La lama nel corpo – Die Mörderklinik

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Es ist Nacht. In den düsteren Gängen der abgelegenen Nervenheilanstalt von Dr. Robert Vance werden binnen kürzester Zeit mehrere junge Frauen mit einem Rasiermesser ermordet. Die neue Krankenschwester, Mary, bemerkt schnell, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Angestellten des Anwesens verhalten sich merkwürdig. Jeder scheint vor Mary Geheimnisse zu haben. Allen voran Dr. Vance, der im oberen Teil des Hauses ein ganz persönliches Geheimnis hütet. Die Morde werden immer bestialischer. Gerade als Mary die Polizei rufen will, scheint der Täter gestellt: Fred, ein an Schizophrenie leidender Patient der Klinik, ist aus seiner Zelle ausgebrochen … und das nächste Opfer lässt nicht lange auf sich warten. (filmArt)

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Die Mörderklinik wurde von Ernesto Gastaldi nach einem Roman mit dem Titel The Knife in the Body, der angeblich von Robert Williams geschrieben worden sein soll, für die Leinwand adaptiert. Nach Gastaldi wurde das Buch tatsächlich von Lionello DeFelice geschrieben und der Film trägt nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit seinem Quellmaterial. Wie man sehr bald erkennen kann, wandelt La lama nel corpo an der Grenze zwischen Gothic-Horror und Giallo. In diesem Zusammenhang kommt einem  schnell Mario Bavas Der Dämon und die Jungfrau (1963) in den Sinn, doch während Bavas Film nur mit den typischen Giallo Insignien flirtet und einen Großteil seiner Laufzeit der inneren Zerrissenheit seines Protagonisten widmet, befindet sich Die Mörderklinik, mit seiner breiten Palette an Ablenkungsmanövern und einem in Schwarz gekleideten, rasiermesserschwingenden Irren, sehr viel eher im Einklang mit dem traditionellen bzw. „klassischen“ Giallo. Interessanterweise greift der Streifen auch ein Thema aus Georges Franjus Meisterwerk Augen ohne Gesicht (1960) auf. Ein Teil des Plots befasst sich mit Dr. Vances Schuld an der körperlichen Entstellung seiner Schwägerin und seinem Versuch mit Hilfe einer Haut-Transplantations-Technik deren frühere Schönheit wieder herzustellen. Dieser Handlungsstrang spielt im weitern Verlauf des Films keine größere Rolle, erinnert aber daran, dass Franjus Film noch weitere Streifen wie Jess Francos Der schreckliche Dr. Orloff (1962) oder Robert Hartford-Davis‘ Die Bestie mit dem Skalpell (1968) inspirierte.

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Ein Großteil des Films beschäftigt sich damit seine Charaktere durch die bedrohlich wirkenden Flure der Klinik wandeln zu lassen, um scheinbar eine Begegnung mit dem wahnsinnigen Mörder heraufzubeschwören. Die Person des Dr. Vance wird so offensichtlich finster porträtiert, sodass Giallo-Kenner schon früh zu dem Schluss kommen werden, dass er unmöglich der Schuldige sein kann und auch wenn die Auflösung ziemlich vorhersehbar ist, erscheint sie doch logisch zu sein und Sinn zu ergeben. Während Gastaldi Kritik an den späteren Gialli wie zum Beispiel an denen von Dario Argento übt, sie seien zu oft leichtsinnig in Bezug auf Fragen der Logik, kann dies nicht von dessen eigenen Szenarien behauptet werden. Allerdings wird auf der anderen Seite der Charakterisierung der Protagonisten nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt, mit zu vielen Figuren, die untereinander austauschbar sind. Mit den offensichtlichen Ablenkungsmanövern wird es etwas übertrieben und das Tempo ist zuweilen ein wenig träge, die verschiedenen Schockmomente werden jedoch mit echtem Flair inszeniert.

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Produzent und Regisseur Elio Scardamaglia wurde 1920 geboren. Er hatte eine lange und relativ erfolgreiche Karriere als Produzent, zu seinem Output zählen u.a. Bavas Der Dämon und die Jungfrau (1963), Enzo G. Castellaris Django – Die Totengräber warten schon (Johnny Hamlet, 1968) und Federico Fellinis Die Clowns (1970), doch seine Tätigkeit als Regisseur begann und endete mit La lama nel corpo. Scardamaglia erweist sich im Umgang mit einzelnen Szenen qualifizierter als mit dem Film als Ganzem. Es gibt einige starke Sequenzen, insbesondere wo der Killer seiner (oder ihrer?) Beute in den dunklen Gängen der psychiatrischen Klinik nachstellt. Doch für jedes atmosphärische Set-Piece gibt es die gleiche Anzahl von statischen Momenten, die nur dazu entwickelt werden, um den Plot von Punkt A nach Punkt B zu bewegen. Kameramann Marcello Masciocchi und Komponist Francesco De Masi tun ihr Bestes, um die Atmospähre schaurig spannend zu halten und ihre Bemühungen können sehr geschätzt werden aber Die Mörderklinik bleibt dennoch ein unausgeglichener Thriller.

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William Berger verkörpert den undurchsichtigen Dr. Vance mit viel Charme. 1928 in Österreich geboren, zog es Berger zunächst nach Amerika, wo er am Broadway auftrat und Gastauftritte in verschiedenen Fernsehserien hatte, bevor er nach Europa zurückkehrte. Er wurde so etwas wie eine feste Größe des Italo-Kinos, wo er in etlichen Spaghetti-Western, darunter Von Angesicht zu Angesicht (1967), Sabata (1969) oder Keoma (1976), mitwirkte, aber auch in einigen Gialli, wie Mario Bavas Five Dolls for an August Moon (1970) und Tonino Valeriis My Dear Killer (1972) seine Aufwartung machte. Realen Horror erlebte Berger im Jahr 1970, als er und seine Frau wegen Drogenbesitz ins Gefängnis geworfen wurden. William musste schließlich freigelassen werden, seine Frau jedoch, verstarb aufgrund einer nicht vernünftig behandelten Krankheit im Gefängnis. William Berger blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1993 als Schauspieler aktiv. Die Nebenrollen sind zum Beispiel mit der Amerikanerin Harriet White Medin, deren lange und abwechslungsreiche Karriere als Schauspielerin und Dialogtrainerin Kollaborationen mit John Huston, Joseph Losey, Roberto Rossellini und Mario Bava beinhaltete, bestens besetzt. Medin war zu diesem Zeitpunkt bereits besonders prädestiniert die geheimnisvolle Haushälterin zu spielen, die sie mit der von ihr gewohnten Professionalität mimt. Das Gebäude der „Klinik“ würde später in Fernando Di Leos entwaffnend bekloppten Das Schloß der blauen Vögel (1971) wiederverwendet werden. Schon 1962 wurde das Anwesen von Riccardo Freda für seinen Klassiker The Horrible Secret of Dr. Hichcock (1962) genutzt.

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Die Mörderklinik erscheint als #7 der filmArt Giallo Edition in einer DVD/BluRay-Combo, ist erstmals deutschlandweit in High Definition erhältlich und auf 1000 Stück limitiert. Das Bild wird im 2,35:1 Format (1080p, FULL-HD) präsentiert und macht einen wirklich sehr guten Eindruck (vor allem im Vergleich mit der unrestaurierten Fassung), während auch beim Ton kein Grund zur Beschwerde besteht. Hier kann man zwischen der italienischen, englischen und deutschen Spur wählen, die sich alle klasse hören lassen. Möchte man sich den Film lieber im Originalton ansehen, so stehen deutsche Untertitel zur Verfügung. Als Extras beinhaltet die Combo, neben dem deutschen Kinotrailer zum Film in HD und weiteren Trailern der Giallo Edition, ein umfangreiches Artbook mit dem kompletten deutschen Kinoaushang, dem deutschen Werberatschlag sowie den italienischen Locandina (!). Ausserdem kann man sich neben einer unrestaurierten Fassung noch alternative Szenen ohne Nachtfilter und Szenen ohne Jumpcuts anschauen.  filmArt gelingt eine, wie nicht anders erwartet, tolle Veröffentlichung eines kleinen aber feinen Gothic-Horror/Giallo-Hybriden, der sicherlich nicht im Fahrwasser der Großen der Genres schwimmt aber dennoch bestens zu unterhalten weiss. Auf jeden Fall mehr als ein Blick wert!

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Die Mörderklinik

  • Darsteller: William Berger, Mary Young, Barbara Wilson, Harriet Medin, Rossella Bergamonti
  • Regisseur(e): Elio Scardamaglia
  • Format: Limited Edition, Widescreen
  • Sprache: Italienisch (DTS HD), Deutsch (DTS HD), Englisch (DTS HD)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
  • FSK: Nicht geprüft
  • Produktionsjahr: 1966
  • Spieldauer: 93 Minuten

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Diese BluRay sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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Eine Antwort

  1. Christoph sagt:

    Zur restaurierten/unrestaurierten Fassung sollte aber doch angemerkt werden, dass die unrestaurierte Fassung nicht mit Filtern nachbearbeitet wurde und daher zwar viele Kratzer und Verschmutzungen, aber dennoch das insgesamt weit schärfere, natürlichere und daher letztlich auch bessere Bild zeigt.