Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes

Im berüchtigten Avocado-Dschungel in Kalifornien sind nicht nur halbe Bataillone Soldaten spurlos verschwunden, auch die vermisste Wissenschaftlerin Francine Kurtz wird dort vermutet. Einer Legende zufolge leben in dieser Wildnis die Piranha-Amazonen, die Männer nach dem Liebesakt töten und verzehren. Die Regierung schickt Dr. Margo Hunt und ihre Assistentin Bunny ins Avocado-Dreieck, um das Rätsel zu lösen. In Begleitung von Margos Ex-Freund Jim erreichen die beiden Frauen nach gefahrvollen Abenteuern den feindlich gesinnten Piranha-Stamm. Dort stellt das Trio fest, dass Francine Kurtz dort die Herrschaft an sich gerissen hat. Margo gelingt die Flucht zu den Barracuda-Amazonen, nun versucht sie alles, um ihre beiden Gefährten zu retten. (Wicked-Vision Media)

Bei einem Titel wie Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes kann man schon ziemlich genau erahnen, was man damit präsentiert bekommt. Der Film hält alles, was er verspricht, außer dem Tod, doch das geht in Ordnung, da eine allgegenwärtige „Bedrohung“ ständig spürbar ist. Was man von dem Streifen nicht erwartet, ist eine Satire der politischen sowie Popkultur der späten 80er Jahre oder ein Comedy-Remake von Apocalypse Now mit Elementen aus Indiana Jones und 2001. Ein wilder Mischmasch, den wahrscheinlich nur eine ganz bestimmte Art von Publikum genießen kann. Shannon Tweed, Professorin für Feminismus, wird von der Armee angeworben, um sich in den unerforschten Avocado-Dschungel zu wagen, der einen Großteil der Ostseite Kaliforniens abdeckt. Ihre Mission ist es herauszufinden was mit Dr. Kurtz (Adrienne Barbeau) geschehen ist, einer bekannten feministischen Autorin und Denkerin, die in den Dschungel geschickt wurde, um Kontakt mit dem Piranha-Stamm der Kannibalinnen aufzunehmen und sie daran zu hindern, jeden Mann zu töten und zu essen, der kommt, um eine Avocado zu pflücken. Also beschließt Tweed einen Söldner zu engagieren, der sie und Bunny auf dem gefährlichen Weg durch den Dschungel führen und beschützen kann. Bunny (Karen M. Waldron aka Karen Mistal) ist eine begeisterte aber ziemlich dämliche Studentin von Dr. Feminismus, die sich in letzter Zeit ganz besonders für das Thema interessiert. Nachdem ein schwarzer Rambo, ein Ninja und ein professioneller Wrestler zu feige sind die beiden Damen zu unterstützen, sobald Tweed den Term Avocado-Dschungel ausgesprochen hat, sieht sie sich letztendlich gezwungen den trotteligen Säufer Bill Maher zu verpflichten, der eine Vergangenheit mit Dr. Fem hat und eine peinliche chauvinistische Indiana Jones-Routine zum Besten gibt. So geschehen, begeben sie sich in die unbekannte Wildnis des San Bernadino Vorgebirges!

Cannibal Women in the Avocado Jungle of Death ist eine Komödie, die einen nicht wirklich zum Lachen bringt, es aber versteht zu amüsieren. Der Film ist ein bisschen in seiner Zeit hängengeblieben, wie es bei jeder Politik- oder Popkultursatire der Fall ist, was natürlich den Effekt hat, dass ein jüngeres Publikum, welches mit dem politischen Klima von damals nicht sehr vertraut ist, kaum etwas damit anzufangen weiß. Ist man jedoch alt genug, kann man die meisten Witze auch verstehen, trotzdem bleibt es „nur“ amüsant und nicht zum Brüllen komisch. Bevor man diesen Film nun einfach als einen weiteren schlechten B-Streifen aus der Full Moon Serie abschreibt, sollte man erstmal einen kurzen Blick auf die Filmographie des Drehbuchautors und Regisseurs J.F. Lawton werfen. Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes stellt seinen Debütfilm dar, dem er mit Pizza Man eine weitere Komödie mit seinem Freund Bill Maher folgen ließ. Danach verkaufte er sein erstes großes Drehbuch, das als Pretty Woman verfilmt wurde, um der Welt dann später den Steven Seagal Flic Under Siege (Alarmstufe: Rot) und dessen mittelmäßige Fortsetzung Under Siege 2: Dark Territory zu bescheren. Der hier besprochene Streifen ist deswegen ein weiteres Beispiel dafür, dass B-Movies auch ein Sprungbrett für aufstrebende Talente sein können.

Da es sich um eine Satire handelt, beziehen sich die Witze hauptsächlich auf die oben genannten Themen, wobei ein Moment ganz besonders inspiriert erscheint. Bill Maher und seine Karawane treffen auf ihrer Reise nämlich auf einen „entmannten“ Stamm von Männern, der sich Die Donahues nennt (nach dem Talkshow-Moderator aus den 80ern, Phil Donahue) und den ganzen Tag damit verbringt Topflappen zu stricken und leckere Mahlzeiten zu kochen. Da Bill Maher die virile Version eines männlichen Mannes verkörpert, der es liebt heiße Frauen aufzureißen und sie in seiner Corvette herumzukutschieren, kann er es nicht ertragen, diese „Männer“ so leben zu sehen. Also öffnet er eine Dose von Milwaukee‘s Best Brew und hält sie dem Anführer der Donahues hin. Der Mann blickt zu der silbernen Aluminiumdose auf, streckt langsam die Hand aus, um die glänzende Oberfläche zu berühren, wobei bekannte Musik zu spielen beginnt. Wäre dieser Film mit großem Budget ausgestattet gewesen, hätte man sicherlich Strauss‘ Also sprach Zarathustra zu hören bekommen, da es sich jedoch um einen von Full Moon finanzierten Streifen handelt, brachte der Komponist Carl Dante stattdessen ein ähnliches Stück mit dem Titel 2000 1/2 ein. Das funktioniert brillant und ist einer der Gründe, die Filmfans dazu bringen den Erfindungsreichtum von B-Filmen schätzen zu lernen.

Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes stellt nichts Spektakuläres dar, ist aber amüsant und insgesamt ziemlich unterhaltsam, wenn man auf campy B-Movies steht. Neben Apocalypse Now und Indiana Jones gibt es noch eine Fülle von weiteren Popkultur-Referenzen aus den 80ern zu genießen, soweit man die 80er Jahre miterlebt hat und sich noch daran erinnern kann. Da dies hier ja auch irgendwie ein Kannibalen Film sein soll, darf natürlich auch die obligatorische „Kannibalen kochen aus einer der Figuren Suppe, während diese denkt, dass sie nur mit einem herrlich heißen Bad verwöhnt wird“ Szene nicht fehlen. Abschließend bleibt zu verkünden, schaut Euch den Film an: „Aber Achtung: Der Konsum von Guacamole-Bier wird dringend empfohlen!
Wicked-Vision Media veröffentlicht Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes als Nummer 02 ihrer Full Moon Classic Selection in einer Scanavo Box auf BluRay. Bild (1,78:1/1080p) und Ton (deutsch + englisch DTS-HD Master Audio 2.0) bewegen sich auf hohem Niveau, da gibt‘s nichts zu meckern. Deutsche oder englische Untertitel können zugeschaltet werden. Extras: Wendecover mit Original-Artwork; Deutscher Trailer und Originaltrailer. Insgesamt handelt es sich bei Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes um eine äußerst gelungene Edition, die in keinem Regal von B-Film-Liebhabern und Full Moon-Freunden fehlen sollte.

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Darsteller: Shannon Tweed, Bill Maher, Adrienne Barbeau, Karen M. Waldron, Karen Mistal
Regisseur(e): J.F. Lawton
Untertitel: Deutsch, Englisch
Region: Alle Regionen
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Wicked-Vision Media
Produktionsjahr: 1989
Spieldauer: 90 Minuten

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Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision Media zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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