Sabata / Ehi amico… c’è Sabata, hai chiuso!

Ein Unbekannter kommt in die Stadt. Niemand weiß, wer er ist und woher er stammt. Eines aber ist den Bürgern von Daugherty sofort klar: Der Fremde weiß zu viel. Und er könnte ihnen gefährlich werden. Deshalb wollen sie ihn zum Schweigen bringen – für immer! Doch sie haben die Rechnung ohne den furchtlosen Helden gemacht: Lee van Cleef ist Sabata, der Mann mit dem eisigen Blick und dem blitzschnellen Revolver. Er weiß, dass die führenden Bürger des Ortes die Drahtzieher des letzten Bankraubs sind. Und er weiß, wie er aus seinem Wissen Kapital schlagen kann. Doch damit das Spiel nach seinen Regeln abläuft, muss der treffsichere Kopfgeldjäger mit dem Hang zu ausgefallenen Waffen seine Gegner erst mal von seiner Durchschlagskraft überzeugen. (Explosive Media)

Obwohl Sabata nicht zu den wahren Genre Größen zu zählen ist, handelt es sich hierbei unbestreitbar um einen sehr übertriebenen, beinahe cartoonish wirkenden und sehr unterhaltsamen Italo-Western. Lee van Cleef passt perfekt in die Rolle des geschniegelten und gebügelten Titelhelden, der einige zwielichtige, höhergestellte Bürger erpresst und dabei mehr Tricks auf Lager hat als Bugs Bunny. Niemand spielt diese Art von Charakter besser als van Cleef. Der Plot ist so einfach gestrickt wie es nur geht aber das macht hier gar nichts, denn er bietet einer Reihe von Auftragskillern die Gelegenheit auf Sabata angesetzt zu werden. Die Charaktere sind für einen Spaghetti-Western allesamt gut gezeichnet, wobei besonders Franco Ressel als äußerst androgyn wirkender Oberschurke Stengel brilliert und dabei stark an Graham Chapman als Oscar Wilde erinnert.

Auch die übrige Besetzung kann sich sehen lassen. William Berger verkörpert den undurchsichtigen, scheinheiligen sowie lässigen Banjo ebenso gut wie Pedro Sanchez den geschwätzigen, messerwerfenden Carincha. Aldo Canti bleibt als Indio allerdings im wahrsten Sinne des Wortes stumm und blass. Auch weitere bekannte Gesichter aus dem Genre wie Claudio Undari, Linda Veras, Gianni Rizzo und Luciano Pigozzi sind in Nebenrollen zu sehen. Marcello Giombinis Musik passt super zum Film und schwirrt einem noch lange nach dem Genuss des Streifens durch den Kopf. Die Action ist mit überzogenen Schießereien und melodramatischen stand-offs wahrlich als vollkommen over-the-top zu bezeichnen. Der Bankraub zu Beginn des Films beispielsweise bleibt aufgrund der Unverfrorenheit seiner Ausführung besonders in Erinnerung. Sabata kann sich nicht mit den Besten des Genres messen, macht aber eine Menge Spaß und versteht es glänzend zu unterhalten.

Explosive Media präsentiert den Film erstmals als restaurierte High Definition Neuabtastung, die wirklich gut gelungen ist. Das Bild (2.35:1; 16:9) sieht super aus und gibt kaum Anlass zum Meckern. Einziges Manko ist, wie bei vielen Neuabtastungen solcher schon recht betagten Filme, dass eine Körnung bei dunklen bzw. Nachtszenen deutlich zu erkennen ist. Ansonsten ist das Bild klar, die Farben froh und der Kontrast ordentlich. Auch Bildschäden konnten, wenn schon nicht vollkommen, weitestgehend entfernt werden. Beim Ton liegen mit der deutschen, italienischen und englischen gleich drei Spuren vor. Alle drei werden im Dolby Digital 2.0 Format präsentiert und klingen recht gut, allerdings werden sie den HD Erwartungen nicht ganz gerecht. Dennoch gibt es hier höchstens minimale Unterschiede im Klang zu erkennen aber auch nur, wenn man sehr genau hinhört. Für Freunde des italienischen Originaltons sind deutsche und englische Untertitel anwählbar.

Die Extras (Bonus DVD) sind ziemlich umfangreich ausgefallen und bestehen aus einem sehr interessanten Featurette His Name is Sabata (43 Minuten, in dem u.a. Regisseur Gianfranco Parolini über die Arbeit an dem Film und seinen Werdegang erzählt), einem 46 minütigen Western-Trailer-Reel wie schon bei der La Resa Dei Conti Blu-Ray mit diversen Lee van Cleef Western: Für ein paar Dollar mehr (Englisch); nochmal ein deutscher Trailer dazu; The Good the Bad and The Ugly (Englisch); dann noch ein deutscher Trailer dazu; The Big Gundown (US trailer); Death Rides a Horse (Englisch); Day of Anger (Italienisch); Die Letzte Rechnung zahlst du selbst / Beyond the law (Deutsch); Sabata (Englisch); Barquero (kein wirklicher Italowestern, Englisch); El Condor (auch kein wirklicher Italo-Western, Englisch); Matalo (Englisch); Sabata kehrt zurück (Englisch); Captain Apache (Englisch); Der Todesritt der glorreichen Sieben (Englisch, logischerweise kein Italowestern); Drei Vaterunser für vier Halunken (aka The Grand Duel, Englisch); In meiner Wut wieg ich vier Zentner / Stranger and the Gunfighter (Englisch); Einen vor den Latz geknallt / Take a hard ride (Englisch), einer Fotogalerie mit seltenem Bildmaterial, verschiedene Trailer anderer Explosive Media Western und einem 24-seitigem Booklet verfasst von den SWDB Editoren Sebastian Haselbeck und Lars Johansen sowie Steffen Wulf. Neben einer Menge Informationen über Film, Regisseur und Schauspieler (die für Genre-Kenner allerdings nicht viel Neues bieten) wartet das wunderbar designte Booklet mit einer Fülle an Bildern auf. Die Scheiben werden in einem sehr ansprechend gestalteten Pappschuber ausgeliefert, der in keinem Sammlerregal fehlen darf. Glücklicherweise ist das FSK-Logo nicht, wie auf den Bildern zu sehen, direkt auf den Schuber gedruckt.

Explosive Media ist genauso wie bei Von Mann zu Mann / Die Rechnung wird mit Blei bezahlt eine klasse Veröffentlichung eines wirklich unterhaltsamen Italo-Western geglückt. Der Film wurde neu abgetastet und im deutschsprachigen Raum zum ersten Mal auf Blu-Ray herausgebracht. Vom technischen Standpunkt aus kann man sehr zufrieden sein, während der Film auch mindestens in die Top 30 der besten Spaghetti-Western gehört. Aktuell belegt Ehi amico … c’è Sabata, hai chiuso! Platz 24 der SWDb Essential Top 50 Films. Schon alleine die mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestattete Aufmachung des Pappschubers und des Booklets ist eine Menge Lob wert. Hier merkt man, dass wahre Liebhaber ihre Finger mit im Spiel haben. Abschließend bleibt festzuhalten, dass kein Italo-Western Fan oder gar Sammler an dieser Veröffentlichung vorbeikommt.

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  • Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Gianfranco Parolini
  • Medienformat:‎ Breitbild
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 46 Minuten
  • Darsteller:‎ Lee van Cleef, William Berger, Linda Veras, Franco Ressel
  • Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
  • Sprache: ‎Italienisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0), Französisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (DTS-HD 2.0), Englisch (DTS-HD 2.0)
  • Studio: Explosive Media
https://www.youtube.com/watch?v=Hq1b2EJA6Yo

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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