Il sorriso della iena / Smile Before Death

Marco (Silvano Tranquilli), ein bankrotter Adliger, ist unglücklich mit der wohlhabenden Dorothy Emerson (Zora Gheorgieva) verheiratet. Ihre beste Freundin Gianna (Rosalba Neri) ist seine Geliebte. Marco ermordet seine Frau und wird Verwalter des Nachlasses, bis Nancy (Jenny Tamburi), Dorothys Tochter aus einer früheren Ehe, zwanzig Jahre alt wird. Gianna versucht Marco zu ermutigen Nancy umzubringen, da Marcos Lebensstandard einen starken Einsturz erleiden wird, sobald sie das Erbgut übernimmt. Doch Marco verliebt sich schließlich in Nancy, was den Vorgang umso komplizierter gestaltet. (Cineploit Records)

Silvio Amadio beackert in diesem schmuddeligen Thriller ziemlich grundlegend das gleiche Feld wie in Alla ricerca del piacere (Haus der tödlichen Sünden, 1972). Was sich seinerseits als gute Inspirationsquelle erweist, denn Il sorriso della iena entpuppt sich als ein weiterer herrlich „trashiger“ giallo, der sehr zu empfehlen ist. Das Setup kommt einem zwar schon ziemlich vertraut vor, doch Amadio und Co. beschreiten einige unerwartete Pfade, bevor sie die endgültige überraschende Enthüllung stattfinden lassen. In der zynischen Umgebung des Films kann keiner dem anderen vollkommen vertrauen. Sogar die Erbin in spe Nancy erweist sich als moralisch kompromittiert. Da dies allerdings bei jedem Charakter der Fall ist, hat Amadio großen Spaß daran, das allmähliche Zerwürfnis zwischen den Protagonisten detailliert zu beschreiben, wobei das Vergnügen für das Publikum daher rührt, eine Gruppe von gierigen sowie selbstsüchtigen Bastarden wie ängstliche Ratten (die das sinkende Schiff verlassen wollen) umherhuschen zu sehen, während ihre Welt um sie herum zusammenbricht. Der Regisseur beweist hier erneut, dass er seit seinem ersten Thriller Il segreto del vestito rosso (Assassination in Rome, 1965) einiges dazugelernt hat.

Während dieser Film ein recht langsames Tempo an den Tag legt und mit zu vielen Reisebericht-artigen Stock-Footage Aufnahmen der Ewigen Stadt ausgestattet wurde, bewegt sich der hier besprochene Streifen schnell voran und ist mit genügend Wendungen sowie gutem altmodischem Sleaze vollgepackt worden, um die Vorgänge interessant zu gestalten. Il sorriso della iena erweist sich zwar nie als so wunderbar over-the-top und reißerisch wie Alla ricerca del piacere, entpuppt sich letztendlich aber als ein würdiges Begleitstück. Die Charakterisierungen können nicht gerade als besonders tiefgehend bezeichnet werden, erfüllen jedoch ihren Zweck. Nancy erweist sich als recht ungewöhnliche Protagonistin, vor allem weil sich kaum Mühe gegeben wurde, dass sie die Sympathie des Publikums nicht verliert. Schon alleine die Tatsache, dass sie ihrem Stiefvater gegenüber offensichtliche sexuelle Anspielungen macht, kommt geradezu „gruselig“ rüber, während ihre manipulative Einstellung sie mehr als nur zickig erscheinen lässt. Ebenso werden Marco und Gianna von Anfang an auf ziemlich transparente Art und Weise zwielichtig dargestellt, wobei Amadio keinen Versuch unternimmt zu verbergen, dass sie sich beide sexuell von der jungen „Unschuldigen“ angezogen fühlen.

Das Ganze läuft letztendlich auf eine Katastrophe hinaus, doch wie sich der Weg dorthin gestaltet und was das alles für die beteiligten Personen bedeutet, ist als alles andere als offensichtlich zu beschreiben. Der Film hat ein etwas billiges Aussehen, was durch die gute Bildqualität der derzeit erhältlichen Blu-ray Edition von Cineploit Records allerdings nicht unterstützt wird. Amadios Regieführung ist als effizient zu beschreiben und trifft den Nagel genau auf den Kopf und obwohl das unvermeidliche lesbische Intermezzo zwischen Nancy und Gianna nicht die gleichen hohen Töne anschlägt, wie die vergleichbare Szene aus Haus der tödlichen Sünden, gibt es immer noch eine ganze Menge an nackter Haut und Verkommenheit zu bestaunen. Der Film beginnt zudem mit einem höllischen Knall, denn Nancys Mutter reagiert mit zappeligem Entsetzen darauf, dass ihr gerade die Kehle durchgeschnitten wurde; was gleich mal sicherstellt, dass das Publikum auf jeden Fall am Ball bleibt. Die Atmosphäre wird durch einen wahnsinnig eingängigen, jedoch absurd optimistischen Soundtrack von Roberto Pregadio leider ein wenig beeinträchtigt.

Die Besetzung wird von der hübschen Jenny Tamburi angeführt, die hier unter dem Namen Luciana Della Robbia agiert. Sie erweist sich mehr als fähig als die Reh-äugige Nancy, die sich von einer unschuldigen und naiven Person zu einem wahren Raubtier entwickelt. Ihre Lolita-Routine funktioniert richtig gut, weil sie wirklich jünger aussieht, als es ihr tatsächliches Alter offenbart. Außerdem zeigt sie auch keine Hemmungen ihren Körper zu entblößen. Sie wurde 1952 als Luciana Tamburini geboren und gab 1970 ihr Filmdebüt. Sie tauchte in einigen Filmen mit erotischem Einschlag auf, darunter Fernando Di Leos La seduzione (Verführung einer Sizilianerin, 1973) sowie solchen gialli wie Sette note in nero (Die sieben schwarzen Noten, 1977) und giallo-Hybriden wie Morte sospetta di una Minorenne (The Suspicious Death of a Minor, 1975). Tamburi hörte Mitte der 80er Jahre mit der Schauspielerei auf und wurde Casting-Direktorin. Leider wurde sie nur 53 Jahre alt, da sie 2006 nach langer Krankheit verstarb.

Die giallo-Veteranen Silvano Tranquilli sowie die glorreiche Rosalba Neri übernehmen die Rollen von Marco und Gianna. Beide präsentieren sich hier in Topform und gehen mit der richtigen Portion an Dekadenz zu Werke. Die amerikanische Strohfeuer-Sensation Hiram Keller spielt die Rolle des zwielichtigen Liebhabers von Nancys verstorbener Mutter. Er verkörpert hier keinen großen Part, der ihm auch nicht viel zu tun gibt, was bereits darauf hindeutet, dass sein Stern nach einem vielversprechenden Start mit Fellini – Satyricon (Fellinis Satyricon, 1969) bereits zu sinken begann. Keller würde später eine viel größere Rolle im giallo La morte negli occhi del gatto (Sieben Tote in den Augen der Katze, 1973) spielen. Er starb 1997 im Alter von nur 52 Jahren in seinem Heimatstaat Georgia.

Bonusmaterial:

  • Weltweite 2K Blu-Ray Premiere!
  • Interview Jenny Tamburi (Guerilla Tape, ein Video-Interview von und mit Christian Keßler aus dem Jahr 1995; 48 min.)
  • Featurette Christian Keßler (9 min.)
  • Internationale Bildergalerie
  • Internationale Titelsequenz
  • Separat abspielbarer Score
  • Hardcover Mediabook mit partiellem UV-Spot
  • 28-seitiges Booklet mit einem Essay von Udo Rotenburg auf Deutsch und Englisch, angefüllt mit internationalem Werbematerial und Fotos.
  • Doppelseitiges Poster mit zwei italienischen Motiven
  • 4 Cover Variationen, alle von italienischen Poster-Motiven, eine mit englischem Titel in einer nummerierten & limitierten Edition von 300/300/300/300 Stück.

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  • Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Nicht geprüft
  • Regisseur:‎ Amadio, Silvio
  • Medienformat:‎ Breitbild
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 25 Minuten
  • Darsteller:‎ Tranquilli, Silvano, Tamburi, Jenny, Neri, Rosalba, Keller, Hiram
  • Sprache: ‎Italienisch (DTS-HD 2.0), Englisch (DTS-HD 2.0)
  • Studio:‎ Cineploit Records

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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