Red Screening – Blutige Vorstellung / Al morir la matinée

Montevideo 1993: die Nacht ist stürmisch, im Kino „Cine Opera“ läuft ein Horrorfilm. Ana, die Tochter des Filmvorführers, hat ausnahmsweise die Nachtschicht für ihren Vater übernommen. Eigentlich kein Job, der besonders aufregend ist, eher das Gegenteil. Doch in dieser Nacht kann von Ruhe und gediegener Langeweile nicht die Rede sein: Ein erbarmungsloser Killer hat für die Vorstellung ein Ticket gelöst! Im Schutz der Dunkelheit des Kinosaals lässt der blutrünstige Mörder seinem Drang freien Lauf und metzelt, was das Zeug hält. Schon bald muss Ana nicht nur um ihr Überleben kämpfen, sondern auch versuchen, möglichst vielen Besuchern einen grausamen Tod zu ersparen. (Pierrot Le Fou)

Regisseur Maximillano Contentis uruguayischer Schocker Al morir la matinée (Red Screening – Blutige Vorstellung) erzählt in seiner Geschichte von Nervenkitzel und Gore von einem Mörder, der in einem Kino einen blutigen Amoklauf veranstaltet. Der Film stellt eine Mischung aus Motiven des Slasher-Films und der filmischen Ästhetik des Giallo dar, mit einer offensichtlichen Liebe für Kinos (von den Ticket- und Projektionskabinen über die Sitze bis hin zu den Bereichen, von denen man nie wusste, dass sie überhaupt existieren).

Ana (Luciana Grasso) ist eine Universitätsstudentin, deren Vater Anfang der 90er Jahre als Filmvorführer in einem Kino in Montevideo arbeitet. Sie besteht darauf, dass er in einer regnerischen Nacht nach Hause geht und sich ausruht, anstatt in einer Doppelschicht zu arbeiten. Da sie ihn im Laufe der Jahre genug beobachtet und gelernt hat, um zu wissen, wie man die Ausrüstung bedient, übernimmt sie die Schicht. Sie plant für eine Prüfung zu lernen, während sich das Publikum an einem Horrorfilm (Frankenstein: El día de la bestia / Frankenstein 2 – Das Monster erwacht, 2011) erfreut – darunter ein Paar bei seiner ersten Verabredung, drei angetrunkene Minderjährige und ein weiteres Mädchen (von dem einer des Trios glaubt, sie sähe aus wie Brooke Shields), ein mürrischer älterer Mann und ein recht kleiner Junge. Ana sieht sich schon sehr bald mit einem verrückten Mörder (Ricardo Islas, der sich auch für die Regie des o.g. Frankenstein: El día de la bestia verantwortlich zeichnet) konfrontiert, der sie und die wenigen verbliebenen Kunden töten will, die er noch nicht beseitigt hat.

Contenti, der nach einem Drehbuch arbeitet, das er mit Manuel Facal zusammen verfasst hat, kennt sich offensichtlich gut mit den beiden Subgenres des Schreckenskinos aus, mit denen er sich hier befasst. Er spiegelt die Essenz von Slasher– sowie Giallo-Kost wieder, ohne sklavisch zu sein und schafft dabei eine Atmosphäre, die sich vertraut anfühlt, aber seinen eigenen Stempel aufgedrückt bekommt. Benjamin Silvas Kinematografie fängt die wunderschönen Farbpaletten hervorragend ein, während Hernán González‘ stimmungsvolle Partitur wunderbar zum Film passt. Grasso ist als Hauptdarstellerin großartig und führt eine feine, ansehnliche Besetzung an.

Freunde des Gore lest gut mit: Al morir la matinée hat viele widerliche praktische Spezialeffekte zu bieten, die beeindruckend gerendert sind. Jedenfalls gibt es eine Menge an Blut zu sehen. Zuschauer mit einer Abneigung gegen Augenverletzungen sollten jedoch zweimal überlegen, ob sie sich diesen Film ansehen möchten. Red Screening – Blutige Vorstellung stellt einen außergewöhnlich guten Reminiszenz-Film dar, der zwar seinen Inspirationen huldigt, jedoch die einfallslosen Insignien meidet (die einige retro-orientierte Slasher– und Giallo-Filme anstreben), um nach neuen Ansätzen zu suchen und gleichzeitig ein Verehrer von klassischen Filmhäusern zu sein. Der Streifen repräsentiert mehr, als eine ledigliche Pastiche (hauptsächlich von Angustia / Im Augenblick der Angst, 1987) und ist für Horrorfans aller Arten sicherlich zu empfehlen.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 18 Jahren
  • Regisseur: Contenti, Maximiliano
  • Medienformat: Breitbild
  • Laufzeit: 1 Stunde und 28 Minuten
  • Darsteller: Grasso, Luciana, Islas, Ricardo, Spinelli, Julieta, Duarte, Pedro, Duran, Franco
  • Untertitel: Deutsch
  • Studio: Pierrot Le Fou

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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