Sea Fog

Sea Fog (Haemoo) ist ein koreanisches Drama aus dem Jahr 2014 und das Regiedebut vonSung-bo Shim, Autor des ausgezeichneten Memories of Murder von Bong Joon Ho (Parasite), der hier Co-Autor und Produzent war.

Fischkutter-Kapitän Kang Chul-joo (Kim Yoon-seok) hat es nicht einfach. Die Währungskrise kriegt auch sein Gewebe zu spüren. Schulden Zuhause und des Restaurants seiner Frau, magerer Fischfang und der schwierige Einsatz auf See machen sein Geschäft schwer. Er sieht nur einen Ausweg: Für etwas steuerfreie Scheinchen schmuggeln. Doch dass es sich dabei um ethnisch koreanische Flüchtlinge aus China handelt, die er da auf hoher See in einer Nacht-und-Nebelaktion an Bord holt, erwischt ihn und seine Crew unvorbereitet. Ethische und logistische Dilemma plagen ab sofort das Geschehen auf und unter Deck, während sie Wetter und Küstenwache trotzen um wieder im Hafen einzulaufen. Als ein Unfall passiert, und dann weitere, offenbaren sich die wahren Gesichter des Kapitäns und seiner Crew. Während der junge Mechanist Dong-Sik (Yoo-chun Park) sich in einen Flüchtling verliebt, scheut der Kapitän auch vor Mord und Totschlag nicht zurück, um diese zweifelhafte Mission zum Ende zu bringen….

Witzigerweise hatte ich mir ja einen völlig anderen Film erwartet. Irgendwie hatten Werbematerialen und der Titel mir einen Horrorfilm vorgegaukelt. Umso positiver war dann die Überraschung, dass es sich dann doch um einen komplexen moralisch-soziopolitischen Thriller handelt. Ganz im Stil auch des deutlich jüngeren Parasite erkundet auch hier ein koreanischer Film das Ausmaß und die Grenzen von Gemeinschaftssinn, Nächstenliebe und Rücksichtslosigkeit in einer Gesellschaft in der nicht alle Mitspieler die gleichen Ausgangsbedingungen haben. Ist es eine Art Parasite auf hoher See? Keinesfalls. Sea Fog bietet aber einen kleinen Mikrokosmos an sozialen Brennpunkten in Form von Geschlechterbeziehungen, Kapitalismus, Geopolitik, Moral und Gier – und das macht der Film richtig gut, warum, nach dem Bild.

Was den Film vielleicht von ähnlichen unterscheidet ist letztlich doch die Struktur: Das ist ein eher gemächlicher, unspektakulärer Seefahrer-Film, der dann aber in bester koreanischer Manier in ein kleines bestalisches Blutbad umschwingt und dann auch so schnell nicht mehr auf ein angemessenes Normalitätsniveau zurück kehrt, bis die Story zu ende exerziert ist. Das macht den Film schließlich auch gut: wir verbringen erst so viel Zeit mit dieser Crew, dass wir Sympathien entwickeln, nur um sie dann vor unseren Augen zerschmettert zu sehen. Damit ähnelt der Film in einer Weise auch gängigen Slasher-Filmen: Man entwickelt dann eine gewisse Sympathie für die Opfer und alles was dem Täter wiederfährt. Ohne zu viel zu verraten: auch in diesem Film entbricht ein Kampf ums Überleben!

Ein spannender, interessanter Film, ein kleiner Geheimtip vielleicht? Durchaus, würde ich sagen. Und auf BluRay kann man sich den Film durchaus antun. Es gibt eine deutsche Snychronfassung, den koreanischen Originalton (getestet) und dazu auch deutsche Untertitel. Das Bild sieht ziemlich gut aus, auch in dunklen Szenen übrigens, ist aber nicht unbedingt Referenzqualität. Das Bild passt zu dem insgesamt eher düsteren, bedrückenden aber nicht horrorähnlichen Look des Films. Der Ton klingt astrein und hat auch ein wenig Surroundeffekte zu bieten, aber nicht viel. In Sachen Extras wären da zuerst einige Entfernte Szenen (7:40min, mit Untertitel), teilweise nur etwas Füllmaterial, aber auch die ein oder andere substantiellere Aufnahme. „Die Geburt des Schiffs Jin Jun“ (7:40, mit Untertiteln) sind Interviews und Aufnahmen vom Dreh die sich auf das Szenenbild fokussieren. „Vorher/Nachher- die VHX in Sea Fog“ (2min) zeigt Aufnahmen jeweils vor und nach Fertigstellung der digitalen Effekte. Das ist wie so oft etwas entzaubernd aber natürlich auch für technisch interessierte ganz auffschlüssig. Dann gibt es noch ein 15-minütiges Making-Of Featurette (mit Untertiteln), bestehend aus diversen Interviews, Szenen und Drehaufnahmen, sowie den Trailer und Bilder.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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