Season of the Witch / Hungry Wives / Jack’s Wife

Season of the Witch folgt der jungen Hausfrau Joan Mitchell, die ihrem eintönigen Vorortalltag zu entfliehen versucht, indem sie sich der Hexerei verschreibt.

Nach dem gescheiterten Versuch, sich mit der romantischen Dramedy There´s Always Vanilla außerhalb des Horror-Genres zu versuchen, beschloss Regisseur George A. Romero, zu dem Genre zurückzukehren, das ihn mit Die Nacht der lebenden Toten berühmt gemacht hatte. Trotzdem handelt es sich hier um keinen ausgewachsenen Horrorfilm, wie der Titel Season of the Witch vermuten lässt (das ist nur einer von drei Titeln, unter denen dieser Film bekannt ist). Der Streifen repräsentiert eher einen künstlerischen Horrorfilm nach dem Vorbild von Romeros späterem und viel besserem Martin (1977). Season of the Witch verfehlt sein Ziel und lässt Romero auf dem richtigen Weg einen Schritt zurück machen. Ein weiterer Misserfolg, den die Öffentlichkeit schnell aus den Augen verlor und der noch schneller in Vergessenheit geriet.

Unter dem Titel Jack’s Wife gedreht (und kurz unter diesem Titel veröffentlicht), eröffnet Romero den Film mit einer surrealen Traumsequenz. Dem Publikum wird dann Joan Mitchell (Jan White) vorgestellt, eine gelangweilte Hausfrau, deren erfolgreicher Ehemann aufgrund seiner Arbeit nie zu Hause ist und deren Tochter (bereits erwachsen) nicht mehr zu Hause lebt. Eine ihrer Freundinnen führt sie in die Welt der Hexerei ein, woraufhin sie beschließt sich mit dem jungen College-Professor Gregg Williamson (Raymond Laine) sexuell zu befreien und beginnt Pot zu rauchen sowie sich im Okkultismus zu versuchen.

Das Problem mit Season of the Witch ist, dass der Film ein so verdammt langsames Tempo an den Tag legt und so dermaßen redselig ist. Es geht hauptsächlich um Frauen, die herumsitzen, über Hexerei reden, gelegentlich ein wenig Pot rauchen und noch mehr reden. Season of the Witch versucht sich auf die dunklen, verdrängten Wünsche einer Vorstadthausfrau zu konzentrieren, kommt aber nur wie ein extrem langweiliges, prätentiöses Drama mit nur vagen Horror-Untertönen rüber. Das Publikum langweilt sich dabei fast so sehr, wie die Figur im Film.

Romero bricht die Langeweile mit surrealistischen Traumsequenzen auf, in denen Joan von einem teuflisch maskierten Mörder verfolgt wird. Diese Szenen sind gut aufgenommen sowie spannend gestaltet worden und repräsentieren gleichzeitig den einzigen wirklich denkwürdigen Aspekt des Films. Die erste Heimvideo-Veröffentlichung dieses Streifens trug den Titel Season of the Witch und verwendete ein Standbild des teuflisch maskierten Stalkers, um das Cover-Artwork zu schmücken. Die Leute sollten nämlich glauben, es handele sich um einen Horrorfilm, den das Publikum von Romero erwartet hatte. Der Titel war natürlich irreführend und gleichzeitig stellte der Wechsel des Titels ein kluges Marketingschema dar, das bestens funktionierte. Der Titel, das Cover und der Slogan „vom Regisseur von Die Nacht der lebenden Toten und Zombie“ vermochten es das potentielle Publikum sofort zu begeistern. „Romero inszeniert einen Film über Hexerei? Da sind wir dabei!“ Man konnte die Enttäuschung der Zuschauer förmlich spüren, während sie einen langweiligen, tristen Film über die Befreiung von Frauen vorgesetzt bekamen.

Season of the Witch verwirrt sein Publikum, da es sich weder um einen reinen Horrorfilm handelt, noch um ein reines Drama oder irgendein anderes Genre, dem man den Film gerne zuordnen möchte. Die Handlung wird Horrorfanatiker und auch sonst niemanden wirklich ansprechen. Die Verleiher des Films wussten demzufolge nicht, wie man ihn am besten vermarkten sollte, also benannten sie ihn für einen Großteil seiner Kinoveröffentlichung in Hungry Wives um und verliehen ihm ein zweideutiges Plakat, um dem Publikum zu suggerieren, es handele sich um ein Softsexfilmchen. Liebhaber von Softsexfilmen dürften nach dem Konsum des Flicks allerdings noch enttäuschter gewesen sein, als Horror-Fans!

Dieser Film stellt trotzdem einen Schritt in die richtige Richtung für Romero dar, da er hier zu seinem stilistischen Ansatz zurückkehrt (der in There´s Always Vanilla schmerzlich vermisst wird) und das Thema verborgene Bedeutungen beinhaltet. Es ist eben nur verdammt Schade, dass der Streifen so langweilig geraten ist. Season of the Witch gehört definitiv zu Romeros unbekanntesten Filmen und das zu Recht. Season of the Witch ist zwar ein Zeichen dafür, dass Romero wieder auf Kurs gekommen ist, repräsentiert aber dennoch ein weiteres gescheitertes Projekt, das sehr wahrscheinlich hauptsächlich Romero-Anbeter ansprechen wird. Capelight Pictures war so freundlich diesen Film als Bonus für Interessierte in ihre Blu/Ray-Veröffentlichung von Romeros viertem Film, Crazies, aufzunehmen.

Bonusmaterial:
Extended Cut (104 Minuten); „When Romero Met del Toro“ – Ein Gespräch zwischen Guillermo del Toro und George A. Romero; „The Secret Life of Jack’s Wife“ – Interview mit Darstellerin Jan White; Alternative Titelsequenzen; Audiokommentar von Travis Crawford; Location-Bildergalerie mit Kommentar von Lawrence DeVincentz; Memorabilia-Bildergalerie; Trailer

Beim Capelight-Shop oder Amazon bestellen

(Im Mediabook zu Crazies als Bonusfilm enthalten)

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Capelight Pictures zur Verfügung gestellt.

Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition !!!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …