Mannaja – Das Beil des Todes / Mannaja / A Man Called Blade

VHS – Edition

Der Kopfgeldjäger Mannaja setzt 5.000 Dollar, die Prämie für seinen Gefangenen, beim Poker als Einsatz, gewinnt und lässt ihn frei. Er macht sich den korrupten, sadistischen Silberminen-Verwalter zum Todfeind und soll auf grausame Weise sterben. (VPS-Video)

Bei Mannaja – das Beil des Todes handelt es sich um einen (sehr) späten Genre-Eintrag (siehe Twilight Spaghetti Westerns) mit Maurizio Merli (der am ehesten für seine Darstellung verschiedener Kommissare in einer Reihe von poliziotteschi bekannt sein dürfte) in seinem einzigen Italo-Western-Auftritt. Er verkörpert einen Kopfgeldjäger mit dem Spitznamen Mannaja (Wurfbeil) wegen seiner überlegenen Fähigkeiten mit der Waffe. In der berüchtigten Eröffnungssequenz des Films wird dem Publikum präsentiert, wie er einen Gesetzlosen (Donald O’Brien) durch einen nebligen Sumpf verfolgt und ihn entwaffnet, indem er dem Mann mit seinem geworfenen Beil dessen Schießhand abhackt. Da er das Kopfgeld in der Bergbaustadt Suttonville nicht eintreiben kann, nimmt Mannaja das Angebot an, Deborah (Sonja Jeannine), die Tochter des Minenbesitzers (eines religiösen Puritaners namens McGowan aka Philippe Leroy) aufzuspüren. Deborah wurde angeblich von Banditen entführt, doch in Wirklichkeit ist die Entführung vom korrupten Mitarbeiter des Minenbesitzers Waller (John Steiner) – im Rahmen einer Verschwörung zur Übernahme der Kontrolle über die Stadt – durchgeführt worden. Mannaja wird von Wallers Männern gefangen genommen und bis zum Hals im Sand vergraben, um von der Sonne geblendet zu werden, doch die letzte Konfrontation mit Wallers Bande findet innerhalb der Mine statt, wo der vorübergehend erblindete Mannaja einen entscheidenden Vorteil hat.

Sergio Martino hat nur bei zwei Western Regie geführt (neben diesem hier gibt es noch den eher leichtherzigen Arizona si scatenò… e li fece fuori tutti / Der Tod sagt Amen, 1970), war jedoch (als Produktionsleiter oder Drehbuchautor) an einigen anderen bekannten Genre-Einträgen beteiligt, darunter die sehr zu empfehlenden Streifen 10.000 dollari per un massacro (Django – 10.000 Blutige Dollar, 1967) und Per 100,000 dollari t’ammazzo (Django – Der Bastard, 1967). Einige melodramatische Story-Elemente dieser Filme scheinen es sogar in das Drehbuch dieses Flicks geschafft zu haben. Mit einem (kurzzeitig) erblindeten Helden und einem Bösewicht im Rollstuhl kommen dem erfahrenen Italo-Western Liebhaber sofort andere klassische Genre-Einträge in den Sinn. Das Drehbuch ist als ziemlich brauchbar zu bezeichnen, auch wenn es ein paar Ungereimtheiten aufzuweisen hat: Mannaja scheint in Suttonville keinerlei Geschäften nachzugehen, außer ein Kopfgeld einzusammeln, doch plötzlich stellt sich heraus, dass dieser Minenbesitzer für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Handelt es sich hierbei etwa um einen nachträglichen Gedanken, um Mannajas Charakter besser dastehen zu lassen? Ansonsten wäre Mannaja nämlich genauso gierig und rücksichtslos rübergekommen, wie jeder andere Charakter in diesem düsteren, oft nihilistisch angelegten Western. Die einzige positive Figur repräsentiert die Hure-mit-Herz Angela (Martine Brochard, die sich in Mannaja verliebt, jedoch – bezeichnenderweise – das Ende des Films nicht erleben wird).

Mannaja – das Beil des Todes wird oft mit Enzo G. Castellaris Keoma verglichen, der ein Jahr zuvor veröffentlicht wurde. Die Filme teilen einen extravaganten visuellen Stil und unverwechselbare Film-Scores der De Angelis Brüder. Castellari nutzte die baufälligen Kulissen der römischen Filmstudios, um eine zerrissene Nachkriegsgesellschaft zu suggerieren; in Mannaja wurde künstlicher Nebel verwendet, um den schlechten Zustand dieser Sets verbergen zu können. Keoma wurzelt im Shakespeare-Drama und mittelalterlichem Volksmärchen sowie religiöser und heidnischer Symbolik, die der Geschichte eine mythische Dimension verleiht. Mannaja wird als apokalyptisch beschrieben, wobei der extravagante und referentielle Stil eher künstlich, oft nur dekorativ wirkt. Gleichzeitig gestaltet sich Martinos Film weniger protzig aber dafür temporeicher, als der sich eher hinziehende Keoma. Sowohl die Eröffnungssequenz im Sumpf, als auch das Finale stellen gute Beispiele für Crossover-Szenen dar, die düstere und grafische Horrorelemente in das Italo-Western-Genre einführen.

Merlis axtschwingender Charakter wurde natürlich Franco Neros Halbblut Keoma nachempfunden, doch er stellt einen neuen Typen von Held dar, einen Wikinger in der Umgebung eines Western. Wäre der Film ein Jahrzehnt früher gedreht worden, hätte er in einer Reihe von Fortsetzungen sicherlich seinen eigenen Mythos kreieren können. Zu meiner Überraschung mochte ich sogar die Partitur der De Angelis Brüder. Ja, sogar diese tiefen, tiefen, unglaublich tiefen Vocals.

Da Mannaja – Das Beil des Todes noch keine vernünftige Auswertung auf DVD und/oder Blu-Ray erfahren hat, wäre es enorm wünschenswert, wenn sich ein verlässliches Label um den Film bemühen würde.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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