Sein Wechselgeld ist Blei / I giorni della violenza / Days of Violence

Missouri zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs. Der Farmer Evans (Andrea Bosic) versucht mit Hilfe der Brüder Clell und Johs (Peter Lee Lawrence) sein Hab und Gut vor den Nordstaatlern, unter Führung von Captain Clifford (Luigi Vannucchi), zu beschützen. Als Clell (Romano Puppo) und seine Frau Lizzy (Rosalba Neri) erschossen werden, schwört Johs Rache und schließt sich einer Guerillabande um den undurchsichtigen Butch (Nello Pazzafini) an. Als er jedoch einen Zivilisten tötet, muss er untertauchen. Nach dem Ende des Bürgerkrieges taucht er wieder auf, immer noch auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders… (MLV – Medienvertrieb Lauenstein)

Sein Wechselgeld ist Blei spult zwar mal wieder die im Western-Genre bestens bekannte Geschichte von Rache für ein ermordetes Familienmitglied ab, hat aber auch noch einige Sub-Plots zu bieten, die die Story etwas aufwerten und interessanter gestalten. Da gibt es zum einen den obsessiven, an den Rollstuhl gebundenen Farmer Evans, der für das Wohl seines Besitzes bereit ist alles zu opfern und zum anderen den Guerilla-Führer Butch, der sich mehr als Bandit denn als Patriot entpuppt. Die stark romantisierte Liebesgeschichte zwischen Johs und Christine ist für einen Italo-Western eher ungewöhnlich, da für das Genre traditionell ein Höchstmaß an Gewalt und ein Minimum an Liebe gilt. Die Mischung funktioniert hier allerdings recht gut. Peter Lee Lawrence kommt sowohl in der romantischen Rolle, als auch in der des unbarmherzigen Rächers glaubwürdig rüber, während die wunderschöne Beba Loncar als Christine einen wahren Blickfang darstellt und das richtige Maß an Unschuld mit Intelligenz zu mischen weiß.

Überhaupt macht das Ensemble von Genre Stammkräften einen sehr guten Eindruck. Luigi Vannucchi ist nach seiner tollen Vorstellung in Johnny Yuma genauso willkommen wie Andrea Bosic, der als Farmer Evans einen ebenso unangenehmen Charakter darstellt, der wie sein Mr. Murray in I giorni dell’ira (Der Tod ritt Dienstags, 1967) angelegt worden ist. Nello Pazzafini (als Renegade Butch) hat diesmal eine größere Rolle als gewohnt inne und macht seine Sache wie immer gut. Eine kleine Enttäuschung ist, dass Rosalba Neris Potenzial als Lizzy nicht genügend ausgeschöpft wird, da sie schon ziemlich bald das Zeitliche segnet. So ergeht es auch dem aus vielen poliziotteschi bekannten Stuntman Romano Puppo, der auch im echten Leben bei einem Motorrollerunfall inklusive Herzinfarkt im Jahr 1994 leider viel zu früh verstorben ist. Von Rosalba hätte man schon gerne noch mehr gesehen, fügt sie ihren Filmen doch immer einen netten Hauch von gothischem Melodrama hinzu.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt wäre, dass der Film in manchen Szenen etwas flach erscheint und mehr Würze gebrauchen könnte. Das soll aber nicht bedeuten, Alfonso Brescia (hier als Al Bradley aufgeführt) hätte einen schlechten Job gemacht. Im Gegenteil, es handelt sich um solide Arbeit von einem Regisseur, der nicht zu den besten des Genres gezählt wird. Nur ein bisschen mehr Einfallsreichtum hier und ein wenig mehr Flair dort hätten dem Streifen noch gut getan, denn es sind durchaus Momente vorhanden, die sich wirklich als vielversprechend erweisen, allerdings nicht befriedigend zu Ende geführt worden sind. Bruno Nicolai hat einiges an ausgezeichneter Filmmusik produziert aber die zu Sein Wechselgeld ist Blei, obwohl angemessen, kann nicht sonderlich begeistern.

Das Bild wird uns im Widescreen 2,35:1 Format präsentiert und macht eine sehr gute Figur. Da gibt es, genauso wie beim Ton, gar keinen Grund zur Beschwerde. Es kann zwischen zwei Tonspuren (deutsch, italienisch in DTS-HD Master Audio 2.0) gewählt werden, die sich beide gut anhören. Möchte man die deutsche Synchro, die mir persönlich von den Stimmen her nicht so sehr gefällt, vermeiden, so können dem Originalton deutsche Untertitel zugeschaltet werden, die auch für die gekürzten Stellen im Originalton zur Verfügung stehen. Als Extras beinhaltet die Blu-Ray neben dem deutschen und italienischen Originalkinotrailer noch eine umfangreiche Artwork-Galerie mit internationalem Artwork und deutschen Aushangfotos. Ein Wendecover ist auch vorhanden.

MLV gelingt mit Sein Wechselgeld ist Blei besonders auf technischem Gebiet eine schöne Veröffentlichung. Der Film ist ein solides Machwerk, das es zwar nicht schafft aus der grauen Masse des Genres herauszustechen, dessen schwächere Momente aber immer noch weit von Schlecht entfernt sind. Außerdem gibt es, wie weiter oben erwähnt, auch genügend Pluspunkte, die den Film durchaus sehenswert und unterhaltsam gestalten. Wer also den alten Koch-Silberling nicht besitzt oder seine Sammlung um die Blu-Ray Version des Films erweitern möchte, der sollte hier unbedingt zuschlagen.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 12 Jahren
  • Regisseur: Alfonso Brescia
  • Medienformat: Dolby, PAL, Breitbild
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 44 Minuten
  • Darsteller:‎ Peter Lee Lawrence, Rosalba Neri, Luigi Vannucchi, Nello Pazafini
  • Sprache: ‎Italienisch (DTS-HD 2.0), Deutsch (DTS-HD 2.0)
  • Studio:‎ MVL – Medienvertrieb Lauenstein

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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