Sieben Jungfrauen für den Teufel / Nude… si muore / The Young, the Evil and the Savage / Naked You Die

Das einsam gelegene St.Hilda College fungiert als Mädchenpensionat der gehobenen Klasse. Mit Ankunft der neuen Lehrer und Lehrerinnen macht sich plötzlich eine Mordwelle breit. Angst geht bei den jungen Schülerinnen um. Während die Polizei im Dunkeln tappt, ermitteln ein paar Mädchen auf eigene Faust und spielen damit mit ihrem eigenen Leben. Zunächst fällt der Verdacht auf den Gärtner, danach auf den Freund eines der Mädchen. Wer ist der wahre Mörder im St. Hilda College? (X-Rated)

In seinem Buch Mario Bava: All the Colours of the Dark berichtet der Autor Tim Lucas, dass Sieben Jungfrauen für den Teufel entstand, als sich der amerikanische Produzent Lawrence Woolner in Rom niederließ und versuchte mit Bava einen Vertrag über die Regie eines neuen Thrillers abzuschließen. Woolner repräsentierte die Hälfte der Vertriebsfirma Woolner Brothers und hatte Bavas 6 donne per l’assassino (Blutige Seide, 1964) mit großem Erfolg in den USA vertrieben. Woolner präsentierte Bava einen Plot, der ihm von den britischen Schriftstellern Tudor Gates und Brian Degas vorgelegt worden war und sich mit einem Mörder auseinandersetzte, der die Schülerinnen einer Schule für junge Mädchen meuchelt. Bava war von der Idee begeistert und arbeitete mit Gates daran, diese zu einem richtigen Drehbuch weiter zu entwickeln. Leider gerieten Bava und Woolner in Streit, weswegen schließlich beschlossen wurde, das Projekt aufzugeben [Lucas, Tim, Mario Bava: All the Colors of the Dark (Cincinnati: Video Watchdog Press, 2007), Seiten 711-715]. Der Film wurde letztendlich von Antonio Margheriti inszeniert, einem Mann, der in Italien oft als Bavas „Rivale“ im Bereich des Horror und der Fantasy bezeichnet wird.

Gerüchte über die angespannte Beziehung zwischen den beiden Männern sind legendär, obwohl Margheritis Sohn Edoardo erklärt hat, sie seien respektvolle Kollegen, wenn nicht sogar enge Freunde gewesen. Der Film ist bezüglich der Atmosphäre dem munteren La ragazza che sapeva troppo (The Girl Who Knew Too Much, 1963) recht ähnlich und sollte eher als skurriler giallo betrachtet werden, denn als eine Anschlussnummer an den fetischistischen Body-Count-Nervenkitzel von Blutige Seide. Die Geschichte ist von komödiantischen Akzenten durchzogen, die von Bavas Einfluss auf das Drehbuch herrühren, doch dem Film gelingt es nie richtig Feuer zu fangen. Vieles davon ist auf Margheritis Regie zurückzuführen, die sich zwar kompetent, jedoch vollkommen uninspiriert präsentiert. Wahrscheinlich hatte er den „Witz“ hinter dem Drehbuch nicht so ganz verstanden, denn der Plot wird dort absichtlich absurd gehalten, wobei Margheriti die Dinge allerdings auf eine geradlinigere Art und Weise ausspielt. Dies fügt dem Film eine Dimension von Ausdruckslosigkeit hinzu, die wirklich den Anschein erweckt, als wäre der Filmemacher mit einem Drehbuch uneins gewesen, dessen Inhalt er wohl nicht richtig begreifen konnte. Die ganze Angelegenheit wird durch eine weitgehend unattraktive Besetzung noch zusätzlich beeinträchtigt.

Mark Damon spielt den Reitlehrer der Schule, der stets „geil“ zu sein scheint und dessen Blicke sich oft auf die jungen Mädchen in seiner Obhut richten. Es ist unmöglich mit diesem grinsenden Wolf im Schafspelz zu sympathisieren, während Damons monotone Vorstellung sowieso bereits eher unangenehm rüberkommt. Damon wurde 1933 in Chicago geboren und spezialisierte sich schon früh auf jugendliche Straftäter, wandte sich aber dank seiner Rolle als Madeline Ushers Verehrer Philip in Roger Cormans Die Verfluchten (1960) dem Genrefilm zu. 1962 drehte er mit Peccati d’estate seinen ersten italienischen Film und wurde dann von American International importiert, um Bavas I tre volti della paura (Die drei Gesichter der Furcht, 1963) ein wenig an Namenswert zu verleihen. In den 1960er sowie 1970er Jahren arbeitete er weiterhin sporadisch im italienischen Film und sammelte einige Horror- sowie Italo-Western-Kredits, bevor er zur Produktion und zum Vertrieb von Filmen überging. Bei dem anderen von Woolner importierten Namenswert-Schauspieler handelt es sich um den kränklichen britischen Schauspieler Michael Rennie.

Rennie wurde 1909 geboren und trat ab Mitte der 1930er Jahre in Filmen auf. Seinen größten Erfolg hatte er als gutartiger außerirdischer Besucher Klaatu in Robert Wises Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951). Rennie blieb während der gesamten 1960er Jahre eine geschäftige Präsenz in Filmen, doch gegen Ende des Jahrzehnts wurde er auf sogenannte Gaststar-Rollen in europäischen Filmen wie diesem und Los monstruos del terror (Dracula jagt Frankenstein, 1970) mit Paul Naschy reduziert. Der zuletzt genannte Streifen erwies sich dann auch als sein Letzter; er starb 1971 an einem Lungenemphysem. Rennie wird in Sieben Jungfrauen für den Teufel erst spät ins Spiel gebracht und hat nicht viel zu tun, außer leicht amüsiert auszusehen, während er verschiedenen losen Enden nachgeht. Die britische Schauspielerin Sally Smith schimpft sich als neugierige Jill durch den Film, deren Hang zu Krimis an Leticía Románs Charakter aus La ragazza che sapeva troppo erinnert. Doch während Román als lebhaft und engagiert beschrieben werden konnte, wirkt Smith wie eine nervige Wichtigtuerin.

Bei uninspirierten Hauptdarstellern wie diesen ist es kein Wunder, dass Sieben Jungfrauen für den Teufel kaum mehr als eine Fußnote in der Geschichte des giallo darstellt. Regisseur Antonio Margheriti wurde 1930 geboren. Als lebenslanger Fan von Science Fiction und Pulp Fiction verschlug es ihn Ende der 1950er Jahre zum Film. Wie Mario Bava war auch er ein Experte für Spezialeffekte und trug damit zu seinen eigenen Filmen bei, zusätzlich zu sogenannten „Nebenjobs“ wie Sergio Leones Giù la testa (Todesmelodie, 1972), Paul Morrisseys Andy Warhols Frankenstein (1973) und Enzo G. Castellaris Quel maledetto treno blindato (Ein Haufen verwegener Hunde, 1978). Margheriti erzielte einen frühen Erfolg mit dem Gothic-Horror Streifen Danza macabra (Castle of Blood, 1964 mit Barbara Steele), dessen Regieführung er übernahm, als der ursprünglich dafür vorgesehene Regisseur Sergio Corbucci dem Projekt seinen Rücken zukehrte. Wie viele seiner Zeitgenossen wurde Margheriti oft unter einem anglisierten Decknamen in den Kredits aufgeführt. Aus Angst, dass eine wörtliche Übersetzung seines Namens (Margheriti bedeutet Gänseblümchen) lächerlich wirken könnte, entschied er sich stattdessen für den Namen Anthony Dawson.

Später fügte er dem Namen ein mittleres M hinzu, um Verwechslungen mit dem britischen Schauspieler Anthony Dawson zu vermeiden, der in Alfred Hitchcocks Bei Anruf Mord (1954) den unglückseligen Mörder spielte. Margheriti spezialisierte sich auf Science-Fiction-Filme wie I diafanoidi vengono da Marte (Tödliche Nebel, 1966) und La morte viene dal pianeta Aytin (Dämonen aus dem All, 1967), doch er führte auch Regie bei etlichen Horror- und Kriegsfilmen sowie Italo-Western. Mit La morte negli occhi del gatto (Sieben Tote in den Augen der Katze, 1973) kehrte er zum giallo zurück. Margheriti starb 2002 an einem Herzinfarkt. Abschließend muss erwähnt werden, dass der von Carlo Savina geschriebene Titelsong mehr als nur ein bisschen wie Neal Heftis Titel für die beliebte Batman-TV-Serie (1966 – 1968) klingt, während die peppige Musik gegen Anfang des Films an Nino Rota erinnert. Da Savina oft Orchestrator und Dirigent für Rotas Partituren war, ist es durchaus möglich, dass er einen Teil der Musik von Rota übernommen hat, die der nicht verwenden wollte.

Bonusmaterial:

  • Exklusiver Audiokommentar mit Gerd Naumann, Matthias Künnecke und Christopher Klaese —> normalerweise lauschen wir den Ausführungen der drei Herren sehr gerne, doch hier handelt es sich leider um einen der schwächeren AKs des Trios.
  • nicht verwendete Bonusszene
  • 16 Seiten „tenebrarum“-Booklet von Martin Beine mit dem Titel NUDE… SI MUORE – EINE ANALYTISCHE BETRACHTUNG —> der Autor unterzieht den Film einer wunderbaren Analyse, die zum Hinterfragen einiger Aspekte des Streifens animiert.
  • Deutscher Kinotrailer
  • Original Werbematerial
  • Originaltrailer
  • Bonus: Alternative Kinofassung (SD)

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
Alterseinstufung: ‎Nicht geprüft
Regisseur: Dawson, Anthony
Medienformat:‎ Breitbild
Laufzeit:‎ 1 Stunde und 38 Minuten
Darsteller:‎ Damon, Mark, Brown, Eleonora, Smith, Sally, Valturri, Patrizia, Rennie, Michael
Untertitel: ‎Deutsch
Studio: X-Rated

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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