Happy Together

Happy Together ist ein Beziehungsdrama von Wong Kar-Wai aus dem Jahr 1997 mit dem leider nicht mehr unter uns weilendem Leslie Cheung (Moonlight Express) sowie Tony Leung Chiu-Wai (Lust, Caution) in den unvergessenen Hauptrollen.

Die Beziehung zwischen Ho Ping-wing (Leslie Cheung) und Lai Yiu-fai (Tony Leung) liegt mal wieder in Scherben, just als sie eine Weltreise beginnen. Immer wenn sie sich zanken, kommt einer der beiden wieder an und will nochmal von vorne anfangen, aber als sie in Argentinien sich mit dem Auto verfahren und ihnen das Geld ausgeht, zerstreiten sie sich wieder und gehen getrennte Wege. Yiu-fai arbeitet als Türsteher einer Bar, Ping-wing taucht in die Schwulenszene ab. Als er wieder auftaucht ist er krank und verletzt, und braucht Pflege von genau der Person die eigentlich mit ihm nichts mehr zu tun haben will. Zu dem alltäglichen Überlebenskampf in Buenos Aires, der Hass-Liebe zwischen den beiden kommen teilweise die Sehnsucht, wieder nach Hongkong zurück zu kehren, aber auch der Wunsch, doch einmal die Fasserfälle von Iguazu zu sehen. Als Yiu-fai den jungen Chang (Chang Chen) kennen lernt, auch so eine verlorene Seele, ein gleichgesinnter Weltreisender, verdammt zum Tellerwaschen um weiterreisen zu können, tut sich für ihn eine Alternative zur schmerzhaften Beziehung zu Ping-wing auf….

Viele viele Jahre ist es her als ich Happy Together zum letzten bzw. ersten mal gesehen hatte. In dieser restaurierten Form wieder in die Welt von Kar-Wai einzutauchen war eine besondere Freude. Die Erinnerungen waren fast erloschen, ich erinnerte mich an Farben, einzelne Bilder, den Soundtrack und das mitreissende Beziehungsdrama. Ich wurde in meiner Vorfreude ihn wieder zu sehen natürlich nicht enttäuscht. Erneut sog mich der Film in seinen Bann, die überbelichteten Neonbilder, das nachdenkliche Schwarz-Weiß, das überzeugende Spiel dieser beiden Götter des kantonesischen Schauspiel-Olymps. Witzig auch als ich realisierte dass Chang Chen hier mitspielt, den man aktuell als Dr. Yueh in Denis Villeneuves grandiosem Dune: Part One zu sehen bekommt.

Der tragischerweise viel zu früh 2003 verstorbene Leslie Cheung (Days of Being Wild, Ashes of Time, Farewell my Concubine, Once a Thief, A Better Tomorrow II) und der immer noch höchst aktive Tony Leung (In the Mood for Love, Infernal Affairs, The Grandmaster, 2046, The Great Magician – übrigens auf Netflix zu finden, Hero, Chungking Express, Hard Boiled, Bullet in the Head…. die Liste ist endlos) werden von Kar-Wais Haus und Hof Fotografen Christopher Doyle künstlerisch und verspielt eingefangen. Mal ist die Kamera distanziert und überlässt den beiden das Bild wie bei einem Bühnenstück, mal sind wir nach dran und erleben die Nähe und Emotionen. Mal sprudelt der Film vor Farben, überbelichtet, Neon, urban, mal ist das Bild monochrom oder unscharf, manchmal steht die Zeit still. Kar-Wai hatte hier seinen Rythmus noch nicht ganz gefunden, er wird ihn in seinen späteren Filmen noch verfeinern, aber schon jetzt sprudelt der Film von Eindrücken und Ausdrücken.

Happy Together basiert auf dem Roman The Buenos Aires Affair von Manuel Puig, den ich nicht kenne. Das der Film hauptsächlich in Buenos Aires spielt hatte ich gar vergessen. Es gibt dem Film eine kosmopolitische Note, untersreicht die ziellosigkeit der Charaktere und trägt wesentlich zur Stimmung der letzten paar Minuten des Films bei als Yiu-fai wieder in Hong Kong ist und sich freut zuhause zu sein. Überhaupt kenne ich kaum Beziehungsdramen die so intensiv und gut gespielt sind, für mich war dieser Film immer einer der allerbesten dieser Sorte, da wirkt nichts aufgesetzt, überzeichnet oder melodramatisch, gekünstelt. Es ist vielleicht auch Cheungs beste Rolle, dieser junge James Dean, der mit einer besonderen Leidenschaft spielt. Mir fällt es schwer, zu beschreiben warum mich der Film immer wieder so ergreift, aber kann nur sagen für mich ist es erneut ein intensives, schönes, mitreissendes und künstlerisches Erlebnis gewesen. Kein Wunder dass der Film damals für Furore sorgte. Er ist außergewöhnlich gut.

Mehr Wong-Kar Wai bei Nischenkino:

Koch Films bringt den Film (anders als In the Mood for Love ohne kurze Kino-Auswertung, jedenfalls bis jetzt) am 25. November neu auf 4K UltraHD BluRay basierend auf der 2019er Restauration von Criterion. Criterion hatte die Werke von Wong Kar-Wai ja Anfang des Jahres in einer Box veröffentlicht, allerdings bislang nicht in UHD. Für Kontroversen hatten die Veröffentlichungen gesorgt da der Regisseur seine Werke teils leicht teils mittelstark angefasst hat bei der Restauration, was Puristen in der Regel auf die Palme treibt, hat man doch einen Film auf bestimmte Art und Weise in Erinnerung. Dieser Revisionismus mag nicht allen gefallen, aber muss man eben hinnehmen. Er hat mal am Ton was repariert, mal das Bildseitenverhältnis angepasst, am Farbregler gedreht, was solls. Was regelmäßig etwas schade ist, ist dass alles was Criterion restauriert irgendwie einen Grünstich zu haben scheint, so auch hier über weiter Strecken. Davon abgesehen aber ist das Bild grandios. Die überbelichteten grellen Farben kommen ebenso gut zur Geltung wie die unterschiedlichsten Grade von Schwarz in den vielen monochrom gehaltenen Szenen. Der Film ist überstilisiert, grobkörnig, unruhig und trotz der Neuabtastung natürlich nicht auf glasklare Weise zu sehen. Doch das Bild hier bietet einen betörenden Farbraum und man wird förmlich in das Bild gesaugt – und ich habe kein 4K TV geschweige denn HRD, ich kann das also nur abschätzen.

Der Ton (Original getestet) klingt auch wirklich fein, scheppert auch mal ordentlich oder bietet subtiles Ambiente, Hintergrundgeräusche oder eben laute Stimmen, alles in allem warm, realistisch und nicht übertrieben. Da hier nicht nur Kantonchinesisch sondern auch Englisch und Spanisch gesprochen wird ist es gut dass die deutschen Untertitel das alles abdecken. Leider gibt es keine Englischen Untertitel. Alternativ ist noch die deutsche Synchronfassung an Bord.

Als quasi einziges Extra gibt es „Buenos Aires zero degree“, das 1h Making-Of, leider in nicht der allerbesten Qualität. Es ist ein doch recht umfangreicher Blick hinter die Kulissen mit vielen Interviews und Eindrücken, aber nicht eine bahnbrechende Dokumentation. Der Originaltrailer ist auch mit dabei, ebenso wie eine BluRay- und eine DVD Version des Films.

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Die UHD wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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