Frightmare – Alptraum

In einem Bauernhäuschen lebt das schrullige Pärchen Edmund (Rupert Davies) und Dorothy (Sheila Keith). Die vergangenen 18 Jahre haben beide in der geschlossenen Psychiatrie verbracht, da sie ihre kulinarische Vorliebe für Menschenfleisch nicht zurückhalten konnten. Jetzt gelten die Kannibalen als geheilt. Doch der Schein trügt: Dorothy ist verrückter denn je – und hat schrecklichen Hunger… (Wicked-Vision)

Vor achtzehn Jahren ereignete sich eine schreckliche Reihe von Verbrechen, weswegen das Ehepaar Edmund (Rupert Davies) und Dorothy (Sheila Keith) Yates in einer Anstalt für kriminell Wahnsinnige untergebracht wurde. Sie waren hinter den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft her, naja zumindest Dorothy mit der Unterstützung ihres Mannes, doch unabhängig von der Realität ihres Verhaltens wurden sie jetzt wieder freigelassen und leben auf dem Land. Eine ihrer Töchter, Jackie (Deborah Fairfax), ist besorgt um ihr Wohlergehen, besucht sie oft mitten in der Nacht, um ihnen mysteriöse Pakete vorbeizubringen.

Frightmare war nicht die Art von Programm, das zur Hauptsendezeit von BBC Two ausgestrahlt wurde, da sein eigentliches Zuhause ein schmuddeliges Kino der siebziger Jahre war, in dem der Streifen als zweites Feature einer Horror-Doppelvorstellung gezeigt wurde. Es handelt sich dabei um das zweite Drehbuch des ehemaligen Kritikers David McGillivray, das von Regisseur Pete Walker verfilmt wurde. Walker hatte seine Berufung schließlich in einer Reihe von deprimierenden, verstörenden Chillern gefunden, von denen er behauptete, sie seien einfach seine Art filmischen Unfug zu treiben, der es nicht Wert wäre analysiert zu werden. Allerdings war dieser filmische Unfug so voller Bitterkeit und Wut, sodass viele Kritiker versucht waren, genau das zu tun.

Nicht, dass sich Walker jemals außerhalb des trashigeren Endes des Unterhaltungsspektrums verirrt hätte, wobei die von ihm kreierten Schocker ein zeitgenössisches großbritannisches Publikum auf eine Art und Weise ansprachen, wie es die bekannteren Horror-Film-Studios wie Hammer oder Amicus nicht taten, zumal diese Studios zusehen mussten wie ihre Gewinne zu dieser Zeit von glatteren, relevanteren amerikanischen Produkten aufgezehrt wurden. Walker betraf dies (zu seinem Glück) nicht, weswegen er sich daran machte den Markt für einheimischen Terror mit seinen ganz besonderen Geschichten zu erobern, die ein Großbritannien in einem Zustand des Verfalls darstellten, mit der älteren Generation korrupt und korrosiv sowie einer jüngeren, die gegen deren Einflüsse kämpft.

Dieser Kampf würde entweder dazu führen, dass die jüngere Generation der Korruption zum Opfer fällt, oder wie hier, ein Teil davon wird, da Jackie eine Halbschwester namens Debbie (Kim Butcher) hat, die etwas Wildes und Rücksichtsloses in ihrem Wesen trägt. Nun, das muss dann doch als eine Untertreibung bezeichnet werden – das Publikum lernt sie kennen, als sie es einem Barmann mit einer Lüge heimzahlen will, weil er sie (zu Recht) als Minderjährige nicht bedienen wollte. Das Ganze endet damit, dass Debbies Biker Freunde den Barmann ordentlich zusammenschlagen, woraufhin Debbie nach deren Flucht zurückbleibt, um ihn zu ermorden und zu verstümmeln. Ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wobei Jackie erst ganz allmählich klar wird, dass ihr Geschwisterchen die schlimmsten Gewohnheiten ihrer Mutter geerbt hat.

Da Sheila Keith diese Mutter in einem Pete Walker Film verkörpert, bedeutet, dass diese Gewohnheiten in der Tat als äußerst schrecklich beschrieben werden können. Keith war für Walkers Filme das, was Peter Cushing für Terence Fishers Werke war und für viele stellt Frightmare ihre beste Zusammenarbeit dar. Wenn Dorothy die Einsamen in ihr abgelegenes Häuschen einlädt (was ihrem schwachsinnigen Ehemann selbstverständlich nicht genehm ist, er jedoch nicht in der Lage ist, sie aufzuhalten) erweist sich das Legen ihre Tarot-Karten als mörderisch, da ihr Verlangen nach menschlichem Fleisch (insbesondere Gehirn) zurückgekehrt ist. Da sich Dorothys Wirken nicht durchweg blutig gestaltet und Walker weitestgehend mit suggestiver Bedrohung flirtet, beschloss er unabhängig davon, das Blut für ein paar Schlüsselszenen fließen zu lassen. Es stimmt, wenn man die Prämisse kennt, gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen, doch hier haben wir es mit einem Film zu tun, der es darauf anlegt zu beunruhigen, manchmal mit makabrem Humor. Was das angeht, gelang Frightmare eines der trostlosesten Enden des Jahrzehnts: Nimm das, Kernfamilie!

Wicked-Vision veröffentlicht Frightmare als Nummer 04 ihrer Pete Walker Collection im Mediabook (BluRay und DVD), mit drei verschiedenen Cover-Motiven, die jeweils limitiert sind. Bild (1,66:1/1080p) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich auf gutem Niveau, da kann man sich nicht beschweren. Deutsche oder englische Untertitel können zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Frightmare wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit relativ viel Bonusmaterial, die bei Liebhabern und Freunden von dieser Art von Filmen enorm gut ankommen sollte.

Bonusmaterial: 24-seitiges Booklet mit einem Essay von David Renske · Audiokommentar mit Regisseur Pete Walker und Kameramann Peter Jessop · Audiokommentar mit Lars Dreyer-Winkelmann · „For the Sake of Cannibalism“ – Interview mit Pete Walker · Featurette: „Frightful Thoughts – Pete Walker über Frightmare“ · Featurette: „Shelia Keith: A Nice Old Lady?“ · Bildergalerie · Trailer

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  • Darsteller: Rupert Davies, Sheila Keith, Deborah Fairfax, Paul Greenwood, Leo Genn
  • Regisseur(e): Pete Walker
  • Untertitel: Deutsch, Englisch
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Studio: Wicked Vision Distribution GmbH
  • Produktionsjahr: 1974
  • Spieldauer: 87 Minuten

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Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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