Major Dundee (Sierra Charriba)

Sierra Charriba - Major Dundee

Major Dundee (Sierra Charriba) ist ein Western-Abenteuer von Sam Peckinpah (Bring me the Head of Alfredo Garcia) aus dem Jahr 1964. Major Amos Dundee (Charles Heston) leitet ein Kriegsgefangenenlager an der Grenze zu Mexiko. Der nicht gerade begehrte Posten, den er wohl eher zur Strafe bekommen hat, wird durch regelmäßige Indianerangriffe und niedrige Truppenmoral erschwert. Als der Apachenhäuptling Charriba einen seiner Außenposten überfällt und eine Familie entführt, will er ihm uns einen Kriegern nachstellen. Da er jedoch keine solide Armee hat, rekrutiert er kurzerhand Gefangene, angeführt von Captain Tyreen (Richard Harris), einem Südstaatler und ein Erzrivale von Dundee. Der ist allerdings trotzdem ein Ehrenmann und Offizier, und er vertraut ihm die Führung einer wild zusammengeschusterten Verbrechertruppe, mit denen sie losziehen. Als sie die Grenze überqueren durchschreiten sie nicht nur internationales Territorium und es wird eine persönliche Vendetta aus dem Feldzug, es entfaht auch den Konflikt zwischen Tyreen und Dundee, und am Ende stehen sie zwischen den Apachen, der Mexikanischen Armee und den Gesetzeshütern nördlich der Grenze….

Sierra Charriba - Major Dundee

Der Film ist nicht nur Vorbote von The Wild Bunch, sondern zeigt auch ganz viele Parallelen auf – mal davon abgesehen dass Peckinpah Jahre später viel der gleichen Locations und Schauspieler wieder nutzt. In gewisser Weise war es auch für Peckinpah eine wegweisende Erfahrung – und nicht unbedingt in positiver Hinsicht. Man nahm ihm das Projekt am Ende weg – deswegen hat man hier auch zwei Versionen vor sich. Er lernte seine eigenen Grenzen kennen (manche sagen das war ein zu großes Projekt zu früh in seiner Karriere), aber er lernte auch die Grenzen von Hollywood kennen. Während er später seine wilde Horde durch quasi bekanntes Terrain lotsen konnte, und sich bei den Schauspielern um weitgehend auf „seine Leute“ stützten durfte, kämpfte er hier auf neuem Terrain, mit anderer Leute Geld, frischen Gesichtern und noch nicht mit dem Standing das er sich anschließend noch erarbeiten musste.

Sierra Charriba - Major Dundee

Peckinpah war auch nicht der einfachste Regisseur, das bezeugen auch die diversen Zeitzeugen, aber er war ein kreatives Genie das genau wusste was er an filmischer Vision vor sich hatte. Er war auch ein guter Handwerker und ein harter Arbeiter. Wäre das nicht gewesen, hätte dieses Projekt wohl noch schwerere Rückschläge erlitten. So ist das was heute davon übrig bleibt, egal ob man nun sich mit der Kinoversion zufrieden gibt oder die lange erwartete Rekonstruktion seiner Vision genießt, ist ein ziemlich monumentales Werk, eigenwillig und größenwahnsinnig, aber auch tiefgreifend und unterhaltsam. Von politischen Botschaften hin zu einem seiner Lieblingsthemen: Konflikte zwischen Männern, und Gewalt. Sierra Charriba hat jede Menge Substanz im Gepäck und ist weit mehr als eine Pferdeoper.

Sierra Charriba - Major Dundee

Außerdem darf man sich über eine junge Senta Berger beim Plantschen freuen, während der Rest der Besetzung Berichten zu Folge sich Wochenlang nicht gewaschen hat, um den Film realistisch erscheinen zu lassen. Wie dem auch sei, ich finde die Besetzung ist ziemlich gut gelungen. Ob Mario Adorf als Mexikaner, Charlton Heston als hochnäsiger Offizier, Richard Harris als Südstaatler oder James Coburn als Fährtenleser (na gut an seinen Bart muss man sich gewöhnen). Ein rundum interessanter Film, der trotz seiner Schwächen (Sam- sowie Studio-verursacht) spannend und unterhaltsam ist und wirklich Wert, ihn hier neu zu entdecken.

Zum 40. Jubiläum des Films wurde im 2005 eine „Extended Version“ getaufte Restauration des Films uraufgeführt, die einige verschollene Szenen wiederherstellt und der Vision von Peckinpah sehr nahe kommt. Diese Version bügelt viele Fehler der Kinofassung aus, füllt Lücken in der Story und stellt Einleitungen und Charakterhintergründe wieder weitgehend her, denn damals fielen fast 1/3 von Peckinpahs Arbeit dem Schneidetisch zum Opfer. Außerdem wurde die Tonspur komplett erneuert, auch weil damals im Kino durchaus unfertig produzierter Ton zum Einsatz kam. Zudem heuerte man Christopher Caliendo an um einen komplett neuen Soundtrack zu komponieren. Der klingt zwar bombastisch und hochwertig, aber leider auch etwas anachronistisch und passt eher in einen Mainstream-Edelwestern als in ein ruppiges Peckinpah-Epos. Da der Original-Score von Daniele Amphiteatrof auch nicht perfekt war und von Bresler richtig geschunden wurde, war auch das nicht optimal.

Sierra Charriba - Major Dundee

Die BuRay liefert sehr solides Bild, das den Film in neuem Glanz erscheinen lässt. Zwar ist es teilweise etwas blass, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch, denn es bietet durch die Bank einen knackigen, fast schon zu modernen, Look. Der Ton (Englisch getestet, und zwar in erster Linie die Neufassung) klingt auch sehr solide und gibt dem Film seinen epischen Touch. Der ursprüngliche Kinoton klingt auch gut, aber ist vermutlich Geschmacksache, vor rallem da man diesen ja unter anderem deswegen überarbeiteten musste und wollte, weil er damals unfertig und qualitativ nicht ausreichend war. Es sind letztlich zwei sehr unterschiedliche Tonspuren die zwei sehr unterschiedliche Filmerlebnisse abliefern, zwischen denen man hier wählen kann, und wahrscheinlich muss man den Film auch zweimal sehen unter diesen Parametern, um sich ihm zu nähern. In jedem Fall hat man damit beim Extended Cut drei Tonspuren: Deutsch, Englisch Neue Musik, Englisch Originalmusik – auf der Disc mit der Kinofassung kann man natürlich keine Wahl treffen – und es gibt Untertitel in Deutsch oder Englisch auswählbar.

Das Mediabook enthält ein umfangreiches eingeklebtes Booklet mit vielen Fotos, einem guten Text von Glenn Erickson, der auch einen Audiokommentar zu der Scheibe beisteuert, bei dem es ihm in erster Linie darum geht, die komplette Kontinuität der Story zu schildern. Der Film hat viel durchgemacht, und für die Hobby-Filmhistoriker unter euch dürfte das ein interessantes Erlebnis sein sich dem Film und seinem Entstehen anzunähern.

Auf der Disc des Extended Cut: Trailer der erweiterten Fassung 2005; Erweiterte- und entfallende Szenen; Audiokommentare (ein exklusiver mit Glenn Erickson von Cinesavant der sogar mit deutschen Untertiteln daherkommt, extrem informativ und informativ;, und den von der Twilight Scheibe mit Nick Redman, Paul Seydor – Autor von Peckinpah – The Western Films, Garner Simmons – Autor von Peckinpah – Portrait in Montage, und David Weddle – Autor von If they move ..kill ‚em, auch mit dt. untertiteln und auch total informativ ist, aber nicht ganz so unterhaltsam und enthusiastisch wie der von Erickson); Bildergalerien; Musiktonspur.

Auf der Disc der Kinofassung: Trailer der Kinofassung; Riding for a fall von 1965 (7min) ist eine interessanter kurzer TV Beitrag von Columbia der sich mit dem Stunthandwerk befasst, und am Dreh von Major Dundee gefilmt wurde; Mike Siegel: Passion and Poetry 2019 (The Dundee Odyssey) ist eine Exklusiv-Fassung 2019 in HD restauriert (75min); und es gibt auch noch eine Intro zum Passion and Peetry Projekt (46min) über Mike und seine Arbeiten zu Peckinpahs Werk und Leben; Musiktonspur. Insgesamt mit beiden Scheiben eine ganze Menge Extras, eine hervorragende Präsentation, tolle Aufmachung, super Qualität. Ein absoluter Kauftip.

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Major Dundee BluRay

Die BluRays wurden uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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