ROMANS – Dämonen der Vergangenheit

Malky (Orlando Bloom) ist ein Abrissarbeiter in den Dreißigern. Als er in seine Heimatstadt zurückkehrt, um dort beim Abriss der örtlichen Kirche mitzuhelfen, wird er mit den Dämonen seiner Vergangenheit konfrontiert. In jener Kirche wurde er als Junge vom damaligen Priester sexuell missbraucht. Das Trauma der Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Malky hat Probleme im Führen einer normalen Beziehung und neigt leicht zu Gewalt. Sein Leben gerät endgültig aus den Fugen, als er seinem Peiniger aus Kindertagen plötzlich unerwartet gegenübersteht. Rachegedanken keimen in ihm auf. Doch soll wirklich eine Vergeltungstat sein künftiges Schicksal bestimmen? (OFDb Filmworks)

Ludwig und Paul Shammasian hatten bereits das James Cosmo-Drama The Pyramid Texts (2015) beim Edinburgh International Film Festival herausgebracht, so dass man auf den Nachfolgefilm der Regisseure, Romans, sehr gespannt sein konnte. Das Projekt stellt eine Wiedervereinigung mit Drehbuchautor Geoff Thompson und eine Spielfilmadaption ihres vorherigen Kurzfilms Romans 12:20 dar. Romans ist ein Film von einschneidender Intensität sowie Aktualität und hat eine atemberaubende Vorstellung von Orlando Bloom zu bieten. Romans – Dämonen der Vergangenheit beschreibt die Geschichte des Arbeiters Malky (Bloom), bei dem, während Abbrucharbeiten an einer örtlichen Kirche (in der er als Zwölfjähriger von einem Priester missbraucht wurde), das tief verwurzelte Trauma aus der Vergangenheit wieder an die Oberfläche kommt. Malkys Beziehung zu seiner Freundin Emma (Janet Montogomery) beginnt zu bröckeln, als er die daraus resultierenden gewalttätigen Anfälle gegen sich selbst richtet.

Der Streifen wird mit außergewöhnlicher Intensität eröffnet (die durchgehend beibehalten werden kann), wobei man zu sehen bekommt, wie das Kreuz der Kirche brutal zerschlagen wird, was von wütenden religiösen Predigten untermalt ist, die durch lautes, viszerales Sounddesign eingefangen werden. Die Zerstörung der religiösen Ikonographie beschreibt Malkys tiefgreifenden Groll gegen diese Kirche, der sich für den Ausbruch seines aggressiven und destruktiven Verhaltens verantwortlich zeichnet. Malky repräsentiert einen schrecklich verstörten Charakter, der nicht in der Lage ist, die fürchterlichen Ereignisse, die ihn ständig verfolgen, zu verarbeiten und deswegen seine Mitmenschen durch sein extremes Verhalten genauso schockiert, wie verwirrt zurücklässt. Seine Freundin Emma entfernt sich von ihm, während seine Mutter (mit fantastischer Authentizität von Anne Reid verkörpert) ein anhaltendes Gefühl der Enttäuschung und Trauer über das Verhalten ihres Sohnes empfindet.

Thompsons Drehbuch erweist sich in der Beschreibung der zerstörerischen Kraft, die durch jeglichen Missbrauch hervorgerufen werden kann, als äußerst effektiv. Man empfindet Sympathie für Malky, wenn man ihm dabei zusieht, wie er sich selbst körperlich und sexuell misshandelt, weil er der Überzeugung ist, Bestrafung verdient zu haben – was die Traurigkeit seiner Opfermentalität widerspiegelt. Doch Malky ist ein aufrechter Charakter – er liebt seine Mutter und ist dazu bereit, sich für Freunde aufzuopfern. Man kann Schimmer einer rechtschaffenden Persönlichkeit unter der Oberfläche von Schande und Wut erkennen, was Malky zu einem liebenswerten Charakter werden lässt, mit dem sich das Publikum identifizieren kann. Romans ist reif genug, um beide Seiten der Kirche zu beleuchten und zwar die Seite des Missbrauchs und des Misstrauens (in Form des zurückkehrenden alten Priesters und Missbrauchers Jimmy – James Smillie), sowie die Seite der Erlösung und Vergebung in Form des reformierten Ex-Sträflings und Neu-Priesters Paul (Charlie Creed-Miles). Hier handelt es sich um ein Projekt, das sich zum Teil auf die Macht der Vergebung konzentriert, die in den regelmäßigen Verweisen des Films auf die Bibelstelle Römer 12:20 perfekt kanalisiert wurde.

Die großartige Darbietung von Orlando Bloom repräsentiert das pulsierende Herz von Romans – Dämonen der Vergangenheit. Seiner außergewöhnlichen Vorstellung gelingt es den subtilen Schmerz, die Scham und die enorme Kränkung, von denen Missbrauchsopfer geplagt werden, respektvoll einzufangen. So roh und transformativ, wie Bloom aufspielt, führen die Shammasians mit einem strammen Gefühl für Spannung und Unbehagen Regie und sorgen dafür, dass aus Romans ein Film geworden ist, der die gesamte Aufmerksamkeit seines Publikums auf sich zieht.

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Darsteller: Orlando Bloom, Janet Montgomery, Alex Ferns, Anne Reid
Regisseur(e): Paul Shammasien, Ludwig Shammasien
Format: Breitbild
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: OFDb Filmworks
Produktionsjahr: 2017
Spieldauer: 95 Minuten

Diese BluRay sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von OFDb Filmworks zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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