Midway – Für die Freiheit

Pazifik, 4. bis 7. Juni 1942: Demokratie und Freiheit stehen auf dem Spiel, als es nach dem Angriff auf Pearl Harbor bei den abgelegenen Midwayinseln zu einem entscheidenden Aufeinandertreffen kommt, bei dem die zahlenmäßig geschwächte US-amerikanische Marine und Luftwaffe allen Widrigkeiten trotzt, um sich einem in jeder Hinsicht überlegenen Gegner zu stellen. Mit Mut, außergewöhnlicher Entschlossenheit und historisch beispielloser Gefechtskunst konfrontieren sie die Kaiserliche Japanische Marine in einer atemberaubenden Luft- und Seeschlacht, die den entscheidenden Wendepunkt des Pazifikkrieges einleiten soll… (universum film)

Vor fast 80 Jahren stießen zwei Seeriesen im Pazifik aufeinander. Sowohl die Flotten der Vereinigten Staaten, als auch die japanische Marine nahmen an einer der entscheidenden Schlachten des Zweiten Weltkriegs teil – und die Vereinigten Staaten triumphierten. Roland Emmerichs neuester Film, Midway, versucht diesen entscheidenden Kampf zusammen mit den Geschichten derer, die darin gekämpft haben, darzustellen. Der Film enthält eine mit Stars besetzte Schauspielerriege, wobei die Schrecken des Krieges in einer Collage von CGI-gerenderten Kampfsequenzen gezeigt werden. Der Film ist mit Feuerbällen und Flugzeugabstürzen gespickt, weswegen Midway trotz aller Bemühungen wahrscheinlich eher für seine Fülle an Spezialeffekten in Erinnerung bleiben wird, als für seinen Versuch, diejenigen zu ehren, die in dieser Schlacht gekämpft haben.

Midway erzählt die Geschichte von Lt. Commander Edwin T. Layton (Patrick Wilson), der einen bevorstehenden japanischen Angriff vorhersagt, nur um eine Abfuhr erteilt zu bekommen. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor wird Layton von Admiral Chester Nimitz (Woody Harrelson) dann beauftragt genau zu bestimmen, was Japans nächstes Ziel sein wird. Die Vereinigten Staaten spielen weiterhin ein Katz-und-Maus-Spiel mit Japan auf dem gesamten Pazifik. Währenddessen versucht Layton seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass das nächste Ziel der US-Luftwaffenstützpunkt auf den Midway Islands sein wird. Als sich die japanische Flotte nähert, ruht der Verlauf des Krieges auf Laytons Schultern, der ihre Position ermitteln muss, bevor es zu spät ist. Das größte Problem von Midway ist, dass der Streifen viel zu viele Geschichten auf einmal erzählt. Jeder Charakter – von Edwin Layton bis Admiral Yamamoto – wird wie ein vollwertiger Protagonist behandelt. Bei jeder Person, die das Publikum kennenlernt, ist ein gewisses Maß an Tiefe vorhanden, was man begrüßen könnte. Allerdings kann man leicht vergessen, wer eigentlich die Hauptfigur repräsentiert, nachdem man auf so viele Menschen getroffen ist.

Der größte Teil des Films konzentriert sich auf Lt. Richard „Dick“ Best (Ed Skrein), einen Maverick-ähnlichen Charakter, der jedes Mal, wenn er sich im Cockpit befindet, japanische Zeros und Flugzeugträger angreift. Da sich der Film mehr auf Bests Eskapaden konzentriert, bleibt Layton auf der Strecke, obwohl seine Geschichte die treibende Kraft hinter dem Film darstellt. Indem Emmerich zu viele Nebenhandlungen zusammenwebt, entsteht ein verwirrendes Durcheinander widersprüchlicher Erzählungen, die das Endprodukt behindern. Wenn überhaupt, hätte Midway eher dem Black Hawk Down-Modell folgen sollen, bei dem das Publikum in den ersten 30 Minuten des Films mit Menschen aus dem wahren Leben in Kontakt treten kann, bevor sie in den Krieg geschickt werden.

Dies hätte vielleicht zu einem geschmeidigeren Ablauf der Geschichte beigetragen, doch Emmerich schien mehr daran interessiert zu sein in den Film hineinzustopfen, was er konnte und auf das Beste zu hoffen. Gleichzeitig kann man sich nicht ganz sicher sein, was Emmerich mit Midway erreichen wollte. Das Publikum wird in seinen Filmen – wie Independence Day oder Der Patriot – oft mit explosiven Sequenzen bombardiert, gefolgt von plumpen one-linern für den komödiantischen Effekt. Midway setzt jedoch nicht so sehr auf billigen Sarkasmus, wie man es von Roland Emmerich erwarten würde. Es gibt auch nicht viele patriotische Reden oder übertriebene, hurrapatriotische Zeilen zu ertragen, was Midway weniger unausstehlich macht als erwartet.

Womit es der Film allerdings wirklich übertreibt, ist der Einsatz von Spezialeffekten. In der Laufzeit von 2 Stunden und 18 Minuten kommt es fast alle zwanzig Minuten zu einer massiven Explosion oder einem Flugzeugabsturz. Während die Charaktere sowie die Geschichte langweilig werden, setzt Emmerich Pyrotechnik ein, um das Interesse des Publikums aufrechtzuhalten. Dies kann den aufmerksamen Betrachter dazu führen, Emmerichs Motive für diesen Film in Frage zu stellen. Wollte er wirklich versuchen die Geschichte von Midway zu erzählen, oder sollte der Film nur eine weitere Plattform für seine Faszination für Spezialeffekte sein? Irgendwie scheint ein bisschen von beidem zuzutreffen, wobei sein allgemeiner Stil (Spezialeffekte vor Story zu priorisieren) den Film torpediert. Wenn es darum geht, das Publikum in einen entscheidenden Kampf der Menschheitsgeschichte einzuführen, verfehlt Roland Emmerichs Midway sein Ziel. Anfängern wird ein Einblick in das Engagement offeriert, was den Zuschauern ermöglicht, sich mit Schlüsselfiguren vertraut zu machen. Zu viele Nebenhandlungen und der inflationäre Einsatz von Spezialeffekten behindern jedoch die endgültige Version des Films. Emmerichs Bemühungen gestalten sich respektabel, doch ist es wahrscheinlich immer noch besser stattdessen ein Geschichtsbuch zu lesen.

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Darsteller: Nick Jonas, Ed Skrein, Dennis Quaid, Luke Evans, Woody Harrelson
Regisseur(e): Roland Emmerich
Format: Breitbild
Untertitel: Deutsch, Englisch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 2.40:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Universum Film GmbH
Produktionsjahr: 2019
Spieldauer: 140 Minuten

Diese BluRay sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Universum Film zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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