzeit….

Damit habe ich das hoffentlich halbwegs Spoiler-frei beschrieben. Meine Güte, was für ein Film. Während ich Brujas für überzogen und schlecht gehalten habe, und kurzfristig noch Mi Gran Noche auf Netflix erwischt habe, der sehr gut, aber viel zu unruhig und ergebnisoffen ist, kann El Bar bei mir so richtig punkten: ein energiegeladener, witziger, wilder, gut gemachter, dramatischer, gut aussehender, gut besetzter und mit cooler Musik unterlegter Indie-Kracher von der Art, wie ich mir Filme wünsche: frisch, frech, waghalsig, kreativ, bunt, nix für Kinder und unterhaltsam von Anfang bis Ende.

El Bar ist, nach La Chispa de la Vida, den ich auf der Berlinale bewundern konnte, dem etwas anstrengenden El Dia de la Bestia, und natürlich dem Kult-Knaller Perdita Durango (der im November bei Koch Media auf BluRay erscheinen wird – wir bringen eine Kritik!), wieder ein Iglesia auf der Spitze seines künstlerischen Schaffens. Ich mag den Regisseur schon immer und finde er hat diesmal fast alles in dem Film vereint, was sein wildes, funkelndes und lebhaftes Kino ausmacht.

Viel hilft ihm dabei seine Besetzung. Zwar ist es nicht ganz so viel Stamm-Mannschaft wie in Mi Gran Noche, aber dennoch ist das neue Duo Suarez und Casas (Der Unsichtbare Gast, Toro) ein glanzvolles Zugpferd-Gespann, und der Rest des Ensembles ist auch der Knaller, vor allem natürlich Ordonez als der unberechenbare Obdachlose. Fast genauso wichtig ist allerdings die Arthouse Kulisse die Iglesia um diese irre Situation herum baut: Der Film ist ja eigentlich extrem minimalistisch. Hinzu kommt eine sehr gekonnte Jazzy Musik, alles an Filmtechnik was ihm zur Verfügung steht (mit angenehm wenig Computereffekten) und einem Set Design das fast so Charakter ist wie die vielen anderen. El Bar ist nicht nur ein Film, es ist ein Mikrokosmos.

Bevor ich mir den Mund fransig rede: Ich halte El Bar nicht nur für einen der besten Filme des Regisseurs, sondern auch einen der besten Filme die ich dieses Jahr zu sehen bekommen habe, und zudem für einen der Paradebeispiele für frisches, großartiges Kino, für das wir bei Nischenkino stehen. Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß mit dem Film wie ich hatte.

Die BluRay bietet erstklassige Ton- und Bildqualität, an der es nix auszusetzen gibt (satte Kontraste und Schwarzwerte, auch bei dunklen Szenen noch prima; krachender Ton mit gutem Surround und satten Tiefen). Nur bei den Extras ist es ein klein wenig dünn (Trailer, durchschnittliches Making-Of), aber das ist leider bei neuen Titeln oftmals so. Hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht, aber das reicht vorerst schon. Zugreifen! Bekommt von mir jetzt mal das nicht existierende Nischenkino Prädikat „besonders geil“ 🙂

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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