Electric Dreams / Liebe auf den ersten Bit / Computer-Träume / Heiße Computerspiele

Verrückt, total verrückt! Sowas gibt’s doch gar nicht! Da leistet man sich einen Home-Computer, weil man sich als vielbeschäftigter Architekt die lästige Rechnerei erleichtern will, und dann tickt dieses Gerät nicht richtig. Geht total eigene Wege. Kriegt Launen und wird mitunter geradezu menschlich unberechenbar. Nicht nur, dass er sich mit Champagner volllaufen lässt (Sie erleben in diesem Film den ersten betüdelten Computer der Welt!), dieser „Elektroniker“ verliebt sich auch noch! Und das in die Frau, auf die man selbst programmiert ist. Mann, da machst du was mit! Zumal so ein Computerheart in mancher Hinsicht eine Menge im Kasten hat. Der komponiert zum Beispiel Liebeslieder, da geht dir das Herz auf. Viel Spaß mit Edgar, dem ersten Sensiblen unter den Computern! (Wicked Vision Distribution GmbH)

Diesen albernen kleinen Film von Regisseur Steve Barron könnte man als eine der besten Zeitkapseln der 80er Jahre bezeichnen. Einerseits brachte er die coolen frühen MTV-Vibes auf die große Leinwand und prognostizierte dann auch noch richtigerweise, dass sich „Computerromantik“ als ein echtes Ding herausstellen würde. Außerdem verwandelte der Streifen Virginia Madsen in einen aufgehenden Stern am Himmel Hollywoods. Lenny von Dohlen verkörpert Miles Harding, einen jungen und gutaussehenden Architekten, der als Single in San Francisco lebt. Eigentlich ist er ein brillanter sowie hart arbeitender Typ, doch er kommt so dermaßen desorganisiert daher, sodass er vor seinen Chefs oftmals wie ein kompletter Amateur bzw. Versager erscheint. Um sein Leben neu organisieren und den Abschluss eines wichtigen Projekts beschleunigen zu können, kauft er sich einen schicken Heimcomputer.

Kurz nachdem er sein neuestes Stück ausgepackt hat, trifft Miles auf seine neue Nachbarin Madeline (Virginia Madsen), eine alleinstehende Cellistin, die vor kurzem einen Job bei einem örtlichen Symphonieorchester angenommen hat. Die Beiden unterhalten und verlieben sich daraufhin unsterblich ineinander, noch bevor sie in ihrer neuen Wohnung richtig angekommen ist. Nachdem Miles versehentlich Champagner auf ihm verschüttet hat, erwacht der Computer plötzlich zum Leben und während der Architekt versucht seine neue Errungenschaft besser „kennenzulernen“, beginnt die mit Madeline zu flirten. Natürlich hat sie keine Ahnung, dass der romantische Typ aus dem Erdgeschoss, der ein paar wirklich schöne Melodien für sie komponiert hat, eigentlich eine große Plastikbox voller Chips und Drähte ist, weswegen sie sich immer wieder mit Miles verabredet. Schließlich wird dessen elektronischer Mitbewohner – der angefangen hat zu reden und sich jetzt Edgar nennt – eifersüchtig auf ihn und die Dinge beginnen kompliziert zu werden.

Electric Dreams repräsentiert Steve Barrons ersten Spielfilm, nachdem er bereits einige fantastische Musikvideos für internationale Stars wie Michael Jackson und Madonna gedreht hatte. Also stellte er keinen Anfänger mehr dar, der zum ersten Mal eine Chance erhalten hatte zu beweisen, dass er gute Arbeit leisten kann. Tatsächlich wurde der Film so schön konzipiert, sodass große Teile davon (selbst nach heutigen Maßstäben) noch immer sehr stilvoll aussehen. Es gibt zwei wichtige Gründe dafür, warum der Streifen zu einem Hit wurde – wenn auch nicht über Nacht – und heute als Kultfilm gilt. Zum einen sorgte der krachende Soundtrack für eine völlig andere Art von Aufmerksamkeit und zog somit Zuschauer an, die ihn ansonsten (als eine weitere romantische Komödie) wahrscheinlich vollkommen ignoriert hätten. Seltsamerweise gab es während der ursprünglichen Werbekampagne keine traditionelle Musikunterstützung für den Film. Die Musik half dem Streifen erst viel später weiter, nachdem er die finanziellen Erwartungen in den U.S.A. nicht erfüllt hatte.

Zum anderen erwies sich Virginia Madsens Präsenz vor der Kamera als ein echter Volltreffer, weswegen sie vor allem das männliche Publikum zum Schwärmen brachte. Man würde es heutzutage wahrscheinlich nicht mehr zugeben, doch nachdem man Electric Dreams gesehen hatte, war man richtig in Madsen verknallt und sich sicher, dass sie eine lange sowie sehr produktive Karriere vor sich haben würde. Außerdem versucht der Film auch nicht schlauer zu sein, als er wirklich sein muss. Obwohl er einige interessante Beobachtungen über das Potenzial von künstlicher Intelligenz anstellt, bleibt er doch zu jeder Zeit eine romantische Komödie über normale Menschen mit echten Fehlern und besonderen Wünschen. Er gestaltet sich allerdings doch irgendwie ein bisschen seltsam, jedoch auf eine angenehme Art und Weise, die einem mit Leichtigkeit ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Neben der beeindruckenden Auswahl an Popsongs wird hier Originalmusik des großen Giorgio Moroder verwendet.

Electric Dreams ist als ein Film zu beschreiben, der bei vielen Leuten sehr wahrscheinlich eine ganze Menge an nostalgischen Gefühlen generieren wird. Um ehrlich zu sein, fühlt man sich direkt nach einer erneuten Sichtung des Streifens in die 80er Jahre zurückversetzt. Woraufhin man sofort die positive Energie, Kreativität und vor allem die Begeisterung für die Zukunft vermisst, die die 80er Jahre ausgestrahlt und geprägt haben. Es mag eventuell ein wenig kitschig klingen aber die 80er waren fast völlig frei von dem hässlichen Zynismus, den man heute beinahe überall ertragen muss, was schon irgendwie einen großen Unterschied macht. Wicked Visions Blu-ray-Veröffentlichung stammt von einem schönen Re-Master und hat eine wunderbare Auswahl an tollem Bonusmaterial zu bieten. Fans des Films werden mehr als begeistert sein. Sehr empfehlenswert!

Wicked-Vision veröffentlicht Electric Dreams als Nummer 60 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray und DVD) mit drei verschiedenen Cover-Motiven, die jeweils auf 333 Stück limitiert sind, erstmals in Deutschland. Das Bild (1,85:1 /1080p) bewegt sich auf recht hohem Niveau, da gibt’s überhaupt keine Beschwerden anzumelden. Beim Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) kann man neben der englischen Spur sogar zwischen der deutschen Kino-Synchronisation und der deutschen TV-Synchronfassung (in Stereo) wählen, wobei beide Tonspuren aufgrund der schwierigen Materiallage ihr Alter nicht verbergen können (worauf das Label jedoch selbst vor dem Schritt ins Hauptmenü der Scheiben hinweist). Zudem können für den Film deutsche oder englische und für die Extras deutsche Untertitel zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Electric Dreams wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit klasse Bonusmaterial, die bei Liebhabern und Freunden von Komödien solcher Art enorm gut ankommen sollte.

Extras und Besonderheiten:

• 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach —> hier wird auf informative Art und Weise nicht nur auf die Produktionsgeschichte, sondern auch detailliert auf die Themen des Films eingegangen

• Audiokommentar mit Dr. Kai Naumann und Hennes Bender —> ein sehr unterhaltsamer AK, während dem man viel Interessantes rund um Electric Dreams erfahren kann

• Featurette: „Is this a Story?“ – Interview mit Regisseur Steve Barron (19 Min.) —> der Regisseur spricht über seine frühe Arbeit für verschiedene Künstler nach dem Start von MTV in den Vereinigten Staaten; das kreative Umfeld, in dem Electric Dreams entstanden ist; die Finanzierungs- und Werbekampagne; den Casting-Prozess; den visuellen Stil des Films; Giorgio Moroders Beteiligung am Projekt und die Original Popmelodien, die für den Soundtrack verwendet wurden

• Featurette: „Electric Dreaming“ – Interview mit Autor und Co-Produzent Rusty Lemorande (42 Min.) —> Herr Lemorande bespricht ausführlich die Konzeption von Electric Dreams; die wichtige Entscheidung Virginia Madsen an Bord zu holen und auf welche Weise ihre Anwesenheit dem Film geholfen hat; die Finanzierungs- und Marketingkampagne; die verwendeten digitalen Effekte; Giorgio Moroders Beitrag und die wichtige Rolle der Musik; wie der Film gealtert ist; die Tatsache, dass es keine traditionelle Musikunterstützung für den Film gab und die gescheiterten Pläne ihn mit einer richtigen Musikkampagne neu zu veröffentlichen

• Featurette: „Miles and Madeline“ – Interview mit Lenny von Dohlen und Virginia Madsen (21 Min.) —> die beiden Schauspieler erinnern sich daran, wie sie für die Rolle von Miles und Madeline gecastet wurden und sprechen über die Dreharbeiten vor Ort in San Francisco und London; Steve Barrons Arbeitsmethoden; die Atmosphäre am Set; die wahre Verbindung zwischen ihnen beiden und ihre besondere Chemie miteinander; die Sequenzen mit Bud Cort; die kritische Rezeption des Films (einschließlich Siskels und Eberts Interpretation) und den phänomenalen Erfolg des Films in den U.S. amerikanischen Videotheken

• Musikvideo: „Together in Electric Dreams“ von Philip Oakey & Giorgio Moroder

• drei Trailer aus dem Wicked – Wohnzimmer: Originaltrailer, HBO – Trailer und australischer Trailer

• umfangreiche Bildergalerie inklusive Poster, Artwork, Aushangfotos, Stills, Presseinformationen, Soundtrack, VHS, Laserdisc, DVD und Blu-ray (ca. 9 Min.)

Beim Wicked – Shop bestellen

Freigabe: 6
Ländercode: 0
Laufzeit: 97 Minuten (ungekürzt) / 93 Minuten (ungekürzt)
Bildformat: 1,85:1 (1080p) / 1,85:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch (Kino-Synchro), Deutsch (TV-Synchro in Stereo), Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch, Englisch
Untertitel Extras: Deutsch
Verpackung: Mediabook
Format: Blu-ray / DVD
Disc-Typ: BD-50 / DVD-9
Studio: Wicked Vision Distribution GmbH

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Die Screenshots stammen von der DVD dieser Edition !!!

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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