Milano rovente / Gang War in Milan

Salvatore „Toto“ Cangemi ist ein Lebensmittelhändler in Mailand, der nebenbei als Zuhälter arbeitet und einen profitablen Nachtclub betreibt. Doch das Auftauchen eines skrupellosen und gierigen französischen Gangsters namens Roger Daverty bedroht Totos Existenz, denn der will Mailands organisiertes Verbrechen vereinen, um alle Gewinne einstreichen zu können. Doch Toto möchte kein Teil von Davertys Organisation sein und seinen eigenen Verbrecher-Ring auf zurückhaltende Art und Weise weiterführen. Allerdings wagt es niemand Daverty zu widersprechen, während der mit einem totalen Krieg droht, um seine kriminelle Organisation sowie seinen Ruf aufrechterhalten zu können.

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Mailand. Der sizilianische Gemüsegroßhändler Salvatore „Toto“ Cangemi (Antonio Sabato) ist der Boss des größten sowie lukrativsten Prostitutionsrings der Stadt. Alles scheint glatt zu laufen, bis Salvatore eines Tages eines seiner Mädchen ermordet vorfindet. Der Mord wurde vom französischen Drogenboss Roger Daverty (Philippe Leroy) in Auftrag gegeben, der vorher bereits versucht hatte Cangemi von einem Zusammenschluss ihrer Organisationen zu überzeugen. Der Franzose will Totos Mädchen zum Verkauf von Drogen einsetzen, doch Cangemi lehnt das Angebot zunächst ab und bittet den Italo-amerikanischen Mafioso Mickey Barone (Alessandro Sperli) um Hilfe und Schutz. Allerdings behält Salvatore, überredet von seiner Geliebten Jasmine (Marisa Mell), einen Teil des Gewinns für sich. Als Jasmine ihn verrät und er Daverty tot auffindet, erkennt Cangemi, dass Mickey seine Rivalität mit dem Franzosen ausgenutzt hat, um ihm den Mord anzuhängen und die Macht über sein Imperium zu übernehmen. Letztendlich stirbt Cangemi im Kugelhagel der Maschinenpistolen von Barones Männern.

Auch wenn Umberto Lenzi in den 60er Jahren bereits bei einer Reihe von Spionage- und Actionfilmen Regie geführt hatte, stellt Milano Rovente den Einstieg des Regisseurs in das Genre der urbanen Kriminalität dar. Im Vergleich zu Lenzis folgenden Genrebeiträgen, wie Milano odia: la polizia non può sparare (Der Berserker, 1974) und L’uomo della strada fa giustizia (Manhunt in the City, 1975), gestaltet sich der Ton des Films jedoch ganz anders. Anstelle von zeitgenössischen Mafiafilmen, die sich von Francis Ford Coppolas Der Pate (1972) inspirieren ließen, befindet sich die Geschichte näher an Lucino Viscontis italienischem Klassiker Rocco e i suoi fratelli (Rocco und seine Brüder, 1960). Eines der zentralen Motive stellt der Verrat von Freundschaft dar, während der Film ohnehin einen spürbaren Mangel an Romantik aufzuweisen hat, was hauptsächlich die weiblichen Charaktere betrifft. Zum Beispiel wird Frauenfeindlichkeit in der Darstellung von Marisa Mells Jasmine (die nie wie eine echte Femme fatal rüberkommt, sondern eher einen distanzierten, kalten Charakter repräsentiert) mehr als nur angedeutet. Alle anderen Frauen im Film sind Prostituierte, mit Ausnahme von Cangemis Mutter (einer alten Dame in einem Hospiz, die noch immer von ihrer Heimat Sizilien träumt) und Mickey Barones Nichte, eine passive sowie stille Figur, die als Dienerin in ihrem eigenen Haus arbeitet.

Darüber hinaus verzichten Lenzi und Drehbuchautor Franco Enna bei der Darstellung der Mailänder Unterwelt auf eine mythologisierende Stilisierung. Salvatore „Toto“ Cangemi, ein sizilianischer Einwanderer, der mit Prostitution ein Vermögen gemacht hat, rühmt sich seines unaufhaltsamen sozialen Aufstiegs. Dabei ist er nur ein Zuhälter, der zwar schlau genug ist, um sich in einer Stadt durchzusetzen, die von der organisierten Kriminalität als erobernswertes Territorium angesehen wird, es gleichzeitig jedoch nicht zu verhindern vermag sein kleines Imperium vor dem Angriff größerer Gangster zu bewahren. Der Bandenkrieg zwischen Sabato und den Franzosen verkörpernden Philippe Leroy erscheint wie eine Partie Schach zwischen zwei unbeholfenen Kontrahenten, die den nächsten Zug ihres Gegners nicht voraussehen bzw. verhindern können. Außerdem wirkt sich die fehlende Sympathie dem Hauptdarsteller gegenüber irgendwie gegen den Film aus. Milano Rovente wurde von Berichten aus zeitgenössischen Nachrichtensendungen inspiriert (der schnelle Aufstieg von südlichen Bossen in Mailand und Fehden zwischen verschiedenen Verbrecherbanden), wobei sich der soziologische Ansatz mit einer Dringlichkeit verbindet, die eher typisch für Carlo Lizzanis Filme ist.

Lenzis Film hat eine Reihe von inspirierten Darstellungen von Nebenfiguren zu bieten, wie den kleinen Zuhälter Balsamo („der Kartoffel“ Tano Cimarosa) und seine „Cousine“ (Carla Romanelli), die gerade vom Land gekommen ist, um Prostituierte zu werden und die Dessous aus Spitze vollkommen verwirrt anstarrt, die sie für ihre Kunden tragen soll. Auf der anderen Seite datieren die zwar episodischen, insgesamt jedoch recht grausamen Gewaltausbrüche (die Entdeckung von zwei Prostituierten, die schrecklich gefoltert wurden und Sabatos bester Freund Lino aka Antonio Casagrande, der mehrere Stromschläge in die Genitalien verpasst bekommt) Lenzis folgende Werke voraus. Die beste Sequenz des Films – Cimarosas Ermordung auf der Toilette eines Restaurants, während Sabato und seine Gefolgsleute im angrenzenden Raum ein beliebtes sizilianisches Lied singen – verbindet Musik mit Gewalt auf eine Art und Weise, die an einen berühmten Moment aus Sergio Leones Il buono, il brutto, il cattivo (Zwei Glorreiche Halunken, 1966) erinnert und Lenzis Herangehensweise an das Thema perfekt auf den Punkt bringt. Milano Rovente (was so viel wie Heißes Mailand bedeutet) gelingt es die Stadt bemerkenswert gut darzustellen. „Ein kleines Chicago“, wie Mickey Barone es ausdrückt, aufgeteilt in heruntergekommene Außenbezirke, Obstmärkte, zwielichtige Nachtclubs und die luxuriösen Lofts der Gangster, die mit blauem Samt und modernen Kunstobjekten dekoriert sind. Eine Ausstellung von Reichtum des schlechten Geschmacks, die gleichzeitig auch eine unbeabsichtigte Karikatur des Lebensstils der Oberschicht repräsentiert.

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  • Regisseur: Umberto Lenzi
  • Untertitel: Englisch
  • Studio: ‎ Raro Video
  • Region: 1

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  • Seitenverhältnis: ‎16:9 – 2.35:1, 16:9
  • Alterseinstufung: ‎Unbekannt
  • Regisseur: Umberto Lenzi
  • Laufzeit: 1 Stunde und 41 Minuten
  • Darsteller:‎ Antonio Sabato, Philippe Leroy, Antonio Casagrande, Carla Romanelli, Alessandro Sperli
  • Untertitel: ‎Italienisch
  • Sprache: ‎Italienisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
  • Region: 2

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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