Requiem für Django / Réquiem para el gringo / Requiem per un gringo / Duel in the Eclipse

Carrincha und seine Bande von Halsabschneidern reiten durch das kalifornisch-mexikanische Grenzgebiet und terrorisieren die Rancher. Da ist Indio, der sadistische Mestize, dann der eiskalte Ted Corbin, den nichts auf der Welt so interessiert wie Geld. Und Tom Leader, elegant und gefährlich, der die Bande gerne selber anführen würde. Sie alle sind nur an Raub und Mord interessiert – und an der süßen Alma. Die aber ist die Geliebte des Bandenschefs. Doch was keiner von ihnen weiß: Der Mann, den sie kürzlich in einem grausamen Duell ermordeten, war der Bruder von Django. Und Django schwört blutige Rache. Allein reitet er zur Ranch der Bande, um mit den Schurken einen nach dem anderen abzurechnen. (Colosseo Film)

Bei der Prämisse des Films handelt es sich zwar um eine ziemlich einfach gehaltene Rachegeschichte über einen Mann, der den gewaltsamen Tod seines jüngeren Bruders rächt, doch Réquiem para el Gringo stellt auch gleichzeitig einen der absonderlichsten Spaghetti- / Paella-Western dar, den man je zu sehen bekommen wird. 1968 entstanden, fühlt sich der Film oft wie eine jener frühen spanischen Bemühungen ohne viel italienische Beteiligung an: Es gibt keinen italienischen Regisseur, kein italienisches Kostüm-Design und auch keine vertraute italienische Westernstadt. Eigentlich sieht Requiem für Django die meiste Zeit überhaupt nicht wie ein Western aus. Das Produktionsdesign ist schlicht gehalten, die Bilder präsentieren sich absonderlich, mit einem Torbogen mitten im Nirgendwo, Frauen sind wie Madonnen gekleidet und einem Leichenzug in der Mitte der Wüste. Die Atmosphäre erweist sich als mystisch, biblisch sowie hermetischer Tradition und erinnert eher an Buñuel oder Pasolini als an Leone.

Der Jaguar-Mann (Ross Logan / Gringo / in der deutschen Version Django) wird als ein Kerl mit magischen Kräften präsentiert, während die Art und Weise, wie er seine ersten Gegner tötet (als seine Ranch unter Beschuss gerät) wie bei einem Täuschungs-Trick eines Zauberers mit Trommeln und flatternden Tauben unterstrichen wird. Ist er nur ein sehr begabter Mann, ein Astronom und Meteorologe oder soll er ein Halbgott sein? Der Jaguar-Poncho könnte ein Verweis auf eine der vielen Jaguar-Gottheiten der Mayas sein, die für ihre astronomischen Kenntnisse bekannt waren und in mindestens einer Sequenz scheint Django besondere Kräfte zu besitzen: Während der „Verfolgung“ von Charley Fair (Aldo Sambrell), ist er in der Lage seinem Gegner mehrmals den Weg abzuschneiden, indem er mit seinem Maultier unpassierbare Umwege durch die Berge nimmt. Das Drehbuch zu Réquiem para el Gringo wurde von María del Carmen Martínez Román geschrieben, der auch am Skript von Se sei vivo spara (Töte Django, 1967) beteiligt war.

Beide Filme haben diese sonderbare, fast surreale Beschaffenheit, doch während sich Giulio Questis Allegorie wie ein Peyote-Trip anfühlt, erscheint einem José Luis Merinos Film eher wie das böse Erwachen danach. Der Streifen erweist sich als äußerst interessant, kann sich aber auch lethargisch und manchmal enorm lahm gestalten, mit dem Jaguar-Mann (Lang Jeffries), der auf seinem alten Maultier umherwankt und irgendwas über den 17. April murmelt sowie dem Bösewicht Porfirio Carranza (Fernando Sancho), der sich auf der Martinez Ranch eingerichtet hat, als ob es sein Hofstaat wäre, sein Schmuckkästchen bewundert und seine Groupie Alma (Femi Benussi) verhätschelt, die sich für ihn wie eine Haremsdame kleidet sowie tanzt (aber hinter seinem Rücken eine Affäre mit einem seiner vertrauten Leute hat).

Auf der anderen Seite sind einige Story-Elemente sehr gut herausgearbeitet worden, so wie Django die Charakter-Macken seiner Gegner ausnutzt, um sie beseitigen zu können, wie zum Beispiel Charley Fairs Aberglaube und Ted Corbins (Carlo Gaddi) sexuelle Besessenheit. Der verräterische Tom Leather (Ruben Rojo) bekommt allerdings keine faire Chance geboten, weil er ganz einfach keine verdient hat. Der kräftig gebaute Lang Jeffries war anscheinend besser für das Peplum-Genre (wegen dem es ihn nach Europa verschlagen hatte) geeignet, doch seine robuste Erscheinung passt hier recht gut zu seinem Charakter. Eigentlich passen die meisten Schauspieler recht gut in den Film, dennoch bewegen sich einige der Darbietungen gefährlich nahe an der Grenze zur Parodie, wobei sowohl Sancho als auch Sambrell ihre übliche Verkörperung von schurkischen mexikanischen Spinnern übertreiben. Gaddi kommt dagegen schon beinahe lächerlich cool rüber, als der in Schwarz gekleidete Revolverheld, der hinter dem schönen Bauernmädchen Nina (Marisa Paredes) her ist, während man Angelo Francesco Lavagninos Partitur ohne Zweifel für ein paar Tage vor sich hin summen wird. Requiem für Django ist sicherlich interessanter für das was er anstrebt, als für das was er ist aber trotz seiner Längen ist der zuweilen ziemlich harte Italo-Western allen Liebhabern ans Herz zu legen.

Es sind mehrere Versionen dieses Films im Umlauf, mit verschiedenen Laufzeiten und Szenen, die entweder vollständig geschnitten oder in einer anderen Reihenfolge angeordnet worden sind. Eine dieser Versionen läuft etwas über 94 Minuten und enthält die Sequenz, in der man Marisa Paredes in nasser Unterwäsche bestaunen kann, doch es fehlt die berüchtigte Szene, in der Django die Hand eines Kontrahenten mit dem Wurf seines Messers an einen Holzbalken „nagelt“. Die deutsche VHS läuft nur ca. 82 Minuten und zeigt die „Hinrichtungen“ von Sambrell, Gaddi und Rojo in chronologischer Reihenfolge; in den längeren Fassungen werden diese Szenen als Rückblenden während des Duells in der Eklipse (englischer Titel) präsentiert. Selbstverständlich handelt es sich bei der Edition von Colosseo um die ungekürzte Version, die eine Laufzeit von 98 Minuten aufzuweisen hat.

Colosseo Film präsentiert Requiem für Django erstmals als restaurierte High Definition Neuabtastung, die wirklich sehr gut gelungen ist. Das Bild (1.66:1) sieht super aus und gibt keinen Anlass zum Meckern. Es ist klar, die Farben froh und der Kontrast ordentlich. Auch Bildschäden konnten so gut wie komplett entfernt werden. Beim Ton liegen mit der deutschen und italienischen zwei Spuren vor. Beide werden im PCM 2.0 Format präsentiert und klingen recht gut, allerdings werden sie den HD Erwartungen nicht ganz gerecht. Dennoch gibt es hier höchstens minimale Unterschiede im Klang zu erkennen aber auch nur, wenn man sehr genau hinhört. Für Freunde des italienischen Originaltons sind deutsche Untertitel anwählbar. Die Extras bestehen aus den italienischen und deutschen Kinotrailern, einer Fotogalerie mit seltenem Bildmaterial und einem 6-seitigen Booklet verfasst von unseren Autorenfreunden Gerald Kuklinski, Tobias Reitmann und Andreas Rick von Italo-Cinema.de. Neben einer Menge an Informationen über Film, Regisseur und Schauspieler wartet das wunderbar designte Booklet mit einer Fülle an Bildern auf. Auf der Bonus DVD ist außerdem die deutsche gekürzte Kinofassung mit geänderter Szenenfolge enthalten. Die Scheiben werden in einem sehr ansprechend gestalteten Pappschuber ausgeliefert, der in keinem Sammlerregal fehlen darf. Glücklicherweise ist das FSK-Logo nicht direkt auf den Schuber gedruckt worden und auch ein Wendecover wurde nicht vergessen.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.66:1
  • Alterseinstufung:‎ Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur:‎ Eugenio Martin, José Luis Merino
  • Medienformat: Dolby, Breitbild, Sonderausgabe
  • Laufzeit: 1 Stunde und 38 Minuten
  • Darsteller:‎ Lang Jeffries, Fernando Sancho, Femi Benussi, Carlo Gaddi
  • Untertitel: ‎Deutsch

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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