El Topo

Der Maulwurf ist ein Tier, das Tunnel unter der Erde gräbt, stets auf der Suche nach der Sonne. Manchmal führt ihn sein Weg an die Oberfläche: Erblickt er die Sonne, wird er geblendet. El Topo – ein ganz in schwarzes Leder gehüllter Pistolero – reitet mit seinem nackten Sohn auf dem Rücken und einem aufgeklappten Sonnenschirm in der Hand durch die Wüste. Bei einem aus dem Boden ragenden Holzbalken hält er an und lässt seinen Sohn, der nun sieben Jahre alt und damit erwachsen geworden ist, das Portrait seiner Mutter und sein erstes Spielzeug vergraben. Danach reiten die beiden weiter.

El Topo

Vater und Sohn gelangen in ein Dorf, dessen gesamte Bevölkerung niedergemetzelt wurde. El Topo macht sich auf, die Verantwortlichen für dieses Massaker, die sich in einer Mission der Franziskaner verschanzt haben, zur Strecke zu bringen. Nach getaner Arbeit lässt er seinen Sohn bei den Mönchen zurück, und nimmt eine Frau, in die er sich verliebt hat, an dessen Stelle mit. Diese verlangt von El Topo, dass er die vier größten Revolverhelden, die allesamt in der Wüste leben, im Duell besiegt und damit selbst zum großen Meister wird.

El Topo

** Dieser Absatz enthält Spoiler **

Das gelingt ihm, in dem er sich bei allen vier Duellen unfair verhält, sein Sieg bringt ihm jedoch keine Genugtuung. Die Frau erschießt El Topo und reitet mit einer weiblichen Pistolenschützin davon. Eine Gruppe missgebildeter Menschen bringt El Topos Körper in eine Höhle, wo sie diesen als Gottheit verehren. Nach vielen Jahren erwacht er und setzt es sich zum Ziel, einen Tunnel zu bauen, damit die Aussätzigen die Höhle, in der sie jahrelang gefangen waren, verlassen können.

El Topo

Beim Durchlesen der Inhaltsangabe könnte man fast meinen, dass es sich bei Alejandro Jodorowskys Meisterstück „El Topo“ um einen Western handelt. Dem ist nicht so. Der Film ist vielmehr ein vom Italowestern beeinflusster, surrealer Trip durch eine Fantasiewelt, aufgeladen mit einer Überzahl von Symbolen und Metaphern, die es unmöglich macht, den Film jemals in seiner Ganzheit zu interpretieren. Darum geht es bei diesem Film auch gar nicht, viel wichtiger ist es, den Film zu erleben und den faszinierenden Bildersog auf sich wirken zu lassen.

El Topo

Jodorowsky, der neben Drehbuch, Musik und Regie auch die Hauptrolle übernahm, erzählt von einem Menschen, der sich Ziele setzt, es aber nie schafft diese so zu erreichen, wie er es sich vorgestellt hat. Kernaussage des Films ist (meiner Meinung nach), dass es im Leben nicht so sehr darum geht, seine Ziele zu verwirklichen, sondern mit welchen Absichten und mit welchen Mitteln man sie zu verwirklichen versucht. Im Grunde genommen sind wir alle nichts anderes als Maulwürfe auf der Suche nach der Sonne.

El Topo

„El Topo“ macht es dem Zuschauer nicht leicht, denn die 120 Minuten Spielzeit vergehen alles andere als wie im Flug. Ein Spannungsbogen, wie ihn sich heutzutage der normale Kinobesucher erwartet, ist nicht vorhanden und vor allem die zweite Hälfte des Films erfordert Sitzfleisch. Auch die vielen unangenehmen Gewaltszenen dürften viele Zuseher abschrecken. Wer sich jedoch auf den Film einlässt, wird mit einer Seherfahrung belohnt, wie man sie sonst nirgends erleben kann. Ein einzigartiges Stück Kinogeschichte, bei dem aufgeschlossene Filmfans durchaus einen Blick riskieren sollten.

[amazon_link asins=’B01L0RHY50′ template=’ProductAdRight‘ store=’nischenkino-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’c5483bed-ed79-11e6-8998-c55bb2c1c22a‘]Der Film ist im deutschsprachigen Raum schändlicherweise nicht auf DVD erhältlich. Die britische DVD von Tartan Films ist sehr günstig zu haben, Besitzer eines regionalcodefreien BluRay-Players (recht selten, leider) können zur US-Scheibe von Anchor Bay greifen, die eine exzellente Bildqualität aufweist.

Nachtrag: In der Zwischenzeit gibt es den Film auf Bluray und DVD

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com