Kitosch – Der Mann der aus dem Norden kam / Kitosch, l’uomo che veniva dal Nord

Die kanadische Armee hat eine Ladung Goldbarren im Wert von einer halben Million Dollar nach Fort Eagles zu transportieren. Doch auf dem Weg dorthin lauert Gangsterboss McCoy mit seiner brutalen Bande. Der Scout Kitosch hat daher kaum Lust, den Transport zu übernehmen. In dem sie den Gold- als Leichentransport tarnen, gelingt es den Rotröcken trotzdem, das Gold sicher an den Bestimmungsort zu bringen. Doch ist Fort Eagles leider bereits von der McCoy-Truppe brutal überfallen worden und die Besatzung dort massakriert worden. (Schröder Media)

Bei Kitosch – Der Mann der aus dem Norden kam handelt es sich um einen solala Tortilla Western, der von Jose Luis Merino mittelmäßig inszeniert worden ist. Dieser Gazpacho Western befasst sich mit den Rojas Casacas oder Red Long Coats der berittenen Polizei, die entlang der Grenze zwischen den USA und Kanada operiert. David Kitosch (George Hilton) ist ein verrückter Pfadfinder in Wildleder-Kleidung, der als Scout für die Royal Canadian Mounted Police dient und gern auf der wilden Seite lebt. Der betrügerische und unzuverlässige Schlingel hatte eine Affäre mit der Frau des Indianer-Häuptlings Weißer Wolf, der ihn deshalb skalpieren will. Kitosch entkommt Weißer Wolf sowie dessen Kriegern und sucht Zuflucht in Fort Benson. Kaum hat er die Festung betreten, wird er vom Kommandanten, der ihn aufhängen will, in Handschellen gelegt und eingesperrt. Kitosch könnte allerdings auch der Schlinge entkommen, wenn er sich bereit erklärt, einen Konvoi zu führen, der fast eine Million Dollar an Goldbarren an Board hat. David schließt sich Major Zachary Baker (Piero Lulli) und seinem Team (Enrique Avila, Ricardo Palacios) an, die sich schon sehr bald Verfolgungen, extremen Risiken, Übergriffen, Verrat und unerwarteten Angriffen der Indianer ausgesetzt sehen. Unterwegs treffen sie noch auf eine Gruppe von Mädchen, die sich in Not befinden (Krista Nell, Veronica Lujan, Claudia Gravy). Doch als sich David als kanadischer Mountie verkleidet, beginnen die Dinge erst richtig schief zu gehen.

Dieser Paella-Western im Sub-Genre-Stil stellt einen eher unterdurchschnittlichen Film dar, der sich einem kanadischen Thema annimmt, ähnlich wie Unconquered (Die Unbesiegten, 1947) von Cecil B. De Mille und The Canadians (Die rote Schwadron, 1961) von Burt Kennedy, da der Film eher den amerikanischen Vorbildern folgt, als den italienischen. Andere spanische Western über die kanadische berittene Polizei repräsentieren Mestizo (Mountains, 1966) von Julio Buchs, I tre del Colorado (Drei aus Colorado, 1965) von Amando De Ossorio und La carga de la policía montada (Cavalry Charge, 1964) von Ramón Torrado, in denen es sich um ähnliche Ereignisse dreht: Kämpfe zwischen „Indianern“ und Rotröcken. Der Film kommt ohne viel Gewalt aus, obwohl es viele Todesfälle zu betrauern gibt. Außerdem enthält der Streifen eine aufregendes und spektakuläres Finale (wenn auch in miesem Tempo), einschließlich Hunderten von Extras, als das Regiment von Indianern belagert wird. Allerdings scheint niemand Kleidung zu tragen, die älter als eine Woche ist, während moderne Polizei-Pistolen neben offensichtlichen Requisiten verwendet werden, bei denen kaum oder gar kein Wert auf Authentizität gelegt wurde. Manche Figuren benutzen Messer, die brandneu und nicht geschärft zu sein scheinen.

Kitosch wird von George Hilton gespielt, der es als mutiger Scout mit der Schauspielerei stark übertreibt. Hilton spielte in vielen Italo- / Chorizo-Western wie I Due Figli Di Ringo (Two Sons of Ringo, 1966), Le colt cantarono la morte e fu… tempo di massacro (Django – Sein Gesangbuch war der Colt, 1966), Un poker di pistole (Poker mit Pistolen, 1967), Ognuno per se (Das Gold von Sam Cooper, 1968), Uno di più all’inferno (Django – Melodie in Blei, 1968), Il momento di uccidere (Django – Ein Sarg voll Blut, 1968) und vielen mehr. Auch in anderen „Genres“ wie dem Giallo trat er oft auf: La coda dello scorpione (Der Schwanz des Skorpions, 1971), Lo strano vizio della signora Wardh (Der Killer von Wien, 1971) und Tutti i colori del buio (Die Farben der Nacht, 1972), um nur einige wenige zu nennen. Weitere bekannte Gesichter aus spanischen und/oder italienischen Western sind Gustavo Rojo, Luis Barboo, Ricardo Diaz, Rafael Vaquero, Veronica Lujan, Claudia GravyPiero Lulli und Ricardo Palacios, der wieder einmal den Part des comic relief übernehmen darf. Die Fotografie von Fausto Rossi könnte ein richtiges Remastering vertragen, fängt die mannigfaltigen Drehorte (Aldea Del Fresno, Colmenar Viejo, Las Rozas, Manzanares, Navacerrada und Madrid) allerdings prächtig ein. Die atmosphärische und eindrucksvolle Musik wurde von Angelo Francesco Lavagnino beigesteuert. Produziert wurde der Film von Jose Frade/Atlantida Productions, die in den 60er und frühen 70er Jahren mehrere Western finazierten, wie Los Cuatreros (Texas Jim, 1965), Mestizo (Mountains, 1966), La sfida dei MacKenna (Challenge Of The McKennas, 1970), Il Mercenario (Mercenario – Der Gefürchtete, 1968), Vamos a matar, compañeros (Lasst uns töten, Companeros, 1970), 20.000 dollari sporchi di sangue (The Kidnapping, 1969) und Si può fare… amigo (Der Dicke in Mexico, 1972) unter anderen.

Der Film wurde von Jose Luis Merino professionell aber allenfalls mittelmäßig inszeniert und fällt deswegen eher unterdurchschnittlich aus. Merino war ein geschickter und erfolgreicher Regisseur, der oft dieselben Schauspieler wie Stelvio Rossi, Peter Lee Lawrence, George Hilton und Charles Quiney engagierte. Er hat für zahlreiche Filme in allen Genres Drehbücher geschrieben und/oder Regie geführt, darunter solche Streifen wie La orgía de los muertos (Der Totenchor der Knochenmänner, 1973); Colpo Sensazionale al Servicio Del Sifar (Crime Story, 1968); Ancora dollari per i MacGregor (Death Seeks a Man, 1970); Réquiem para el gringo (Requiem für Django, 1968), Quel caldo maledetto giorno di fuoco (Django spricht kein Vaterunser, 1968); La battaglia dell’ultimo panzer (Monte Cassino, 1969), Comando al infierno (Höllenkommando, 1969); Hora cero: Operación Rommel (Panzerschlacht an der Marne, 1969); Consigna: matar al comandante en jefe (When heroes die, 1970) und seine erfolgreichsten Filme: Tarzán en las minas del rey Salomón (Tarzan and King Salomon’s mines, 1973), Robin Hood, l’invincibile arciere (Robin Hood: the Invincible Archer, 1970), La rebelión de los bucaneros (Totenkopf auf weißen Segeln, 1972), Zorro il cavaliere della vendetta (Zorro, Rider of Vengeance, 1971) und El Zorro de Monterrey (Zorro the Invincible, 1971).

Schröder Media / Savoy Film bringt Kitosch – Der Mann der aus dem Norden kam auf DVD heraus. Allerdings kann die DVD auf technischem Gebiet nur wenig überzeugen. Das Bild (deutsche Kinofassung, 81min) wird in 1,85:1/16:9 präsentiert und kann als wirklich schlecht bezeichnet werden. Es macht den Anschein, als würde es sich hier um einen schnöden VHS-Rip handeln. Außerdem ist das Format leicht beschnitten. Die englische Version (95min) präsentiert sich in grottenschlechter Bildqualität sowie in unerträglichem 4:3-Format (siehe screenshots). Beim Ton (DD 2.0) stehen die deutsche und englische Spur zur Verfügung, die beide gut klingen (wobei die Englische eher etwas sonderlich blechern klingt). Untertitel können nicht zugeschaltet werden. Die Kürzungen beziehen sich lediglich auf Dialoge. Ein Wendecover ohne FSK Logo ist vorhanden. Letztendlich mag man bei diesem Produkt keine Kaufempfehlung aussprechen. Der Film kann höchstens als unterdurchschnittlich deklariert werden, wobei die technische Qualität der DVD sehr zu wünschen übrig lässt.

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Darsteller: George Hilton, Krista Nell, Piero Lulli, Enrique Avila, Ricardo Palacios
Regisseur(e): Jose Luis Merino
Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1 bzw 4:3 bei der Englischen FAssung
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Schröder Media Handels GmbH
Produktionsjahr: 1969
Spieldauer: 81 Minuten Deutsch, 95 Minuten Englisch

Diese DVD sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Schröder Medien zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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