Gewagtes Alibi (Criss Cross)

Criss Cross

Criss Cross ist ein Krimidrama aus dem Jahr 1949 von Robert Siodmark mit einem jungen Burt Lancaster in der Hauptrolle. Der Titel spielt darauf ab dass „to cross“ im Englischen sowas wie aufs Kreuz legen oder Hintergehen bedeutet, und die Steigerung davon wäre quasi das dieses Hintergehen wiederum hintergangen wird. Das schlägt sich auch in der Story nieder: Steve (Burt Lancaster) kehrt nach langer Zeit nach LA zurück und wird Wachmann bei einer Firma für Geldtransporte. Damals hatte er die Stadt nach seiner Scheidung von Anna (Yvonne de Carlo) verlassen. Er gibt vor, nicht wegen ihr zurückgekehrt zu sein, doch in dem Moment als sie sich wieder über den Weg laufen, ist er ihr wieder verfallen. Sie ist mittlerweile mit dem Ganoven Slim Dundee (Dan Duryea) zugange. Als Slim herausbekommt, dass „seine“ Anna zu Steve zurückkehren könnte, rettet sich Steve mit einer fatalen Ausrede: er hatte über sie an Slim herantreten wollen, mit einem Vorschlag: den Geldtransport auszurauben. Doch wer nach dem halbwegs geglückten Coup selbst wem in den Rücken fällt?

Criss Cross

Das BluRay Cover ist natürlich eine ganz große dreiste Lüge, hier läuft niemand mit Maschinenpistolen herum. Das hat Siodmark auch gar nicht nötig, so zu agieren. Es war damals übliches Marketing, mit reisserischen Werbegrafiken brutale Filme anzukündigen, das Publik war hungrig nach Skandalen und Action. Criss Cross ist ein düsteres, pessimistisches Gangsterdrama untermalt von einem passenden Score von Miklos Rosza. Als Film Noir ist er untypisch vielleicht, da die Hauptrolle kein Detektiv ist, aber er zeigt viele Merkmale des Genres und glänzt insbesondere mit einer Femme Fatal die fataler nicht sein könnte: Yvonne de Carlo (Rebellen der Steppe) spielt die mit Männern spielende Anna sehr überzeugend. Steve verfällt ihr, unausweichlich, auch wenn die ganze Prämisse des Films aus seiner Perspektive genau nicht das zum Ziel hat. Er ist hilflos, in gewisser Weise. Es ist ein auswegloser Fall.

Criss Cross

Der junge Lancaster (Valdez is coming) spielt einen fast schon naiven Möchtegern-Gangster der, ja fast schon tölpelhaft, sich in diese Lage bringt. Ein alter Freund und Polizist, seine Mutter, der Barkeeper, eigentlich ist das Drehbuch voll mit Personen die ihn auf den rechten Pfad bringen möchten, doch ehe er sich versieht, verrent er sich selbst in ein Verbrechen, von dem er glaubt das er dessen Mastermind ist, aber am Ende weiß er weder wem er trauen kann noch ändert es irgend etwas an seiner aussichtlosen Situation.

Criss Cross

Wenige Momente von Brutalität, viele Momente von sexueller Spannung und Andeutungen (viel mehr als im 1995-er Remake von Steven Soderbergh) und jede Menge Dramatik vor beklemmenden Kulissen zeichen Criss Cross aus. Jedoch, und damit komme ich nochmal zurück zum Cover bzw. dem Postermotif: Es ist weder Heist-Movie noch Action-Film, und auch keine James Cagney Ballerei. Wenn in dem Film Schüsse fallen ist es schon fast Zeit für den Abspann. Und das ist gut so. Siodmark fesselt den Zuschauer mit einer nervösen, hilflosen Atmosphäre vor unscheinbaren Hintergründen, er deutet an worauf es hinauslaufen könnte, doch überlässt es den Zuschauenden als Optimisten oder Pessismisten auf die Story zu blicken. Ein großartiger Film, der doch ganz anders ist als auch ich erwartet hatte.

Die BluRay bietet solide Bildqualität mit guten Schärfen und Kontrasten. Das Schwarz-Weiß Bild kommt gut zur Geltung, auch wenn es manchmal einen Ticken zu dunkel und an anderen Stellen etwas zu hell ist. Der Ton klingt sehr solide (Englisch getestet, es gibt auch die deutsche Synchronfassung), da gibt es nichts auszusetzen. Es gibt Untertitel, und leider außer Trailer und Bildern keine Extras.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt, in deren Vertrieb der Film erscheint. Screenshots von der Eureka Scheibe bis auf das mit Yvonne, im Titel des Artikels.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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