Forsaken

Forsaken ist ein Western von 2015 mit Kiefer Sutherland (The Lost Boys) in der Hauptrolle. Neben einer Reihe weiterer aktueller Western, habe ich mich auf diesen auch sehr gefreut. Er ging ein wenig unter, was auch am Mangel an charmanten Stars liegen kann, die Sutherlands (hier auch Donald Sutherland) ziehen eher selten in eigener Kraft einen Film, und Demi Moores (A Few Good Men) beste Tage in der Filmwelt sind auch lange rum.

Der Film handelt von John Henry Clayton (Kiefer Sutherland), der Jahre nach dem Bürgerkrieg auf der Farm seines Vaters, dem Reverend William Clayton (Donald Sutherland) eintrifft. Seine Mutter ist lange gestorben, und der Vater ist nicht gut auf ihn zu sprechen, denn er scheint die Familie hängen gelassen zu haben, die damals schon einen anderen Sohn hatte beerdigen müssen. Der Vater ist Pastor des nächsten Örtchens, die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Denn der ruchlose McCurdy (Brian Cox) beschäftigt eine Bande Schergen, um die umliegenden Rancher um ihre Ländereinen zu kriegen – denn die Eisenbahn naht, und somit die Aussicht auf fetter Erlöse auf Besitztümer. John Henry tut erst alles, um wieder in die Gunst des Vaters zu kommen, gibt sich als Pazifist ernsthaft Mühe, verschmerzt auch dass seine Jugendliebe Mary-Alice (Demi Moore) geheiratet hat. Doch die Umtriebe der Gangster rund um „Gentleman“ Dave (Michael Wincott) wird untolerierbar, und so muss er wohl oder übel wie der das tun, wessen er abgeschworen hatte: töten……

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Dieses mal tickt die Uhr zwar nicht, wie in 24, doch Kiefer Sutherland hat auch hier, fast so wie Gary Cooper in High Noon, eine Art Ticken im Kopf, er weiß seine Zeit kommt. Denn es dauert nicht lange als John Henry an seinen alten Heimatort zurück kehrt, da ihm klar wird worauf es hinaus laufen wird. Das ist stereotypisch für den Typus des geläuterten Revolverhelden der der Gewalt abgeschworen hat aber von der bösen Welt dazu genötigt wird, das Schießeisen wieder aufzuheben und zu töten. Das könnte man als eine uramerikanische Message deuten, nach der die Welt grundböse ist, und man besser bewaffnet durch die Welt spaziert und den Pazifismus den linken Pussies überlässt die dann von den Bösen fleißig umgenietet werden, man könnte das aber auch als das ewige Spannungsverhältnis im Filmgenre des Western deuten, in dem ein ständiges Pendel schwingt zischen dem Revolvermann als Helden, Anti-Helden oder zerrütteten Schicksalsträger. Letzterer ist die Figur, die man heute immer mehr auf der Leinwand sieht: wiederkehrende Kriegshelden, Verbrecher auf ihrer zweiten Chance, Söhne die ihren Vätern gerecht werden wollen.

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Regisseur Jon Cassar ist übrigens auch der Regisseur und Produzent hinter 24, und von ihm stammt auch die Miniserie The Kennedies (z.B. auf Netflix) die ich noch sehen will. Der Mann ist schon lange im Geschäft, aber man könnte schon vermuten, dass ihm das Serienformat als narrative Plattform besser steht. Hut ab vor seinem Mut, hier eine erst enorm ruhige und höchst persönliche Geschichte zu erzählen, ohne in Plattitüden zu verfallen. Er widersteht auch der Versuchung, den Film in einem Gemetzel ausarten zu lassen, sondern es ist ein langsames hochschaukeln mit einem sonnenklaren Ausgang, in dem ein paar interessante Wendungen passieren. Der Showdown am Ende ist dann zwar Programm, aber erscheint dem Zuschauer auch nicht als der Höhepunkt des Films. Es ist keine Zelebration a la Sergio Leone, es ist fast schon wie William Munny in Unforgiven, der – um den Bogen nach oben nochmal zu spannen – von der bösen Welt getrieben das Gewehr nochmal auspackt um widerwillig den Bösewichten etwas entgegen setzt. Doch wie so oft ist unser Antiheld hier eben haushoch überlegen.

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Demi Moore ist hier nur Randfigur, und Donald Sutherland überzeugt auch nicht extrem. Man könnte sagen es ist nicht der beste Film für Schauspieler aber zumindest Sohnemann Kiefer Sutherland lässt sich vom Drehbuch ein paar mal sehr gut aus der Reserve locken, brüllt seinen Leinwand- und Realwelt Vater richtig an, da springt ein Funke über. Der Film kennt durchaus Emotionen. Er sieht gut aus, ist handwerklich echt solide, und die Musik passt wirklich gut. Was soll ich noch sagen, es ist ein kleiner, feiner, nicht perfekter, aber absolut solider und sehenswerter kleiner Western.

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Die BluRay besticht in erster Linie durch teilweise subtilen, aber dann bombastischen Sound, durch den die wenigen aber umso intensiveren Schiessereien vollends zur Geltung kommen, mit viel Rumms, Raumklang und Realismus. So muss das klingen. An der Dialogverständlichkeit hätte man arbeiten können, aber das trifft auch eher das Genuschel von Kiefer als die Toningenieure. Das Bild ist sehr farbenfroh, könnte aber nach meinem Empfinden schärfer sein, auch hatte ich an vielen Stellen den Eindruck manches schwarz wäre eher grau-grün statt schwarz, aber das mag auch an meinem Equipment liegen, denn der Kontrast ist ansonsten sehr gut. Es gibt zur Auswahl eine ganze Palette sehr gut lesbarer Untertitel (das ist immerhin nicht selbstverständlich und fand ich sehr lobenswert), und auch die nicht getestete deutsche Synchronfassung. An Extras liegt leider nur ein recht kurzes, mittelmäßig informatives „Making Of“ bei – lohnt sich aber mal anzusehen.

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Insgesamt bin ich natürlich bei jedem neuen Western erst einmal überhaupt froh dass es wieder einen gibt. Dieses Kredo zieht sich auch durch meine bisherigen Rezensionen zu kontemporären Western. Diese sind bis auf wenige Ausnahmen einfach finanziell nicht mehr so rentabel, mal sehen wie das Magnificent Seven Remake sich an der Kinokasse machen wird. Jedenfalls fand ich Forsaken sehr unterhaltsam, schön subtil mit Einlagen wirklich krasser Schießereien, und ein paar recht guten Darbietungen. Der Film krankt einfach ein wenig an den recht hölzernen Schauspielern und dem Drehbuch, dass vielen Charakteren wenig Fläche bietet, somit verkommt vieles im Film zum Cliché. Die BluRay ist erste Sahne, nur schade dass man es mal wieder nicht geschafft hat, mehr Bonusmaterial zusammen zu tragen. Das sollte man den wenigen Käufern von Western heutzutage schuldig sein.

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Forsaken BluRay

Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Universal Pictures Home Video zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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