Red Cliff

In meiner ersten von zwei Kurzbesprechungen zu John Woo Filmen widme ich mich Red Cliff.

Red Cliff: Teil 1 (2008)

208 v. Chr., Han Dynastie. Premierminister Cao Cao (Zhang Feng Yi) drängt an die Macht, und lässt sich vom Kaiser genehmigen, im Süden gegen die vermeintlichen Abtrünnigen Liu Bei (Yong You) und Sun Quan (Chang Chen) vorzugehen. Bedroht von einer gigantischen anrückenden Armee, tun die sich mit Hilfe des Strategen Zhu ge (Takeshi Kaneshiro) und des Warlords Zhou Yu (Tony Leung) zusammen. Als Cao Cao näher rückt, können sie ihn mit einer Finte vorerst stoppen, doch unterstützt von einer mächtigen Flotte, steht der Sturm auf das Fort von Zhou Yu am roten Cliff unmittelbar bevor….

Red Cliff: Teil 2 (2009)

Die Schlacht um Red Cliff steht unmittelbar bevor. Cao Cao lässt die von Typhus dahingerafften Soldaten seiner Truppe per Boot ans Rote Cliff, wahrend Sun Shangxiang (Wei Zhao) sein Lager infiltriert… der Typhus demoralisiert die Truppe von Zhou Yu und führt zu Brüchen in der Allianz, Liu Bei zieht resigniert von dannen. Zhu ge trickst allerdings Caos Flotte aus und luchst ihnen Pfeile ab, während eine Intrige von Zhou Yu dazu führt, dass Cao seine Admiräle wegen Verrat köpfen lässt. Ein gutes Gespür fürs Wetter lässt die zahlenmäßig unterlegenen Underdogs alles auf einen Überraschungsangriff setzen….

Kurzkritik

Red Cliff ist definitiv ein aufwändiges Epos, auch für John Woo Standards, der ja Erfahrung mit Kriegs-Epen hat – sein Windtalkers ist hier zu nennen, aber der ist auch nicht sein erster Kriegsfilm. Material für ganze zwei Teile ergab die Geschichte, mit viel chinesischen Legenden und Mythologie, Material das man mit Absicht für den internationalen Markt etwas gestrafft hat. Woo ist allerdings nicht Zhang Yimou, und so kann sich der Film nicht mit Hero und anderen hoch budgetierten Schlachtendramen messen, weder optisch noch sonst wie. Zu viel CGI trübt dann auch ein wenig das Bild, leider zieht sich das wie eine hässliche Fratze durch das kontemporäre chinesische Kino. Wuxia scheint mir aber auch nicht Woos Stärke zu sein. Tragisch ist eben, dass man seinen Filmstil eher mit den „Heroic Bloodshed“ oder „Bullet Opera“ Filmen der 80er verbindet, und weniger mit Schwert und Reiter Historienfilmen. Die Markenzeichen von John Woo, wie flinke Kamerabewegungen, Zeitlupen und Tauben die durch das Bild fliegen, sowie Männerfreundschaften, finden sich natürlich auch hier deutlich sichtbar, und ohne die würde der Film sich auch kaum vom Einheitsbrei unterscheiden.

Insgesamt war ich einfach wenig von dem Film angetan, es ist einfach zu viel, zu durchschnittlich und zu massentauglich. Die Musik von Taro Iwashira ist zwar teilweise eingängig, teilweise aber auch der leider heute übliche chinesische Aufzugsgedödel aus der Retorte. Man kann John Woo für die schöne Charakterdarstellung danken die er in dem Film zum Zentrum der Handlung macht, und die Schauspieler sind alle großartig, aber man kommt nicht umhin, den Film nach Schluss schon wieder fast vergessen zu haben. Die Schlachten beeindrucken kaum, alles schon gesehen, und spannend ist der Film auch nicht wirklich.

Aber genug schlecht daher geredet. Der Film glänzt auch mit außerordentlichen Schauspielern, vielen schönen Bildern und jeder Menge herrlichen – auch witzigen – Momenten. Wenn man über Computereffekte und dergleichen hinweg sieht, offenbart sich ein äußert unterhaltsamer Schlachtenfilm mit einer leichten, aber doch sichtbaren, John Woo Note.

Die BluRay

[amazon_link asins=’B002GDM2S2′ template=’ProductAdRight‘ store=’nischenkino-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’4da2eef0-37f8-11e7-96c3-81814093700e‘]Die UK „Special Edition“ bringt die Teile auf je einer BluRay Disc. Diese Originalfassung von John Woo gibt es so in Deutschland nicht, international wird meist die stark zusammengekürzte Version vertrieben. Einen dreiteiligen Schnittbericht gibt es hier. Im Wesentlichen wollte man für das internationale Publikum eine Fassung des Films anbieten, die mit weniger chinesischer Mythologien auskommt, mit denen das westliche Publikum weniger anfangen kann, ohne aber dabei den Kern des Films zu verfälschen. Man kann also sagen die beiden Fassungen haben in gewisser Weise beide ihre Berechtigung, für Asia-Kino Kenner dürfte es aber keiner großer Überlegung bedürfen, sich für den längeren Zweiteiler zu entscheiden.

Beim einlegen spielen drei Trailer unterschiedlicher Qualität, die sich nicht überspringen lassen. Das nervt natürlich, aber in der Zeit kann man ja nochmal das Wohnzimmer saugen, oder Nachos machen. Das Menüs ist ein Witz, weil man im Prinzip nichts auswählen kann, der Film liegt einfach auf Mandarin mit engl. Untertiteln vor. Was das ganze jetzt zur Special Edition macht erschließt sich mir nicht.

Wir hatten es im Rahmen der Heimkino-Wunschliste ja auch schon mal lamentiert, dass zu viel von John Woos Werken hierzulande kaum oder nur schlecht verfügbar ist. Das ist ein Skandal und eine Frechheit. Die Schuld liegt hier verteilt beim sogenannten Jugendschutz, den Lizenzinhabern, und aber auch bei den Produktionsfirmen, deren notorisch schlechte Archivierungspraxis heute die Restauration von Hong Kong Filmen zu einem Himmelfahrtskommando macht. Leider trifft das aber nicht nur die Altwerke von John Woo, auch sehr neue Filme wie eben Red Cliff, oder der noch jüngere The Crossing, sind noch nicht vollumfänglich in Deutschland verfügbar. Da kann man nur sagen: what the fuck? Jedenfalls ist der Film für Asia-Fans und John Woo -Kenner natürlich ein muss, aber ich war ziemlich enttäuscht und muss den Film nicht nochmal sehen.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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