Poliziotteschi – Eine kurze Einführung in den italienischen Polizeifilm

Polizio

431px-MagnumcoppostWas bedeutet Poliziotteschi ?

Poliziotteschi ist das italienische Subgenre des Krimi und Aktion Kinos, das in den späten Sechzigern populär  wurde und bis zu den frühen Achtzigern sehr beliebt war. Der Begriff Poliziotteschi ist von dem italienischen Wort für Polizei Polizia und esco = esque abgeleitet. Der Begriff Poliziottesco steht speziell für die 1970er Polizei- und Gangster- Aktionfilme. Diese Filme zeichnen sich hauptsächlich durch „übertriebene“ Gewalt, Auto oder Motorrad Verfolgungsjagden, Überfälle bzw. Verbrechen jeglicher Art und wilde Schießereien aus. Die Handlung dreht sich dabei gewöhnlich um klassische Verbrechensbekämpfung  und Mafia Kriege aber auch die politische Korruption innerhalb der großen italienischen Städte Neapel, Mailand, Turin und Rom wird sehr oft thematisiert. Von Mitte bis Ende der Sechziger Jahre war das italienische Kino durch das Genre des Italo-Western sehr bekannt und beliebt. Allerdings begannen sich die Plots der sogenannten „Spaghettis“ zu Beginn der Siebziger ständig zu wiederholen und derivativ zu werden. Die Italiener, die dafür bekannt waren sich nicht lange auf ihren cineastischen Lorbeeren auszuruhen, erfanden sehr schnell neue Genres und bedienten sich dabei an den Inhalten der sogenannten Pulp-Literatur. So entstand das Giallo und Macaroni Combat (Kriegsfilme) Kino, das sehr schnell vom Poliziotteschi gefolgt wurde.390px-Labandadelgobpost

Einflüsse

 „Sie (Polizei- und Gangsterfilme) waren den Western ziemlich gleich. Die Pferde oder Kutschen wurden durch Autos ersetzt und die Kleidung angepasst.“ – Tomas Milian über die Ähnlichkeiten zwischen Spaghetti-Western und den Polizio Genre Filmen.

Die Wurzeln des Genres findet man in einer Reihe von Krimis, die Vorläufer der 70er Polizio Welle waren. Die renommiertesten dieser Filme sind Giuliano Montaldo’s Grand Slam (1967), Mino Guerrini’s Gangster ’70 (1968), Carlo Lizzani’s Bandits in Milan (1968) und Un Detective (1969). In diesem Zusammenhang sollte auch unbedingt Damiano Damiani erwähnt werden, der dafür bekannt war politische Themen in seine Genre Filme einzubauen, so wie z.B. in dem Western A Bullet For The General (Töte Amigo 1967). Er führte auch bei zwei Filmen mit Franco Nero (der in diesem Genre auch noch mit anderen Regisseuren gearbeitet hat) Regie, nämlich Il Giorno Della Civetta (Der Tag der Eule 1968) und Confessions of a Police Captain (Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert 1971). Was allerdings der kantige, mit Aktion vollgepackte, „potboiler“ Polizei- und Gangsterfilm werden sollte wurde stark von amerikanischen Vorbildern der damaligen Zeit geprägt, insbesondere von Don Siegels Urban Thriller Dirty Harry (1971) mit Clint Eastwood, der ja bekanntlich auch die Hauptrolle in dem ersten „echten“ Spaghetti-Western A Fistful of Dollars (Für eine Handvoll Dollar 1964) spielte. DelladrogaAndere beliebte amerikanische Filme, die einen großen Einfluss auf die italienischen Polizio Filme hatten waren Klassiker wie Francis Ford Coppolas Mafia-Epos The Godfather  (Der Pate 1972), William Friedkins Thriller The French Connection (1973) und Sidney Lumets Polizei-/Korruptions-Biopic Serpico (1973) mit Al Pacino. All diese Hollywood Filme waren für die Italiener Blaupausen für ihre eigenen Genre Filme, die jedoch noch sehr viel wilder und blutiger als ihre Vorbilder ausfallen sollten. Einer der Hauptunterschiede zwischen den amerikanischen Mafiafilmen und den italienischen Polizios ist, dass die italienische Variante die Mafia so darstellte wie sie wirklich war, nämlich voller Korruption, Verrat, Misstrauen und verachtenswerter Gewalttätigkeit. Während Hollywood Filme wie Der Pate die Mafia in einem eher ehrenhaften und edelnen Licht porträtierten, ließen es sich Regisseure wie Fernando DiLeo, Stelvio Massi, Enzo G. Castellari und Antonio Margheriti nicht nehmen so realistisch wie möglich darzustellen wie Regierung und Polizei auf der einen Seite und die Mafia und deren Bosse auf der anderen Seite in Italien wirklich operierten. In den 1970er Jahren verbreiteten die (echten) italienischen Mafia-Clans Angst und Schrecken in den Städten. Bombenanschläge und Attentate waren während dieser Zeit an der Tagesordnung. Deswegen wurden die Mafiosi so gezeigt wie und was sie wirklich waren: Brutaler, verräterischer Abschaum, der vorgibt an Loyalität und Ehre zu glauben aber in den meisten Fällen dem großen Verlangen nach dem was das genaue Gegenteil bedeutet nachgibt. Die Polizisten waren auch keine unantastbaren Persönlichkeiten und wurden regelmäßig als „stümperhafte Idioten“ mit korrupten Moralvorstellungen dargestellt, die genauso gewalttätige Tendenzen an den Tag legten wie die Verbrecher, die sie verfolgten.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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