Proxima

Proxima ist ein französischer Astronautenfilm (Sci-Fi kann man nicht wirklich sagen) von 2019 mit Eva Green (Sin City 2, The Dreamers) in der Hauptrolle. Der Film von Alice Winocour (Disorder) erzählt von der Austronautin Sarah (Green), die sich für eine einjährige Mission auf der internationalen Raumstation vorbereitet. Sie lebt von Thomas, dem Vater ihrer Tochter (Lars Eidinger) getrennt, zu dem sie aber viel Kontakt hat und der als Forscher ebenfalls im Raumfahrtbereich arbeitet. Als die Mission näher rückt, heißt es auch Abschied von der kleinen zu nehmen, und das zehrt an allen Beteiligten. Sie gibt die keline in die Obhut von Wendy (Sandra Hüller) und macht sich auf nach Russland um zu trainieren. Dort muss sie sich in einer Truppe von Männern behaupten und dem etwas rüpelhaften Mike Shannon (Mat Dillon) zeigen dass sie das Zeug zur Astronautin hat…..

Anders als zum Beispiel Lucy in the Sky, Ad Astra oder Gravity konzentriert sich Proxima in einer stilistisch etwas ZDF-haftigen Inszenierung ganz auf das realistische Vorfeld einer Raummission. Frei von Pathos, Patriotismus oder Effekthascherei geht es hier darum, was so ein etwas unüblicher und herausfordernder Beruf mit Familie macht, auch was er mit Gesundheit macht, mit Beziehungen und mit einem selbst. Das aber ohne Überzeichnung, ohne Übernatürliches oder sonst eine von üblichen SciFi-Storymotiven. Ein wenig mehr als bei den Genre-Mitbewerbern werden hier auch die eher weniger expliziten Probleme behandelt, denen sich eine Frau in diesem Job ausgesetzt ist oder sein kann. Diese sehr menschliche Note muss man dem Film zunächst positiv anrechnen.

Dann jedoch fällt auf, dass es eben doch sehr viel Sterotypen sind, derer sich Winocour bedient, von der aufstrebsamen Single Mom bis hin zum chauvinistischen Amerikanischen Mission-Leader, den Vodka-trinkenden Russen oder den mitfühlsamen Psychiatern. Es ist natürlich eine eher europäische Interpretation des üblichen Genres, daher zunächst mal ein babylonisches Sprachwirrwar, aber man hätte hier die Chance gehabt, auch mal etwas weniger Clichées einzusetzen. Immerhin punktet der Film mit viel Plausibilität und Realismus, spielt an unaufregenden aber vermutlich ebenfalls plausiblen Locations oder gar Originalschauplätzen und bietet zum Schluss auch sowas wie Spannung und wie man so schön sagt, ein klimaktisches Ergebnis, nicht zuletzt durch den Flug ins All.

Ich fand Proxima letztlich halbwegs mitreißend, auch wenn er weder neues Territorium betritt noch sonderlich überragend ist. Er versucht sich an einer sehr menschlichen, plausiblen Note und das gelingt doch erstmal recht gut. Man hätte den Weg allerdings dann viel konsequenter gehen sollen und auch die letzten verbliebenen Clichés überwinden können, aber am Ende ist das nicht so wild, immerhin ist der Film ohnehin eher ein kleines Licht. Empfehlenswert? Warum nicht, für Fans von Astronautenfilmen. Ein Muss ist er sicherlich nicht.

Die BluRay erscheint am 25. November bei Koch Films und bringt sowohl eine deutsche Synchronfassung (nicht getestet) als auch die Originaltonspur (getestet) mit, die weitgehend Französisch, aber auch viel Englisch, Deutsch und Russisch beinhaltet. Die deutschen Untertitel decken das alles ab. Englische oder Französische Untertitel sind keine dabei. Der Ton klingt echt ganz gut. Es ist ein ruhiger Film aber dezente Surroundeffekte machen ein recht intensives Filmerlebnis, das ist gut gelungen. Das Bild sehr ebenfalls prima aus, da gibts nix zu meckern. Extras gibt es außer dem Trailer keine.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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