Scarlet Diva

Die junge Anna Battista stolpert durch eine Welt, die sie selbst geschaffen hat, oder vielleicht doch nicht? Eine Welt voller Drogen, Sex und Sehnsüchten, voller Hass und Liebe, und voller Poesie. Oder zeigt sie uns eine Welt aus der Sicht einer jungen Frau auf dem Weg voller Leid und Perversion? Ihr Leben ändert sich als sie sich in den Musiker Kirk verliebt und von ihm schwanger wird. (X-Rated)

Anna Battista (Asia Argento) ist Italiens berühmtestes Filmstarlet, doch ihr außerberufliches Leben läuft nicht annähernd so gut wie ihre Karriere. Angetrieben von einem destruktiven Verlangen, sich auf endlose Reihen von One-Night-Stands (oder Quickies) einzulassen und sich mit einem dubiosen Haufen drogenkonsumierender, egozentrischer „Freunde“ zu umgeben, beschreibt sich Anna selbst als das „einsamste Mädchen der Welt“. Bis sie Kirk (Jean Shepard) kennenlernt, den Sänger einer übellaunigen Rockband, mit dem sie sich sofort verbunden fühlt. Kirk verlässt sie am nächsten Morgen, um seine Tour fortzusetzen, doch Anna glaubt, ihre wahre Liebe gefunden zu haben. Dario Argentos rebellische Tochter Asia war noch nie schüchtern – man erinnere sich nur an ihre Nackedei-Spielereien in Darios Das Stendhal Syndrom (1996) und Das Phantom der Oper (1998) – aber bei Scarlet Diva, ihrem Drehbuch- und Regiedebüt, handelt es sich um ein extrem rohes Stück selbstbekennender Nachgiebigkeit.

Als das Publikum Anna zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, ist sie mit heruntergelassenem Schlüpfer zu sehen und wird gerade von einem Schauspielkollegen in ihrem Wohnwagen hart von Hinten genommen. Was folgt sind weitere 85 Minuten voller Sex, Drogenkonsum, Geschrei sowie Selbstanalyse und zwar auf eine Art und Weise, die sogar Abel Ferrara sehr wahrscheinlich für übertrieben halten würde. Asia Argento arbeitete mit Ferrara an dessen wenig gesehenen New Rose Hotel (1998) zusammen und sein Einfluss ist hier viel stärker zu spüren als der von Argento Senior (obwohl Dario und sein Bruder Claudio mit produzierten und Asias Mutter Daria Nicolodi einen Cameo-Auftritt hat). Doch trotz ihrer festen Entschlossenheit, ihre Seele sowie ihren Körper auf der Leinwand zu entblößen, kommt ein Großteil von Scarlet Diva wie ein seichter Ferrara rüber. Zu viele Szenen, die erschütternd wirken sollen, erhalten einen hysterischen, beinahe absurd übertriebenen oder gekünstelten Touch, der droht, den Ton des gesamten Films anzugeben. Außerdem sind praktisch alle Nebendarsteller entweder als Pappfiguren oder Karikaturen zu bezeichnen, von Annas missbrauchter WG-Mitbewohnerin (die übrigens von einer von Asias besten Freundinnen verkörpert wird und zwar von Vera Gemma … ja, der Tochter des Italo-Westernstars Giuliano Gemma) bis hin zu Joe Colemans geilem Hollywood-Manager.

Das soll jetzt nicht bedeuten, dass die Darbietungen durchweg schlecht wären, denn die meisten – mit Ausnahme von Jean Shepards langweilig rätselhaftem Rockstar Kirk – sind als ziemlich gut zu beschreiben, nur leistet ihnen das Material nicht immer gute Dienste. Asia Argento legt als Regisseurin nichtsdestotrotz echten Stil an den Tag und wenn man mal ehrlich ist, so gehörten die Plots meistens auch nicht zu den Stärken ihres Vaters. Der auf Digitalvideo gedrehte Film hat eine ausgefallene, ruhelose Qualität, wobei viele der Montagen, die wiederholt die Alltäglichkeit von Annas Jet-Set-Lebensstil einfangen, hervorragend gedreht und geschnitten worden sind. Auch die Musik findet guten Einsatz – es ist ein vorherrschender rauchiger Trip-Hop-Score vorhanden, wobei Nina Simones Interpretation von Wild is the Wind zweimal mit eindringlicher Wirkung zum Einsatz kommt. Letztendlich scheint Anna nichts aus ihren Erfahrungen zu lernen, während der Film wenig auszusagen hat, außer vielleicht „berühmte Menschen sind auch verletzlich“. Ach ja, Fans von Michele Soavis wegweisendem „Slasher“ Aquarius – Theater des Todes sollten auf David Brandons Cameo-Auftritt achten, der in diesem Film, genauso wie hier, einen fiesen Regisseur spielt.

Bonusmaterial:

  • Audiokommentar mit Asia Argento —> recht informativ sowie aufschlussreich
  • Hinter den Kulissen (ca. 8min)
  • Interview mit Asia Argento (ca. 17min) —> interessant
  • Englischer Trailer
  • Deutscher Trailer
  • Drei TV-Spots
  • Pressefotos
  • 16 Seiten Booklet von Christoph N. Kellerbach verfasst, der sich mit Texten wie Scarlet Diva – Der Exorzismus der Asia Argento; Das Leben der Anna Battista – Die psychologische Opfergabe; Reflektion und Erkenntnis – Gedanken zu „Scarlet Diva“; Der Seelenstriptease – Die verruchte Reifeprüfung und Das Leben nach der Diva recht ausführlich mit dem Film sowie der Regisseurin auseinandersetzt. —> empfehlenswert

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  • Seitenverhältnis: ‎16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: Nicht geprüft
  • Regisseur:‎ Argento, Asia
  • Laufzeit: 1 Stunde und 31 Minuten
  • Darsteller:‎ Argento, Asia, Fritsch, Herbert, Shepard, Jean
  • Untertitel: ‎Deutsch
  • Sprache: ‎Deutsch (DD), Englisch (DD)
  • Studio: X-Rated

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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