Im Zeichen des roten Skorpion

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Die beiden französischen Spezialagenten Paul Riviera und Bruno Nussak versuchen verzweifelt eine Parfümflasche mit einem Geheimnis aufzuspüren. Ihr Gegenspieler ist der Chinese Dr. Kung, der im Auftrag der roten Drachen, einem chinesischen Geheimbund, ebenfalls versucht, an die Parfümflasche zu kommen. Das Problem ist, dass mehrere Flaschen verschickt wurden, doch nur eine enthält das Geheimnis. Die Jagd führt die beiden charmanten Agenten um die halbe Welt und durch unzählige Betten. Durch eine Entführung kann Dr. Kung das Parfüm an sich reißen. Durch den Inhalt will er das Gedächtnis eines Wissenschaftlers in den amerikanischen Verteidigungssekretär verpflanzen, um so einen Krieg heraufzubeschwören, doch …

Im Jahr 1967 entstand unter der Regie von Ramón Comas ein äußerst bizarrer Vertreter des Euro-Spy Genres. Natürlich, ist das Adjektiv „bizarr“ auf viele Filme dieses Genres zutreffend, doch „Im Zeichen des roten Skorpions“, oder auch unter dem Titel „Die Rache des Dr. Kung“ usw. gelaufen, besitzt einige originelle Einfälle und hebt ihn aus der Masse der mittelprächtigen Eurospy Filme heraus.
Man könnte auch diesen Film als mittelprächtig oder glanzlos bezeichnen, doch sind es gerade bei dieser Art von Filmen die kleinen aber entscheidenden Unterschiede, die jedem Film eine ganz spezielle Note geben.
Für einen interessanten Einstieg in den Film sorgt die Pre-Titel Sequenz, in der der Agent Paul Riviera, gespielt von Adrian Hoven, einem Sarg entsteigt und zwischen ihm und der Trauergesellschaft eine wilde Schießerei beginnt und er in letzter Minute, mittels einen Hubschraubers gerettet wird, indem er mit dem gesamten Sarg fortgeflogen wird. Dieser temporeiche Anfang gibt gleich die Ereignisdichte für den Rest des Filmes vor. Denn der ganze Film ist eine einzige Hetzjagd, zwischen Dr. Kungs Handlangern und den beiden Spezial Agenten Paul Riviera und Bruno Nussak (gespielt von Barth Warren). Dabei gestaltet sich die Story, welche als Grundgerüst dient, um möglichst viele Aktionszenen in den Film zu integrieren, als haarsträubend und vergessenswert. Allerdings stören die Unlogik und die fehlende Spannung nicht, da der Unterhaltungswert immens hoch ist. Der rote Faden entsteht in diesem Agentenfilm allein durch die Aktionszenen, sowie durch das Sprüche klopfende Agenten Duo.
Dabei entstehen viele wirklich amüsante und temporeiche Szenen, die stets mit einem Augenzwinkern inszeniert wurden und dem geneigten Zuschauer ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern. Durch die deutsche Kalauer-Synchronisation gibt es auch im verbalen Bereich einige Pointen, die so subtil wie ein Panzer sind, aber doch aufs höchste unterhalten. Der Zeit entsprechend, wird auch bei diesem Film in keinster Weise Wert auf „political-correctness“ gelegt und somit wird munter geflucht und ausgeteilt auf Kosten der Chinesen, die in diesem Film Reihenweise daran glauben müssen. Doch dieses explosive Gemisch aus mehr oder weniger guten Sprüchen und auch einem hohen Frauenverschleiß, garniert mit halbgaren lustigen, teils auch dilettantischen Aktionszenen sorgen für einen rundum gelungenen Cocktail.
Dies liegt aber hauptsächlich darin begründet, dass der Film sich selber nicht wirklich ernst nimmt. Deswegen kann man ihn durchaus als eine Parodie bezeichnen, vor allem der Anfang lässt einen Hauch vom „Bondschem“ erkennen und ist wirklich gewitzt. Adrian Hoven schlägt und redet sich durch den Film und kommt nicht zur Ruhe. Sein Partner Barth Warren steht ihm da in nichts nach, nur in schauspielerischer Hinsicht lässt er etwas vermissen und fällt im Gegensatz zu Adrian Hoven etwas ab. Das Gespann Hoven/Warren erinnert etwas an das Erfolgsrezept der Kommissar X Filme, erreicht aber nicht deren Qualität.
Die Drehorte pendeln zwischen Hinterhof- und Industrieromantik bis hin zu internationalem Flair. Dabei geht die Jagd von Paris über Hong Kong bis hin nach New York. In New York wurde sogar auch an Originalschauplätzen gedreht und das noch dazu im Winter. In Hong Kong sieht man die obligatorischen Atmosphäre fördernden Hafen und City Szenen. Von Paris gibt es etwas aus der Luft zu sehen, ansonsten bleibt der Film im Allgemeinen aber hinter den Möglichkeiten, welche die Schauplätze geboten hätten, zurück. Die restlichen Innenszenen, die größtenteils im Studio entstanden, sind solide ausgefallen und erfüllen ihren Zweck.
Ein netter Sidekick im Film ist der ebenfalls obligatorische lüsterne Vorgesetzte der beiden Superagenten, Commander Fernion. Dieser wird von Gérard Landry gespielt, dessen einziger Film dies blieb. Trotzdem bleibt seine Rolle in guter Erinnerung, was aber besonders daran liegen mag, dass die Synchronisation von Friedrich Schönfelder übernommen wurde, der für diese Sprechrollen prädestiniert war (Friedrich Schönfelder war der obligatorische Synchronsprecher für Gentlemen, Lebemänner und integre Politiker in den 60er und 70er Jahren). Desweitern gibt es natürlich den großen Gegenspieler Dr. Kung, der von George Wang gespielt wird. Wang war in dieser Zeit ein gut beschäftigter Schauspieler und trat in zahlreichen Genre Filmen auf. Die Damen sind in diesem Film nur eine schöne Begleiterscheinung und sich Kollekte zu bezeichnen,- kurz um sie werden im laufe des Films zum mobilem Harem der beiden Supermänner.
Die Musik des Filmes ist sehr angenehm ausgefallen und wurde von Jerry van Rooyen komponiert, der für diesen Film für Eurospy Verhältnisse schon überdurchschnittlichen Soundtrack komponierte. Leider wird die Musik nicht immer passend oder einfach zu wenig eingesetzt. Die Kameraarbeit von Eloy Mella ist grundsolide, was so viel wie zweckmäßig bedeutet. Dies trifft gleichermaßen auch auf die Regie Ramón Comas‘ zu, die nicht immer stringent oder organisiert wirkt, aber was soll man auch bei einem Regiedebüt erwarten? Der Wahrheit halber darf man nicht vorenthalten, dass es auch nur bei diesem einen Filme blieb.
Auch wenn sich das alles insgesamt, von der Schilderung her, in sich konträr und unverständlich klingen mag, handelt es sich bei diesem Film wirklich um eine kleine Perle. Von einem Juwel zu sprechen, wäre vielleicht doch etwas zu vermessen. Doch irgendwie hat dieser filmische Beitrag zur europäischen Kinogeschichte schon seine Daseinsberechtigung, da er doch Pate für viele andere Filme dieses Genres steht und den Zeitgeist sowie das amüsante, brisante, süffisante Lebensgefühl der europäischen Agenten jener Zeit verkörpert. Das Wort Trash lasse ich in Anbetracht dieses Filmes mal außer Acht, war er für mich doch ein wunderbarer Zeitvertreib. Und was sollen Filme sein? Ja! Unterhaltsam und das ist dieser Film auf jeden Fall.

Ich vergebe 9/10 roten Skorpionen (Dieser Text wurde von Janek Rekos verfasst)

 

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