Garringo – Der Henker / Garringo / Dead Are Countless


Als Kind muss Johnny hilflos bei der Ermordung seines Vaters zusehen, dem von seinen Kameraden Verrat vorgeworfen wurde. Er wächst bei einem Sheriff und dessen Tochter Julie zu einem ernsthaften jungen Mann heran, der das erlebte Trauma mit einem Doppelleben zu verarbeiten sucht. Der sanftmütige Junge wird dann zu einem kaltblütigen Verbrecher, der Soldaten gefangen nimmt und tötet. Die Militärführung beauftragt zur Aufklärung der Verbrechen den klugen und entschlossenen Leutnant Garringo, der nach einigen Kämpfen gegen Banditen ein Freund des Sheriffs und Verehrer von Julie wird. Als er die wahre Geschichte enthüllen kann, wendet sich Garringo an den Sheriff, der zwischen Gefühl und Pflichterfüllung schwankt. Bei einem weiteren Überfall auf einen Konvoi wird Johnny von einem Komplizen wegen der Verteilung der Beute getötet. (Explosive Media)

Indem Regisseur Rafael Romero Marchent ein Serien-Killer Motiv in einen Western-Hintergrund einbaut, bescherte er eine willkommene Abwechslung zu den gewöhnlichen Italo-Western Plots. Anthony Steffen und Peter Lee Lawrence sind in diesem harten Western mit psychologischem Tiefgang zum ersten Mal zusammen zu sehen. Garringo repräsentiert Marchents besten und gleichzeitig auch den einzigen Italo-Western der von einem Serienkiller handelt. Man hat den Film auch schon als Chorizo-Western bezeichnet, da es sich um eine anteilig eher spanische Produktion handelt. Mit Arriva Sabata bzw. Arriva Garringo (Galgenvögel sterben einsam, 1970) gibt es ein Jahr später eine Rückkehr der Titelfigur, diesmal als Farce von Tulio Demicheli. Anthony Steffen spielt wieder Garringo und auch Peter Lee Lawrence ist erneut mit dabei. Sein Rollenname ist dort sogar Peter (!).

Marchent selbst ist als Regisseur hierzulande nicht sonderlich bekannt und das vielleicht auch nicht ganz zu Unrecht. Denn außer Garringo und vielleicht noch Un par de asesinos (…und Santana tötet sie alle) von 1970, ein sehr inoffizieller, aber wahrlich nicht uninteressanter Beitrag zur Sartana-Reihe mit Gianni Garko, kommen seine Filme eher selten über Mittelmaß hinaus. Immerhin umfasst seine Filmografie gut 30 Werke – darunter immerhin ganze 19 Western. Der in Madrid geborene Marchent begann seine Karriere als Schauspieler und Drehbuchautor, bevor er sich ab Mitte der 60er Jahre verstärkt dem Regiefach zuwandte und da 1965 mit Ocaso de un pistolero (Blei ist sein Lohn, 1965) debütierte. Im gleichen Jahr wie Garringo entstand seine Zorro Verfilmung El zorro justiciero (Zorros Rache, 1972) mit Fabio Testi in der Titelrolle, die noch weniger gelungen war als Duccio Tessaris Verfilmung des Stoffes mit Alain Delon und deshalb keine großen Akzente zu setzen vermochte.

Übrigens war bei Marchents Zorro-Verschnitt wohl auch der berühmt berüchtigte Demofilo Fidani als Szenenbildner beteiligt, aber ohne anderes (eigenes) Unheil anzurichten. Oft arbeitete der Regisseur mit seinem Bruder Joaquin Luis Romero Marchent (im August 2012 verstorben) als Drehbuchautor zusammen, der auch bei Garringo zusammen mit Giovanni Scolaro und Arpad De Riso für das Skript verantwortlich war. Auch mit Peter Lee Lawrence und Anthony Steffen alleine hat er ein paar Filme gedreht. Steffen war 1968 sein Star in I morti non si contano (An den Galgen, Bastardo!). Mit Lawrence drehte er unter anderem Manos torpes von 1970 und Un Dólar de recompensa von 1972, die beide bis heute in Deutschland nicht veröffentlicht worden sind.

Das Bild wird uns in 2,35:1 (16:9) präsentiert und ist wunderbar restauriert worden. Wahrscheinlich stand auch ein gut erhaltenes Master zur Verfügung. Hier gibt es jedenfalls überhaupt nichts auszusetzen. Der Ton kommt in DD 2.0 (mono) daher und bietet eine italienische, deutsche und eine englische Spur. Alle drei Spuren können als brauchbar bezeichnet werden, wobei die deutsche und englische zuweilen etwas ins Dumpfe abgleiten und ganz leicht im Hintergrund rauschen. Die italienische klingt am besten, läßt aber Lautstärke vermissen. Technisch gesehen ist also beinahe alles super aber wie siehts mit der Gestaltung aus? Auch die ist sehr zufriedenstellend geraten, denn die DVD wird in einem schönen Schuber ausgeliefert und beinhaltet ein von unseren SWDB-Editoren Daevid und Lars verfasstes Booklet. Als weitere Extras sind eine umfangreiche Fotogalerie mit seltenem Artwork, ein deutscher und englischer Trailer, deutscher und spanischer Vorspann sowie die deutsche Kinofassung (ca. 80 Minuten) enthalten. Untertitel fehlen leider, was sehr schade ist, die aber offensichtlich nicht realisiert werden konnten. „Nur“ die zuvor nie synchronisierten Passagen sind untertitelt.

Wir hatten schon lange darauf gewartet und die Hoffnung fast aufgegeben, doch jetzt hat es mit Explosive Media doch ein Label geschafft Garringo eine Veröffentlichung im deutschsprachigem Raum zu bescheren und noch dazu eine dem Film würdige. Auf technischem Gebiet gibt es kaum etwas zu meckern, evtl. muss man beim Ton ein paar Abstriche machen aber das ist verkraftbar. Durchgehende Untertitel fehlen leider … naja, man kann eben nicht immer alles haben. Alt eingesessene Italo-Western Fans kommen jedenfalls auf gar keinen Fall an der DVD vorbei und auch „Neueinsteigern“ sei eine Kaufempfehlung ausgesprochen.

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- Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
- Regisseur: Rafael Romero Marchent
- Medienformat: Dolby, PAL, Breitbild
- Laufzeit: 1 Stunde und 30 Minuten
- Darsteller: Anthony Steffen, Peter Lee Lawrence, Solvi Stübing, José Bodalo, Luis Marín
- Untertitel: Deutsch
- Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono), Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)
- Studio: Explosive Media


























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