Karate, Küsse, blonde Katzen / Yang chi / The Bod Squad / Virgins of the Seven Seas

Fünf britische Mädchen werden von chinesischen Piraten gekidnappt und an den Hof des Verbrecherbosses Chao gebracht. Unter schlimmsten Umständen sollen die Mädchen binnen kürzester Zeit zu Prostituierten ausgebildet und anschließend an gehobene Kundschaft verkauft werden. Ko Mei Mei, eine Dienerin Chaos, bildet die taffen Schönheiten insgeheim zu tödlichen Kriegerinnen aus und sieht in ihnen die Chance, endgültig mit Chao abzurechnen und für Frieden im Dorf zu sorgen. Ihr Bruder Ko Pao hat währenddessen eine neue Schwertkampftechnik erlernt und holt zum ersten, tödlichen Schlag gegen die Verbrecherbande aus. (filmArt)

1974 war das Jahr, in dem die Shaw Brothers stark in Partnerschaften mit anderen internationalen Studios investierten, um gemeinsam Filme zu produzieren. Über die Jahre verstreut hatten sie bereits ein paar Filme Co-produziert (ihr erster war 1961 die Komödie Oneechan makari tôru / The Three Ladies Of Hong Kong mit Toho), doch allein im Jahr 1974 kam es zu sieben Koproduktionen! Wahrscheinlich hofften sie mit diesen Filmen neue Märkte zu erschließen und wollten eventuell auch versuchen zu wiederholen, was Golden Harvest und Warner Bros. mit Enter the Dragon (Der Mann mit der Todeskralle, 1973) gelungen war. Karate, Küsse, blonde Katzen repräsentiert die zweite Shaw-Koproduktion, die wir gesehen haben und genießt auch gleichzeitig den Ruf, der „trashigste“ Shaw Brothers Film zu sein, den wir bis hierhin erleben durften. Um ehrlich zu sein, glauben wir nicht, dass irgendein anderer Streifen der Shaw Brothers Studios diesen Film jemals vom Thron stoßen wird!

Letztendlich handelt der recht simpel gehaltene Plot von Menschenhandel und Rache, die meiste Zeit über wird hier jedoch eine Menge an nackter Haut gezeigt. Diese armen Schauspielerinnen verbringen beinahe den gesamten Film damit oben ohne herum zu hüpfen, gefesselt zu sein oder sich simulierten Vergewaltigungsversuchen zu erwehren. Man kann sich kaum vorstellen, dass dies eine tolle Schauspielerfahrung für Sonja Jeannine (Donna), Diane Drube (Anna), Gillian Bray (Brenda), Tamara Elliot (Karin) und Deborah Ralls (Celia) gewesen sein sollte. Nun ja, das sind eben die Opfer, die man bringen muss, wenn man in einem Film über fünf von Piraten entführte europäische Frauen mitspielt, die Kung Fu lernen und sich an ihren Entführern rächen. Der Streifen scheut jedenfalls nicht davor zurück, so „trashig“ zu sein, wie es eben nur geht, wobei man zugeben muss, dass die fast ununterbrochene Nacktheit der Frauen dem Film eine Realitätsqualität verleiht, die er ansonsten nicht vorweisen könnte. Gestaltet sich diese Nacktheit als überflüssig? Selbstverständlich, doch aufgrund der unerbittlichen Aggressionen der Bösewichte verliert man die Angst und Verletzlichkeit der Frauen nie aus den Augen. Obwohl der Film eine Exploitation-Sexkomödie mit Kung-Fu Elementen darstellt, sich also ziemlich weit von einem Film mit Botschaft entfernt, konfrontiert er einen trotzdem mit den Schrecken des Menschenhandels sowie den Opfern des Sexhandels auf eine überhöhte, viszerale Art und Weise.

Karate, Küsse, blonde Katzen wurde gemeinsam vom österreichischen Softcore-Filmemacher Ernst Hofbauer (Rapid Film, München) und Chih-Hung Kuei, einem aufstrebenden Schock-Künstler der Shaw Brothers Studios, inszeniert. Folglich fühlt sich der Streifen einerseits genauso wie ein Shaw-Film an und andererseits überhaupt nicht wie ein Shaw-Film an, was schwierig zu beschreiben ist. Ein recht offensichtlicher visueller Hinweis besteht darin, dass der traditionelle Shaw-Aufnahmestil hier weitgehend fehlt, also erwarte man nur wenige Snap-Zooms und dergleichen. Das lässt vermuten, dass Hofbauer für den größten Teil der Regiearbeit verantwortlich gewesen ist, zumal Karate, Küsse, blonde Katzen auch viele Aufnahmen der gleichen alten Shaw-Sets aus neuen und völlig anderen Blickwinkeln enthält. Sollte man ein Hardcore-Shaw-Brothers-Fan sein, so wird man dies recht schnell zur Kenntnis nehmen. Es gestaltet sich so, als würde man etwas enorm Vertrautes aus einer ganz anderen, neuen Perspektive betrachten.

Die Action gestaltet sich reichhaltiger, als gedacht und erweist sich überraschenderweise auch als kompetent, wenn man bedenkt, dass die fünf europäischen Hauptdarstellerinnen noch nie zuvor in einem Kung-Fu-Film mitgespielt haben! Selbstverständlich stehen sie dabei auf recht wackligen Beinen, liefern aber trotzdem annehmbare Arbeit ab, wodurch sich der Spaß vervielfachen kann, während der Flick so langsam in sein actiongeladenes Finale übergeht. Donna (Sonja Jeannine) kann man dabei am meisten „bewundern“, wobei sie schon Einiges an Tanz- und/oder Kampfsporterfahrung gehabt haben muss, da sie es bestens versteht aufeinanderfolgende Tritte und Schwerthiebe mit Leichtigkeit zu bewältigen. Jedes Mädchen lernt zudem auf amüsante Art und Weise eine Spezialtechnik (wie das Härten der Handflächen durch Schlagen auf glühende Ziegelsteine usw.), doch leider spielen diese Elemente in den eigentlichen Kämpfen kaum eine Rolle. Außer die Technik des Olivenkernspuckens, die recht oft zur erfolgreichen Anwendung gebracht wird und einem einfach Appetit auf mehr von diesen seltsamen, einfallsreichen Techniken macht.

Simon Chiu Yee-Ang kümmerte sich um die Choreografien und obwohl es sich hauptsächlich „nur“ um schlagende sowie tretende Bewegungen mit Armen und Beinen handelt, befinden sich sogar einige Momente von purer Brillanz darunter. Fast alle dieser Momente beziehen sich auf Hsieh Wangs Charakter Chao sowie dessen unglaublichen Pferdeschwanz. Dieser Pferdeschwanz vermag es nämlich jemanden mitten in der Luft zu packen und ihn durch die Wand eines baufälligen Gebäudes zu schleudern! Diese „Waffe“ kann sogar eine ganze Treppe einreißen, was schon ziemlich beeindruckend ist, um es noch gelinde auszudrücken. Natürlich möchte man mehr davon sehen, doch dann muss man sich damit zufrieden geben, diese Momente immer wieder zurück zu spulen. Hua Yuehs Ko Pao (Ko Mei Meis Bruder) darf auch in einigen Sequenzen glänzen, doch ehrlich gesagt wird er hier eher wie ein Gast-Star, als ein legitimer Co-Star zum Einsatz gebracht. Komischerweise wird der Kampf zwischen Chao und Ko Pao, gleich nachdem die Beiden losgelegt haben, aus irgendeinem unerfindlichen Grund schnell beendet. Buh!

Ungeachtet der kleinen Probleme, die man hier und da mit dem Streifen haben kann, repräsentiert Karate, Küsse, blonde Katzen einen verdammt unterhaltsamen Exploitation-Flick. Zu beobachten, wie die Mädels innerhalb von nur wenigen Tagen (?!) von gefesselten Gefangenen (die gezwungenermaßen rohe Eingeweide von Seeschlangen essen müssen) zu mächtigen Kung-Fu und Schwertkämpferinnen heranreifen, kann einem schon eine amüsante Zeit bescheren, wobei der Film natürlich keinem „traditionellen“ Publikum zu empfehlen ist. Sollte man diese Art von Film jedoch mögen, so erweist er sich als sehr empfehlenswert!

Die Nummer 12 der Shaw-Brothers-Collector’s-Edition ist endlich da!!! filmArt bringt Karate, Küsse, blonde Katzen in Form einer Blu-ray Veröffentlichung heraus, die wieder einmal über eine hervorragend saubere Bildqualität (2,35:1; 1080p) verfügt. Der Ton bietet mit der deutschen eine Spur, die befriedigend gut klingt. Hierfür können englische Untertitel zugeschaltet werden. Als Extras beinhaltet die VÖ ein Artbook mit dem kompletten deutschen Aushangfotosatz des Films, den deutschen Kinotrailer und die deutsche Super-8-Fassung. Ach ja, an ein Wendecover mit alternativem Covermotiv ist ebenfalls gedacht worden.

Bemerkungen:

  • Verpackung: Farbiges Keep Case
  • Limitiert auf 1000 Exemplare
  • Weltweite Blu-ray-Premiere
  • Neue 4K-Restauration in Zusammenarbeit mit LSP Medien

Bei OFDb oder Amazon bestellen

Freigabe: ungeprüft

Laufzeit: ca. 92 Minuten

Regionalcode: RC ABC

Bildformat: 2,35:1 (1080p)

Tonformat: Deutsch (DTS-HD Master Audio 1.0)

Untertitel: Englisch

Oder diese Edition bei OFDb bestellen

Das Bildmaterial stammt selbstverständlich nicht von diesen Editionen !!!

Diese Editionen wurde uns freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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