Midnight Run

Midnight Run ist eine Actionkomödie von 1988 mit Robert de Niro in der Hauptrolle. Der Film von Martin Brest (Beverly Hills Cop, Meet Joe Black, und ja: auch Gigli) war lange Zeit hierzulande nicht einfach erhältlich, doch nun gibt es ihn endlich auf BluRay.

Der etwas abgehalfterte Jack Walsh (Robert de Niro) arbeitet als Kopfgeldjäger für das Kautionsbüro Moscone (Joe Pantoliano) in Los Angeles. Nun soll er den ausgebüchsten Mafia-Buchhalter Mardukas (Charles Grodin) finden, der irgendwo untergetaucht ist weil er dem Mafiaboss Serrano (Dennis Farina) Geld entwendet hat (um es zu spenden). Er soll in LA vor ein Bezirksgericht, Jack würde dafür 100.000 Dollar Kopfgeld kassieren. Problem ist nur, dass auch das FBI hinter dem Buchhalter her ist, um ihn vor ein Bundesgericht zu zerren (darauf gibts aber kein Kopfgeld), und natürlich sind auch Serranos Männer hinter ihm her, die wollen ihn logischerweise umlegen bevor er vor Gericht aussagen kann, mal davon abgesehen dass Serrano einfach angepisst ist, dass er Geld von ihm geklaut hat. Kleines Detail am Rande: Walsh war vorher Cop in Chicago, wo er versucht hatte, Serrano das Handwerk zu legen. Da die Polizeikollegen korrupt sind, musst er sich entscheiden: Mitmachen, abhauen oder sterben. Mit etwas Trickserei findet Jack relativ schnell den Buchhalter in New York, und macht sich mit ihm auf den Weg nach Los Angeles, um ihn vor dem Wochenende dort abzuliefern. Problem nur, dieser hat Flugangst, die Reise wird also ein wenig komplizierter…

Midnight Run

Es hat lange gedauert, bis ich Midnight Run zum ersten mal erleben konnte. Es passiert eben manchmal, dass einen Filme jahrelang verfolgen und man einfach nicht in die Situation kommt, sie zu gucken. Diese Woche erscheint die BluRay bei Koch Media, das sollte auf jeden Fall Grund zum feiern sein für Fans von Robert de Niro und Genießer heiterer Actionkomödien aus den 80ern.

Midnight Run zieht alle Register des üblichen Mafiafilms. Es gibt die Kopfgeldjäger, die Bundespolizisten, die Handlanger, die Verräter, und die Gewissensbisse. De Niro ist ja nun kein Neuling des Genres, aber hier darf er sich richtig ausleben. Mehrere Jahre vor Analyze This, wo er sich quasi selbst auf die Schippe nimmt, und etwas nach Goodfellas, passt Midnight Run gut in die Zeit, und die launige Ähnlichkeit mit anderen semi-ernsten Krimiklamotten wie Beverly Hills Cop ist natürlich kein Zufall. Midnight Run ist aber zugleich Road Movie und Hommage an Filme wie The Defiant Ones („Flucht in Ketten“) mit Sidney Poitier und Tony Curtis, Butch Cassidy and the Sundance Kid mit Robert Redford und Paul Newman, oder den nur ein Jahr vorher erschienenen Planes, Trains and Automobiles („Ein Ticket für Zwei“) mit John Candy und Steve Martin. Dass Walsh gleichzeitig die Kopfgeldjäger-Konkurrenz, die Mafiosi und die Bundespolizei gegeneinander ausspielen muss, macht den Roadtrip kompliziert, als ob das auf Grund der Distanz nicht ohnehin schon schwierig wäre.

Midnight Run

Grodin hat zwar witzige Momente, aber man hätte die Rolle durchaus besser besetzen können, er hat einfach keine Leinwandpräsenz oder Charme. Ganz anders de Niro, der hier einen de Niro Moment nach dem anderen von sich lässt. Er darf mürrisch sein, witzig, hinterlistig und auch grob. Generell familientauglich ist der Film ja nicht, denn es wird auch lässig geflucht. Insgesamt ist es aber eher eine Komödie vor ernstem Hintergrund, aber das kennt man ja von Beverly Hills Cop. Auch der ist eher ernst, aber eben übersäht mit dieser fast schon nervigen 80er Klamaukwürze, die aus heutiger Zeit seltsam wirkt, nicht nur wegen der Synthesizermusik, sondern auch weil man gelernt hat dass Filme nicht ernst genommen werden, wenn sie sich selbst nicht ernst nehmen.

Der Erfolg mag Martin Brest zwar Recht geben, aber ich kann jetzt nicht sagen, dass der Film sich handwerklich irgendwie von abhebt. Es ist und bleibt ein Film getragen von den Schauspielern und einem doch recht guten Drehbuch von George Gallo (Middle Men, Bad Boys). Was definitiv sehr gut funktioniert, ist der Rythmus des Films, und die gut eineinander fallenden Elemente des Erzählschemas, komplett mit einem doch sehr schönen Ende. Man weiß von relativ Anfang an wer die Guten, wer die Bösen sind, und freut sich auf die ganzen Drehungen und Wendungen.

Midnight Run

Insgesamt ist Midnight Run eines der großen Highlights seiner Zeit, und nicht nur für Fans von Robert de Niro ein absolutes Muss. Es gibt diese typsichen 20.15 Uhr Kinoabende, und Midnight Run trifft hier voll ins schwarze. Umso besser, dass man den Film nun in einer schön gemachten neuen BluRay genießen kann, nachdem wohl die meisten von uns nur abgeranzte VHS Kassetten oder alte TV Ausstrahlungen davon kennen. Ich jedenfalls bin viel zu jung um den aus dem Kino zu kennen.

Das Bild der BluRay ist ziemlich gut. Zwar gibt es Momenten in denen der Kontrast ein wenig schwächelt und man schon im Detail erkennen kann wo der Hase begraben ist, im Großen und Ganzen aber sieht die Bluray hervorragend aus, behält viel Filmkorn bei (statt übermässiger digitaler Rauschkontrolle) und bietet somit ein hervorragendes Kinoerlebnis. Der Ton ist ebenso recht gut, wobei man hier zwischen einem 5.1 Upmix und einem originalen 2.0 Ton wählen kann. Ich habe kein echtes Surround System, und mir viel es somit etwas schwer einen Unterschied zu merken. Wem Dialogverständlichkeit und Originalfeeling wichtig ist, scheint mir mit der alten Stereospur besser zu fahren. Die deutsche Tonspur ist von der Qualität ähnlich gut. Untertitel sind mit von der Partie.

Auf dem Cover prangt ein „Special Edition“ Sticker, das halte ich wie so oft für übertrieben, aber es gibt ein paar interessante Extras mit auf der Scheibe. Da wäre zum einen ein sehr kurzes Making-Of (engl.) im Stil einer TV Promo mit etwas Hintergründen. Der Informationswert ist minimal, aber man bekommt einige der Leute zu sehen sowie wenige Aufnahmen vom Dreh. Dann gibt es den alten deutschen Kinotrailer (noch mit dem UiP Logo, das sieht man heute nirgends mehr) der echt witzig gemacht ist, den US Teaser flott geschnitten, und den vollen US Kinotrailer, der dem deutschen sehr ähnlich ist, aber etwas flotter wirkt. Die Bildergallerie ist wie bei Koch üblich mit von der Partie, aber wie ebenso oft wenig interessant. Etwas interessanter sind die neuen Interviews (keine Untertitel), zum einen mit Charles Grodin, der unter anderem verrät dass wohl auch Robin Williams an der Rolle interessiert war. Diese Interviews sind der wahre Schatz dieser BluRay, zu schade dass nicht z.B. noch ein Audiokommentar mit an Bord ist. Insgesamt sind Interviews mit Gallo, Pantoliano, Ashton und Kotto (via Telefon) unterschiedlich lang, von knapp unter 10 bis fast 20 Minuten, und wirklich sehr empfehlenswert!

Urteil: Gute BluRay eines erstklassigen 80er Hits mit großartigen Dialogen, spannender Story und jeder Menge Fun! Kaufempfehlung.

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Diese BluRay wurde uns von Koch Media bereit gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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