Extrablatt (The Front Page)

The Front Page ist eine Satire von Billy Wilder aus dem Jahr 1974, hierzulande als Extrablatt bekannt. Darin spielten Walther Mattau und Jack Lemmon die Gerichtsreporter Burns und Hildy, der eine Chefredakteur spitz auf eine heiße Titelstory über die Hinrichtung eines potentiell Unschuldigen, der andere sein bester Reporter der wegen der Verlobung mit Peggy (Susan Sarandon) kündigt und nur unfreiwillig auf dem Weg zum Bahnhof quasi noch eine wahnsinnige Story an Land zieht. Als der Sträfling ausbricht, ist im Reporterzimmer des Gerichtsgebäudes die Hölle los.

Wer nach Spielbergs neuem Film The Post (der bei den Oscars leer ausging, ich aber empfehlenswert fand, ab ins Kino!) noch mehr Lust auf das Zeitungsgeschäft hat, ist bei The Front Page richtig aufgehoben. Hier gehts nicht um Enthüllungen (dafür lieber All the Presidents Men gucken, gleiches Thema wie The Post), sondern hier gehts ganz und gar um die Sensationsgier von Gerichtsreportern. Wie bei Wilder üblich, bekommt man ein Slapstick-Feuerwerk geboten, mit rasiermesserscharfen Dialogen, witzigen Twists und bitterbösen Anspielungen.

Der mehrfach nominierte Film vermeidet es, zu dick politisch aufzutragen aber man kommt an harten Seitenhieben nicht vorbei. Ausbeutung, Sensationsgier, Rechtstaatlichkeit, Denunziantentum, Beweismittelfälschung, Rassismus, Rache, Eiffersucht hinter der witzigen Fassade lässt der Drehbuchautor ein Feuerwerk an Kritik am amerikanischen System vom Stapel, bei dem die Rolle der Medien, die Mächte die den Ausgang von Wahlen bestimmen, die Wertvorstellungen von denen die Verbrechensbekämpfung geprägt wird und der Wert eines Individuums zum Thema werden.

Ich bin persönlich kein großer Wilder Kenner, aber die meistern seiner Filme sind heute Klassiker so wie sie damals Kassenschlager waren. Intelligente, witzige und einprägsame Filme mit großartigen Schauspielern, Dialogen und oft auch Musik. Extrablatt ist ein klein wenig ein Kammerspiel – der Film kommt mit wenig Locations, Ausstattung und Effekten aus. Das erinnert ein klein wenig an Das Appartment. Gleichzeitig schafft Wilder es, dem Zuschauer zu vermitteln wie drum herum die Hölle los ist. Man muss natürlich ordentlich auf Zack sein um den Maschinengewehr-ähnlichen Dialogen zu folgen und dabei keine Kleinigkeiten zu verpassen.

Fazit: Ein wunderbarer Klassiker, der heute wie damals relevant ist. Die BluRay bietet sehr gutes Bild und echt guten Ton, das ganze im Original oder als Synchronfassung und beide Untertitel. An Extras gibts den Trailer, ein kleines Interview mit Billy Wilder und eine Bildergalerie.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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