Night of the Living Dead – Berlinale Special

Vierter und letzter Berlinale-Artikel auf Nischenkino dieses Jahr: Wir waren am Sonntag noch bei einem Berlinale Classics Screening von Night of the Living Dead. Die Mutter aller Zombiefilme. Digital restaurierte 4K DCP Fassung von 2016 (restauriert durch das Museum of Modern Art und die Film Foundation mit Fördermitteln der George Lucas Family Foundation und des Celeste Bartos Preservation Fund, wer das wissen will). Lang ist es her den Film gesehen  zu haben, und in der Form da freut man sich natürlich besonders.

Night of the Living Dead handelt von dem Geschwisterpärchen Johnny und Barbara (Judith O’Dea), die auf dem Weg zum abgelegenen Landfriedhof schon mit einem kaputten Radio kämpfen. Dort angekommen werden Sie von einem irren alten Mann attackiert. Barbara flüchtet zu Fuß und sucht in einem abgelegenen Landhäuschen Zuflucht. Mehrere verrückte scheinen draußen ihr Unheil zu suchen und versuchen ins Haus zu kommen. Die Frau ist verstört. Da hört Sie ein Auto, und Ben (Duane Jones) stößt zu ihr, beruhigt sie, und übernimmt fortan die Rolle des Überlebenskünstlers. Er verbarrikadiert die Fenster und Türen, durchsucht das Haus nach Waffen, bereitet sich für einen Kampf vor. Als klar wird, dass im Keller noch eine Familie Zuflucht gefunden hat, ist die Gruppe bunt und komplett… doch die Gefahr lauert nicht nur draußen.

Richtig kontrovers machte den Film von George A. Romero eigentlich eher die politische Komponente. Als heutiger Zuschauer muss man die Anspielungen auf Krieg und Rassenkonflikt zwar irgendwie mit der Lupe suchen, aber für die damaligen Zuschauer 1968 muss einen das ins Gesicht gesprungen sein. Als am Ende des Films der letzte Schuss fällt, spielt sich der Rest eigentlich nur noch in Standbildern ab. Ein unglaublich kraftvoller, cineastischer Schluss eines Films, der Zombies in einer unglaublichen Weise als neue Genrekraft in der Filmwelt etablierte. Schon zwei Jahre nach seiner Uraufführung fand der Film seinen Weg in die Sammlung des Museum of Modern Art, kursiert bald darauf in zahlreichen Versionen. Auf Basis des Originalnegativs wurde er letztes Jahr in der originalen Schnittfassung restauriert. Das Ergebnis: Traumhaft.

Beginnen tut der Film eigentlich wie viele Filme des Genres. Unbedarf und unwissend in die Zombie-Apokalypse stolpernd finden sozial nicht zueinander passende Fremde zufällig zusammen und müssen ums Überleben kämpfen. Und wie immer ist der innere gesellschaftliche Konflikt ebenso tödlich wie die Horde Untoten vor den Toren. Was das Zombiegenre heutzutage ausmacht ist eigentlich genau das, was man hier noch gar nicht sieht. Überfälle auf Tankstellen, Verfolgungsjagden, vieles was hier Charaktere mündlich quasi überliefern, wird später auch aufgrund von Budgets und technischer Möglichkeiten ein Subgenre des Actionthriller. Der Film hat auch nicht mal ein achtel Million Dollar gekostet. Da sind die einigen dicken Effekte dann gar nicht so übel eigentlich.

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Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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Eine Antwort

  1. Alex sagt:

    schön geschrieben. unbedingt auch mal meine humorvolle kurzfilm-homage „die nacht der lebenden idioten“ auschecken 😉
    https://www.youtube.com/watch?v=iPkdb4Otpmo&t=331s