Rolling Thunder

Rolling Thunder  war der Codename für Richard Nixons Bombenkrieg über dem Ho-Chi-Minh Pfad in Laos und Kambodscha während des Vietnam Krieges – und es ist auch der Titel dieses Rachefilms aus der “Vietnam-Rückkehrer” Kategorie (zu der man z.B. auch First Blood aka Rambo I, Coming Home, und Taxi Driver zählt), aus der Feder von Paul Schrader (dem Autor von Taxi Driver). Schrader war zu der Zeit eine riesen Nummer wegen dem Martin Scorsese Film, der noch heute zu schocken weiß. Robert DeNiro war da noch nicht die größte Nummer, noch unbekannter war jedoch Tommy Lee-Jones, für den Rolling Thunder sein zweiter Film ist. Richtig groß war allerdings schon William Devane (vor allem im TV, aber auch durch Filme wie Marathon Man), ohne den der Film auch so in der Form wohl nicht gedreht worden wäre. Regisseur John Flynn legte später noch eine richtig gute Karriere hin, zu den harten Knallern zählen unter anderem der Steven Segal Film Out for Justice, und der Sylvester Stallone Gefängnisfilm Lock Up. Das ist der Kontext von Rolling Thunder  (Der Mann mit der Stahlkralle)– der nun erstmals in Deutschland überhaupt, und ungekürzt, auf DVD und BluRay vorliegt, Koch Media sei dank.

Worum geht es? Major Rane (William Devane) und seine Kameraden kehren aus Indochina zurück. Sie werden, wie damals üblich, von inszenierten Feierlichkeiten empfangen, und Rane erfährt eine Kleinstadtprominenz, die ihm noch zum Verhängnis werden sollte. Er freut sich, wieder bei Frau und Sohn sein zu können, doch nach Jahren der Abwesenheit und Kriegsgefangenschaft ist nicht mehr viel von der Ehe übrig. Seine Frau gesteht ihm außerdem ihre Affaire mit dem Hilfssheriff, der während seiner Abwesenheit als Mann im Haus viel ausgeholfen hatte. Rane stört das erstmal wenig, und schläft erstmal im Gartenhaus. Seine Welt stürzt vollends ein, als Ganoven in sein Haus einbrechen um ihm ein Set Sammlermünzen zu stehlen die er als Wilkommensgeschenk von einem Autohaus erhalten hatte. Als er die Münzen nicht herausrückt, stecken Sie seinen Arm in den Küchenabfallzerkleinerer. Seine Familie überlebt den Überfall nicht, und die Ganoven verschwinden. Als er im Krankenhaus wieder aufwacht, mit nur noch einer Hand, hat er nur noch eines im Sinn: Rache. An seiner  Seite nun die junge Linda (Linda Haynes), in ihn verliebt wie ein Groupie seit sie Rane das Münzset für das Autohaus überreichen konnte. Sein Kumpan Johnny (Tommy Lee Jones) ist seit einiger Zeit schon ebenfalls nicht wirklich zufrieden in seiner alten Umgebung. Aus dem Krankenhaus entlassen baut sich Rane eine Kralle für seine Hand, packt sein Waffenarsenal in den Kofferraum und brennt mit Linda durch, nachdem er in Erkundungsfahrten schon den Aufenthalt der Ganoven ausgemacht hatte. Als es so weit ist, reaktiviert er Johnny und zusammen starten sie eine eiskalte Abrechnung. Sie bringen den Krieg mit nach Hause….

Rolling Thunder

Die Tagline des Films auf dem Poster lautet “Major Rane has come home to war”, und das fasst eigentlich das Genre an sich sehr gut zusammen. Kriegsheimkehrer die sich nicht mehr zurecht finden, eine ihnen feindliche Welt vorfinden, sich nicht integrieren lassen. Geplagt von Post-Traumatischem-Stress, der langen Abwesenheit und daraus resultierenden Ehebrüchen, gesundheitlichen Schäden und politischem Umbruch, platzt denen oft der Kragen. Andere Beispiele sind Rambo, Taxi Driver, aber auch das A-Team und Forrest Gump, wenn man so will. Rane ist dabei noch ein relativ klarer Fall, man merkt schon die Minute in der er aus dem Flugzeug steigt, dass dieser Mann abgebrüht ist. Als er sich von seinem Bekannten zum Spaß foltern lässt wird klar, ein ruhiges Familienleben wird dieser Veteran nie mehr leben können. Johnny ist ihm ähnlich, die alte Umgebung erscheint ihm grotesk, als Rane mit einer “Mission” zu ihm kommt hat er die Uniform im nu an und die Waffen in der Tasche. Sie ziehen wieder in den Krieg – und flüchten sich damit in das Vertraute.

Was dann passiert ist 70er Filmmaking par excellence. Ein trockener, meist Effekt-freier Jagdfilm beginnt, an dessen ende das Blut fließt und Dialoge Mangelware sind. Flynn inszeniert in bester Peckinpah Manier einen Showdown, der minimalistischer nicht sein könnte, und gleichsam brachial und episch. Schraders Pappenheimer sind keine Travis Bickle Klone, sie haben nichts zu verlieren und haben ein klares Ziel vor Augen. Man kann dem Film vorhalten dass er etwas kurz ist, dramaturgisch etwas flach und es keinen wirklich nennenswerten Bösewicht gibt. Aber das würde den Kern des Films nicht treffen: Ranes Kampf ist kein Kampf gegen eine Hand voll Einbrecher, es ist der symbolische Kampf des abgestumpften Kriegsheimkehrers mit sich selbst und seiner Deplatzierung in der Gesellschaft. Es brodelt und kracht dann, wie es im Kino eben kann. Dabei werden Randfiguren wie Linda fast schon zur lästigen Kür der Leinwand-Disziplin, denn Rane der Veteran hat im Gegensatz zu Rane dem Drehbuchcharakter keine Frau im Sinn, sondern Blutvergießen.

Rolling Thunder

Rolling Thunder gilt als einer der großen Vertreter seines Genres, und spiegelt es gekonnt wieder, trotz seines Minimalismus. Flynn besitzt nicht die Rafinesse eines Peckinpah, aber dieser dreckige Rachestreifen hat Kultstatus, und in seinem Filmhistorischen Kontext betrachtet muss man ihn gesehen haben.

Besonders relevant ist der Film außerdem noch durch seine Tarantino Connection. Quentin Tarantino ist bekennender Fan des Films, und diese Liebe hilft dem Film durchaus, nun endlich sein Revival auf DVD/BluRay feiern zu können. Tarantino benannte außerdem seine Vertriebsfirma für Genrefilme, Rolling Thunder Pictures, in den späten 90ern nach dem Film. Interessanterweise, so erfährt man im Audiokommentar, wollte Tarantino auch Linda Haynes für seine Folge von Emergency Room casten. Haynes lehnte damals ab, zu wenig etabliert war Tarantino trotz seines Erfolges mit Pulp Fiction.

Koch Media bringt den Film nun, viele Monate nach dem er zuerst in England in die Regale gekommen ist, für die Heimkino Formate heraus. Leider ist das Bild in vielen Teilen nicht das Wort “Restauration” Wert, und die Tonspur ist leider teilweise absolute Zumutung. Entweder es gab kein besseres Material, oder man hat diese Mühen gescheut, jedenfalls sollte man sich trotz BluRay Logo hier keine Illusionen machen ob des Alters des Films.

Rolling Thunder

Zu den Extras der DVD und BluRay

Rolling Thunder BluRayMit dabei ist der Originaltrailer, in guter Qualität, sowie das gleiche nochmal aus der Reihe “Trailers from Hell” mit Kommentar von Hostel-Regisseur Eli Roth. Ich finde das eine sehr gute Idee, den oft reicht die Zeit eines Trailers, um ein paar interessante Dinge darüber zu sagen. Schön dass dieses Extra es auf die Scheibe geschafft hat. Dann gibt es noch einen richtig guten klassischen TV Spot, sowie eine Bildergalerie mit Postern und Lobby Cards.

Außerdem dabei ist ein Interview mit Linda Haynes, das als mini-Featurette mit dem Titel “Southern Comfort” produziert ist. Darin erzählt die gute Linda von ihrem Weg ins Kino und den Erfahrungen mit dem Film und den darin involvierten Personen. Das ganze ist mit ein paar Szenen angereichert, denn insgesamt ist es kein sehr langes Interview, eher so unter 10 Minuten.

Das Highlight ist eigentlich ein Audiokommentar. Dieser ist von Co-Author Heywood Gould und dem Filmemacher Roy Frumkes, der das ganze moderiert. Der Kommentar bietet unglaublich viele Fakten und Insidergeschichten von der ersten Minute weg. Ein absolutes Muss für Fans des Films,  und der Kinogeschichte der Zeit. Besonders interessant zu wissen dass der vorliegende Film nicht auf dem Originaldrehbuch beruht, sondern besonders viel geändert wurde.

Fazit

Der quintessentielle Rachefilm aus dem Vietnam-Heimkehrer-Genre ist nun endlich fürs Heimkino zu haben. Großes Lob an Koch Media für das Release, auch wenn vor allem die Tonqualität leider nicht auf Höhe der Zeit ist. Fans des Klassikers sei die Scheibe uneingeschränkt ans Herz gelegt, alle anderen sollten mit Hilfe ihrer diese Bildungslücke tilgen und mit Major Rane auf Rachefeldzug gehen. Ein klasse Eintrag aus der Filmgeschichte, für Genrekenner längst ein Kultfilm.

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Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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