Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel / Mad Max Beyond Thunderdome

Der Ex-Cop Max Rockatansky (Mel Gibson) streift noch immer allein durch das unwirtliche australische Outback. Nachdem ihm jedoch sein Vehikel gestohlen wird, vermutet er das Gefährt wie auch den Dieb in Bartertown. Die Bewohner der postnuklearen Stadt leben vor allem vom Tauschhandel. Doch Bartertown ist zweigeteilt. Oben herrscht die Gründerin und Gesetzgeberin Aunty Entity (Tina Turner), unten das „Brain-muscles“-Gespann Master-Blaster (Angelo Rossitto und Paul Larsson), das auch die Energiegewinnung der Stadt unter seiner Kontrolle und damit Aunty Entity in seiner Abhängigkeit hält. Max wird von dieser ein Deal vorgeschlagen: Er soll in der berüchtigten Donnerkuppel, einem Gladiatorenkäfig für blutige Zweikämpfe, gegen Master-Blaster antreten. (Warner Bros. / Universal Pictures)

Der dritte Eintrag in der Mad Max Reihe, Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel, weicht vom essentiellen Verfolgungsformat ab, das von seinen beiden Vorgängern etabliert wurde. Obwohl der Film ein Erfolg war und der Spruch „zwei Männer gehen rein, ein Mann kommt raus!“ damals zu einem Slogan geworden war, gehen die Meinungen dahingehend auseinander, ob sich Thunderdome auf dem Niveau der ersten beiden Teile befindet. Selbst seine leidenschaftlichsten Fans müssen wohl zugeben, dass Jenseits der Donnerkuppel nicht den selben Adrenalinschub vermitteln kann, wie Mad Max – Der Vollstrecker es zu tun vermag. Während des Mittelteils fährt das Tempo für längere Zeit etwas runter – als Max von einer Gruppe verlorener Kinder in der Wüste halb verdurstet aufgelesen wird – und nimmt erst gegen Ende mit einer wilden Verfolgungsjagd wieder (buchstäblich) Fahrt auf. Einige Zuschauer führten die gemachten Veränderungen auf die Beteiligung des Studios zurück, da Donnerkuppel der erste Film der Serie war, der von Warner Bros. Ko-finanziert wurde. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Drehbuchautor und Regisseur George Miller sowie Co-Autor Terry Hayes (Vertical Limit, 2000) erkannten, dass sie dieselbe Geschichte nicht auch noch ein drittes Mal erzählen konnten.

Miller hat wiederholt verkündet, dass er Der Vollstrecker als Chance betrachtete Mad Max mit einem höheren Budget, mehr Drehzeit und dem Vorteil von größerer Erfahrung neu auflegen zu können. Während des Entstehungsprozesses überlagerte er den Streifen mit einer bestimmten Mythologie, die die Geschichte zu einer Legende machte. Nachdem Max seine Familie verloren und den Humungus besiegt hatte, konnte man ihn nicht einfach ein drittes Mal auf den Straßen hin und her rasen lassen, so als wäre nichts gewesen. Er musste einen veränderten Mann mit einem verschiedenartigen Abenteuer repräsentieren. Der erste Schritt bestand darin, den Zustand der Welt genauer zu bestimmen. In den ersten beiden Filmen war die Gesellschaft zusammengebrochen, wobei die Details allerdings nur ziemlich vage dargestellt wurden. In Donnerkuppel lassen sich explizite Berichte über einen Atomkrieg finden. Die alte Welt ist für immer verschwunden. Welche Rolle kann Max in der Neuen spielen? Um das Publikum gleich zu Beginn wissen zu lassen, dass es sich hier um einen veränderten Max handelt, eröffnet Miller den Film mit dem ehemaligen Vollstrecker (Mel Gibson), der ein von Kamelen gezogenes Fahrzeug lenkt. Der einstige Geschwindigkeitsdämon, der gerade nicht von „dem kostbaren Saft“ Benzin angetrieben wird, ist zu einem Wüstennomaden geworden, der in der allerersten Szene des Films von einem Flugzeugpiloten namens Jedediah von seinem Vehikel gestoßen wird. Die Rolle des Jedediah wurde von demselben Schauspieler (Bruce Spence) übernommen, der den Gyro-Captain in Der Vollstrecker verkörpert hatte.

Er stellt eine besser ausgestattete Version seines Vorgängers dar (mit einem besseren sowie schnelleren Flugzeug) und arbeitet mit seinem Sohn Jedediah Jr. (Adam Cockburn) zusammen. Obwohl sich diese Vater-Sohn-Beziehung als comic relief ausspielt, steht das Thema der Zusammenarbeit zwischen den Generationen dennoch im Mittelpunkt des Films. Während es sich in den ersten beiden Mad Max-Filmen um Raubtiere handelte, die am Kadaver einer sterbenden Gesellschaft nagten, dreht es sich bei Donnerkuppel um diejenigen, die versuchen, diese Gesellschaft nach ihrer Vernichtung wieder aufzubauen. Auf seinen Streifzügen begegnet Max zwei sehr unterschiedlichen Beispielen solcher Versuche. Das erste Beispiel repräsentiert Bartertown, das von Max als ein „Drecksnest“ beschrieben wird. Bartertown stellt eine Parodie auf den Kapitalismus dar, die von Aunty Entity (Tina Turner, in einem imposanten Metall-Ketten-Kostüm, das so schwer gewesen sein soll, sodass sie sich kaum bewegen konnte) regiert wird. Bartertown dreht sich zwar eher um Erpressung, als um echte Ökonomie, hat jedoch die einzige Alternative zum absoluten Chaos anzubieten. Tantchens vereinfachtes „Gesetz“ hat einen grundlegenden Friedenssicherungsmechanismus aufzuweisen: Streitigkeiten werden durch Gladiatorenkämpfe in der Arena (die als Donnerkuppel bekannt ist) beigelegt. Ihre private Armee, angeführt von Ironbar (Angry Anderson), setzt ihren Willen durch.

Außerdem hat sie einen Rohstoff in ihrem Sortiment, den sonst niemand anbieten kann: Strom, der durch Methangas einer riesigen unterirdischen Schweinefarm erzeugt wird, die von einem technisch versierten kleinwüchsigen Mann namens Master (Angelo Rossitto) beaufsichtigt wird. Und genau dieser Master, der in der Person von Blaster (Paul Larsson —> ein behelmter Riese von enormer Stärke, der jedem Befehl des Masters gehorcht) seine eigene Ein-Mann-Privatarmee hat, bedroht Tantchens Kontrolle über Bartertown. In einem geheimen Deal heuert die Tante unseren „strammen“ Max an – der vom Zeremonienmeister Dr. Dealgood (Edwin Hodgeman) scherzhaft als „Der Mann ohne Namen“ angekündigt wird – um Blaster in einer Donnerkuppel-Konfrontation zu eliminieren. Das Ergebnis erweist sich als eine der originellsten und bekanntesten Sequenzen des Films, vor allem, weil sie sich von den ersten beiden Teilen stark abgrenzt. Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel schaltet in seinem Mittelteil einige Gänge runter, als Max in einer versteckten Oase, die sich inmitten der kargen Einöde befindet, auf ein zweites und völlig anderes Beispiel einer wiederhergestellten Gesellschaft stößt. Diese besteht ausschließlich aus Kindern und Jugendlichen, die Überlebende eines Flugzeugabsturzes sind, das vor dem, was die Kinder als „Pocky-Clypse“ bezeichnen, fliehen wollte.

Der Kapitän des Flugzeugs, Walker, sowie die überlebenden Erwachsenen machten sich schließlich auf die Suche nach anderen Überlebenden, kehrten jedoch nie zurück. Sich selbst überlassen, haben die Kinder – angeführt von den Jugendlichen Savannah Nix (Helen Buday) und Slake (Tom Jennings) – aus Erinnerungsfragmenten und zufallsbedingten Gegenständen, die den Absturz überstanden haben, ihre eigene soziale Ordnung, Sprache und Geschichte geschaffen. Sie warten auf die Rückkehr von Captain Walker, von dem sie glauben, dass er sie wie ein Messias retten wird, indem er sie ins „Tomorrow-morrow Land“ führt. Als Savannah Nix unseren halbtoten Max in der Wüste auffindet, hält sie ihn für Captain Walker. Der erschöpfte Überlebende der Donnerkuppel tut jedoch alles, um die Rolle des Retters nicht annehmen zu müssen, was sich diese Kinder wiederum sehr stark wünschen. Als er einst Pappagallos Einladung ablehnte, sich dem Kampf gegen Humungus anzuschließen, glaubte Max noch daran, er könne für immer allein leben und hinter dem Steuer durch das Ödland rasen. Jetzt ist er nur noch müde.

Er hat bereits gesehen und durchlebt was es da draußen so alles gibt und ist der Überzeugung, dass sich die Kinder schon an dem Ort befinden, der für sie am besten ist. Erst als sich eine rebellische Gruppe unter der Führung von Savannah heimlich auf die Suche nach Tomorrow-morrow Land macht, sieht sich Max zum Handeln gezwungen. Seine Rettungsmission führt ihn unweigerlich zurück nach Bartertown und zu seiner alten Feindin Aunty Entity. Miller wurde vorgeworfen, er habe Donnerkuppel nur aus einem Grund mit einer Verfolgungsjagd enden lassen, nämlich um die Erwartungen der Mad Max-Fans erfüllen zu können. Für einige Kritiker fühlte sich dieses Ende wie nachträglich angehängt an. Tatsächlich ist die aufwendige Flucht mit der Lokomotive (die Bartertowns Underworld antreibt) jedoch ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Tantchen und ihre Verbündeten haben große Anstrengungen unternommen, um ihre neue Stadt als Inbegriff der Zivilisation zu präsentieren, doch als sie ihre Energiequelle bedroht sehen, offenbaren sie ihre wahre Natur. Während sie in ihre Fahrzeuge springen und damit durch die Wüste rauschen, sind sie von den Schergen des Humungus nicht zu unterscheiden und obwohl die Zugsequenz nicht so lange andauert, wie die Tankerjagd in Der Vollstrecker, erinnert sie visuell sehr stark an dieses opernhafte Demolition Derby. Mit einigen Unterschieden landet Max letztendlich an der gleichen Stelle wie in Der Vollstrecker. Er nimmt Abschied von den Gründern einer neuen Gesellschaft, die sich immer an ihn erinnern werden.

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel hat vielleicht nicht den ununterbrochenen Adrenalinstoß von Mad Max oder Der Vollstrecker zu bieten, doch es handelt sich um einen zum Nachdenken anregenden Film mit einer reichen visuellen Textur, die mit dem Alter gewachsen ist und es bei neuerlichen Betrachtungen sehr gut versteht zusätzliche Schichten zu enthüllen. Drehbuchautor und Regisseur George Miller hätte den sicheren Weg gehen können, indem er die bereits bestens bekannte Formel nur leicht abgeändert inszeniert hätte, doch stattdessen versuchte er ernsthafte Fragen darüber aufzuwerfen, was ein Mann wie Max als nächstes tun könnte, wobei sich die Ergebnisse zwar in andere interessante Richtungen verzweigen, dem Franchise währenddessen allerdings treu bleiben. Der Film ist Millers langjährigem Partner Byron Kennedy gewidmet, der bei einem tragischen Hubschrauberabsturz ums Leben kam, als er nach Drehorten für den Film suchte. Sehr empfehlenswert.

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  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Ogilvie, George, Miller, George
  • Medienformat:‎ 4K
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 47 Minuten
  • Darsteller:‎ Gibson, Mel, Turner, Tina, Spence, Bruce, Anderson, Andy, Thring, Frank
  • Untertitel: ‎Englisch, Chinesisch, Tschechisch, Dänisch, Niederländisch, Spanisch, Finnisch, Französisch, Ungarisch, Koreanisch, Norwegisch, Polnisch, Rumänisch, Schwedisch
  • Sprache: ‎Italienisch (Dolby Digital 2.0), Ungarisch (Dolby Digital 1.0), Polnisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0), Tschechisch (Dolby Digital 1.0), Englisch (DD 5.1 Surround), Französisch (Dolby Digital 2.0), Spanisch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio:‎ Warner Bros. (Universal Pictures)

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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