Minnesota Clay

Minnesota Clay, ein Revolverheld, sitzt im Gefängnis für ein Verbrechen, welches er nicht begangen hat. Er kann entkommen und sinnt auf Rache. In einer kleinen Stadt in Mexiko findet er den Mann der bei Clays Gerichtsverhandlung wichtige Beweise unterschlagen hat. Clay ist zwar ein Meisterschütze, doch er hat ein großes Problem: er wird langsam blind. Nun muss er sich auf sein Hörvermögen verlassen, um das Leben seiner Tochter zu retten und seine Rache zu vollenden. (Explosive Media)

In Sergio Corbuccis zweitem Western spielt Cameron Mitchell Minnestota Clay, einen Revolverhelden, der für ein Verbrechen verurteilt wurde, das er gar nicht begangen hat. Nach seiner Flucht aus einem Arbeitslager macht sich Clay auf die Suche nach dem Mann, der ihn reingelegt hat. Der Hauptverdächtige, ein Mann namens Fox, wurde von den Bewohnern einer Kleinstadt als Sheriff angeheuert, um sie vor einem skrupellosen mexikanischen Banditen zu beschützen. Mittlerweile hat Fox (Georges Rivière) jedoch so etwas wie eine Sicherheitsfirma gegründet und fordert immer mehr Geld für seine Dienste, während die Stadt droht, sich in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Ortiz (ein mexikanischer Bandit, gespielt von Fernando Sancho) heuert Clay an, um Fox zu töten, doch Clay wird von Ortiz‘ verräterischer Freundin Estella (Ethel Rojo) in die Irre geführt sowie in eine Falle gelockt. Und dann greifen die Mexikaner an…

Mit den beiden verfeindeten Fraktionen (eine amerikanisch, eine mexikanisch) und einem Protagonisten, der gegen schwere Widrigkeiten zu kämpfen hat, stellt Minnesota Clay einen Vorläufer von Sergio Corbuccis wegweisendem Film Django (1966) dar. Vom Schicksal geschlagen, indem er langsam erblindet, könnte man den sehbehinderten Clay auch als einen Cousin des stummen Revolverhelden aus Il Grande Silenzio (Leichen pflastern seinen Weg, 1968) ansehen. Allerdings hatte Corbucci seinen eigenen Antihelden noch nicht gefunden. Clay wird als Mann präsentiert, „der nur zu sich selbst steht“, doch er kann auch nicht als ein richtig zynischer Einzelgänger beschrieben werden, da er sich gleichzeitig als liebevoller Familienvater und treuer Freund erweist. Als er mit einem Foto seiner verstorbenen Frau konfrontiert wird, kann man Tränen in seinen Augen erkennen. Außerdem versucht er zu verbergen, dass er der Vater der jungen Nancy (Diana Martín) ist (die jetzt in der Obhut seines besten Freundes Jonathan Mulligan / Antonio Casas lebt), weil er Angst davor hat sie könnte sich für ihn schämen.

Der Film beinhaltet allerdings auch einige Mängel: Die Romanze zwischen Clays Tochter und ihrem geschwätzigen sowie tollpatschigen Verehrer ist zum Beispiel besonders kitschig geraten (mehr Hollywood der 40er, als Cinecittà der 60er), wobei manche Dialoge hohl oder einfach nur dumm klingen. In einer Szene, in der er und sein Freund in dessen Haus von den Mexikanern belagert werden, fragt Clay, ob es auch noch einen anderen Weg aus dem Haus gibt. Die Antwort lautet: „Ja, die Hintertür.“ All dies geschieht in einem Haus, das nicht größer als eine Blockhütte ist! Doch trotz seiner offensichtlichen Unzulänglichkeiten handelt es sich hier um einen netten kleinen Film, der sich als eine deutliche Verbesserung gegenüber Corbuccis erstem Western Massacro al Grande Canyon (Keinen Cent für Ringos Kopf, 1964) erweist. Der Film ist auch als erster Italo-Western von Bedeutung, der von einem italienischen Regisseur mit seinem eigenen Namen signiert wurde (Corbucci hatte zuvor mit dem amerikanisierten Stanley Corbett unterschrieben und Sergio Leone hatte das Pseudonym Bob Robertson verwendet). Der Film ist wunderschön aufgenommen worden und versteht es sehr gut das reduzierte Budget des Films zu verbergen, während Mitchell seiner Rolle des alternden Revolverhelden mit Vergangenheit einen unverwechselbar melancholischen Touch verleiht.

Im Gegensatz zu Clint Eastwood wurde Mitchell erst zum Star, nachdem er Italien verlassen und eine Rolle in der Fernsehserie High Chaparral (1967-1971) angenommen hatte, wobei seine damalige finanzielle Situation als beklagenswert zu bezeichnen war. Fernando Sanchos Auftritt als Ortiz ist etwas kurz geraten, doch das sollte er in zahlreichen kommenden Italo-Western wieder wettmachen. Der Film wurde im September 1964 in den spanischen Balcazar-Studios und Colmenar Viejo (eine Stadt in der Nähe von Madrid) gedreht und kurz vor Weihnachten desselben Jahres veröffentlicht. Es sind zwei verschiedene Versionen erstellt worden: Eine kürzere mit einem traurigen und eine mit einem hinzugefügten glücklichen Ende. In der ersten Version stirbt Clay in den Armen seiner Tochter, während der zweiten ein Epilog hinzugefügt wurde, in dem Clay eine Brille trägt, diese in die Luft wirft und beide Linsen zerschießt. Die meisten Leute scheinen das traurige Ende zu bevorzugen, dem auch wir uns anschließen, weil sich der Epilog irgendwie nachträglich hinzugefügt und somit fehl am Platz anfühlt. Wahrscheinlich sollte dem italienischen sowie deutschen Publikum ein positives Ende präsentiert werden (da für diese Sequenz keine englische Tonspur existiert)!?

Hier kann man Sebastians Besprechung des Streifens einsehen, die sich auch mit den technischen Details auseinandersetzt !!!

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  • Seitenverhältnis: ‎16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung:‎ Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Corbucci, Sergio
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 32 Minuten
  • Darsteller:‎ Mitchell, Cameron, Rojo, Ethel, Sancho, Fernando, Casas, Antonio, Pernice, Gino
  • Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
  • Studio: ‎Explosive Media

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Explosive Media zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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