Si può essere più bastardi dell’ispettore Cliff? / Super Bitch / Blue Movie Blackmail

Ein Polizeiinspektor arbeitet verdeckt daran einen Londoner Begleitservice aufzudecken, in dem die häufig nackt zu sehende Stephanie Beacham in sexuell kompromittierenden Situationen mit ihren wohlsituierten Kunden gefilmt wird. Die „armen“ Trottel werden daraufhin schon bald erpresst und müssen für sie und ihre schattenhaften Komplizen Drogen über internationale Grenzen hinweg schmuggeln. (Arrow Video)

ACHTUNG !!! Diese Besprechung enthält SPOILER !!!

Wären Ivan Rassimov, Ettore Manni und Giacomo Rossi-Stuart nicht so vertraute Gesichter für Liebhaber des italienischen Kinos, könnte Massimo Dallamanos Superbitch durchaus als britischer Krimi der Klasse B durchgehen. In Italien als Si può essere più bastardi dell’ispettore Cliff? (was ungefähr so viel bedeutet wie: Kann jemand noch ein schlimmerer Bastard sein als Inspektor Cliff?) veröffentlicht, handelt es sich hier (wie bei einigen Filmen des Regisseurs) um eine italienisch-britische Koproduktion, die im Ausland in einer englischsprachigen Version verbreitet wurde, bei der der Thriller-Plot weniger im Vordergrund steht, als Stephanie Beachams reichlich enthaltenen Nacktszenen.

Bereits der Vorspann enthält eine Reihe von Überraschungen, darunter die Namen des mit dem Oscar ausgezeichneten Kameramanns Jack Hildyard (Die Brücke am Kwai, 1957) und von Leon Vitali (vor Barry Lyndon, 1975) als Mannis extravaganten schwulen Assistenten. Die nicht im Abspann aufgeführte Camille Keaton – eine wiederkehrende Präsenz in vielen italienischen B-Filmen dieser Zeit, bevor sie durch Meir Zarchis berüchtigtem I Spit On Your Grave (Ich spuck‘ auf dein Grab, 1978) mit einem Schlag berühmt wurde – taucht auch kurz als eines der Mädchen von Mannis Escort-Agentur auf.

Das Ergebnis gestaltet sich tatsächlich ziemlich eigenartig. Rassimovs Markenzeichen, sein spöttisches Grinsen, dient wieder einmal einem amoralischen, abstoßenden Charakter, der von den harten, jedoch heldenhaften Polizisten aus anderen poliziotteschi weit entfernt ist. Cliff ist eher mit solch skrupellosen Abenteurern aus zeitgenössischen britischen Thrillern, wie Michael Caines Carter in Mike Hodges‘ Get Carter (Jack rechnet ab, 1971) oder Oliver Reeds Harry Lomart in Douglas Hickoxs Sitting Target (Blutroter Morgen, 1972) zu vergleichen.

Der Plot – der kurioserweise George P. Breakston zugeschrieben wird, einem ehemaligen Kinderschauspieler, der Regisseur wurde und sich für so seltsame Streifen wie The Manster (Das Monster von Tokio, 1959) und The Boy Cried Murder (Ein Junge schrie Mord, 1966) verantwortlich zeigt – präsentiert sich ziemlich verschwommen, während Dallamano ganz offensichtlich mehr an Beachams (die man eventuell aus Der Denver Clan, 1981-89 oder Die Colbys – Das Imperium, 1985-87 kennt!?) statuenhafter Nacktheit interessiert zu sein scheint, als an den unvermeidlichen Touristenschauplätzen in Baalbek und London. Wie in seinen nachfolgenden Kriminalfilmen beschränkt sich Dallamano jedoch nicht nur auf Gewalt, die stets mit schwarzem Humor einhergeht, wie Luciano Catenaccis Tod in Zeitlupe durch ein Maschinengewehr oder in der Szene, in der Cliff seinen eigenen Vorgesetzten ermordet, um seine persönlichen illegalen Undercover-Angelegenheiten zu vertuschen – eine Sequenz, die Dallamano mit einem blutigen visuellen Gag beendet: die Zeitung, die das Opfer auf einer Bank sitzend liest, wird vollkommen mit Blut bespritzt, als dem Mann von hinten in den Kopf geschossen wird.

Auch weitere groteske Aspekte sind als äußerst genießbar zu bezeichnen – man nehme sich nur einmal den Charakter von Momma the Turk (Patricia Hayes) vor, eine Art zeitgenössische Antwort auf Roger Cormans Ma Barker, eine ältere Furie, die mit eiserner Faust eine Bande von halb zurückgebliebenen Schlägern (ihre Söhne) regiert, oder die extravaganten Sequenzen in Morells internationaler Escort Agentur, deren Kunden den lächerlichsten sowie bizarrsten Sexfetischen frönen.

Dallamano, ein ehemaliger Kameramann, hob sich aufgrund seiner ausgefeilten technischen Fähigkeiten von anderen Genre-Filmemachern ab. Einige der Stilmerkmale des Regisseurs sind auch hier vorhanden – obwohl sie sich hier weniger ausgeprägt präsentieren, als in seiner restlichen Filmografie. Die Verwendung von Handkameras und Weitwinkelaufnahmen findet sich beispielsweise in einigen Action-Sequenzen wieder, während die schlüpfrigen Super-8-Filme – die Mannis Crew dreht, um damit die wohlhabenden Kunden der Agentur zu erpressen – an Dallamanos umstrittenen Le malizie di Venere (Venus im Pelz, 1969) mit Laura Antonelli erinnern. Einen weiteren positiven Aspekt des Films stellt Riz Ortolanis Musik dar, die in Alberto Negrins Giallo Enigma rosso (Orgie des Todes, 1978) recycelt wurde. Rassimov liefert als Cliff eine überzeugende Leistung ab, obwohl der Schauspieler nicht perfekt zu der Rolle passte, weil er sehr schlank war, nur 69 Kilo wog und schmale Schultern hatte (wie er selbst einmal in einem Interview berichtete).

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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