Sing mir das Lied der Rache / Mi chiamavano Requiescat… ma avevano sbagliato / Fast Hand Is Still My Name

Der Nordstaaten Captain Jeff Madison wird nach dem Bürgerkrieg von einer Südstaatenbande gefangengenommen und brutal gefoltert. Machedo, der Anführer der Bande lässt Madison zwar am Leben, durchlöchert ihm aber beide Hände. In den nächsten zwei Jahren ziehen Machedo und seine Truppe mordend und plündernd durchs Land und krönen ihre Raubzüge mit einem Banküberfall. Zu diesem Zeitpunkt spürt auch Madison die Bande auf und schwört bittere Rache… (UIG Entertainment GmbH)

Bei Sing mir das Lied der Rache handelt es sich um einen sadistischen sowie enorm brutalen, ansonsten jedoch ziemlich standardisierten Rachefilm, der von ein paar sorgfältig ausgewählten Drehorten sowie einem überraschend effektiven Finale komplementiert wird. Dieser, 1973 veröffentlichte, ziemlich späte Genreeintrag beschert seinem Publikum ein relativ vertrautes Setting, sowohl zeitlich als auch räumlich: Der Film spielt nämlich nach dem Bürgerkrieg im tiefen Süden der Vereinigten Staaten von Amerika, einem Schauplatz, der von italienischen Western-Regisseuren des Öfteren genutzt wurde. Kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs wird ein Captain der Unionsarmee namens Jeff Madison (Sergio Ciani, als Alan Steel gelistet) von einer Bande abtrünniger Südstaatler gefangen genommen, die von Machedo (William Berger) angeführt wird. Da sich Madison für die Erhängung von einigen von Machedos ehemaligen Kameraden (darunter auch dessen Bruder) verantwortlich zeichnet, lässt dieser den Captain zuerst foltern, dann verstümmeln (ihm wird u.a. seine Schusshand zerschossen) und dann in einem verlassenen Fort an Stangen gefesselt zum Sterben zurück. Ein paar Jahre später werden die Banditen von einem ganz in Schwarz gekleideten Mann verfolgt, der ihre Übeltaten aus der Ferne beobachtet und auf den richtigen Moment wartet, um ihnen eine Falle zu stellen.

Dieser Film ist zu den brutalsten Spaghetti-Western zu zählen, die jemals auf Zelluloid gebannt worden sind, stellt aufgrund der ungewöhnlichen Art der Gewalt allerdings keinen Favoriten unter Genre-Liebhabern dar. Anstelle von rituellen Pistolenduellen und flotten Schießereien bekommt das Publikum langwierige – und oftmals sehr unangenehme – Szenen von Folter und Demütigung präsentiert. In einer Szene wird Captain Madison minutenlang von den Banditen angespuckt, bis sein Gesicht, seine Kleidung und seine Haare mit Speichel bedeckt sind; einem anderen Mann wird Tinte in den Rachen gegossen und ein dritter wird mit einem Brandeisen gefoltert, während auch seine Genitalien wiederholt gequetscht werden. Der Streifen konkurriert in den Bereichen Brutalität und Masochismus sicherlich mit Giulio Questis Se sei vivo spara (Töte, Django, 1967), doch fehlen ihm sowohl der extravagante Stil, als auch die ironischen Züge von Questis berüchtigtem Klassiker.

Berichten zufolge wurde der Film teilweise an Orten gedreht, die auch für Sergio Leones Per un pugno di dollari (Für eine Handvoll Dollar, 1964) verwendet wurden. Diese Orte befanden sich in einem stetigen Zustand des Zerfalls, doch genau deshalb wurden sie ausgewählt, denn sie tragen dazu bei, das Bild eines vom Krieg zerrissenen Landes und einer in Unordnung geratenen Gesellschaft zu kreieren. Definitiv ein Pluspunkt des Films, während der Plot aus einer ziemlich lahmen Rachegeschichte besteht, in der sich Muskelmann (und ehemaliger Peplum-Star) Sergio Ciani offensichtlich unwohl fühlt. William Berger macht zwar sein Ding als psychisch labiler Banditenboss, wirkt dabei allerdings etwas blasiert.

Zugegebenermaßen hat der Streifen auch ein paar versöhnende Momente zu bieten, insbesondere das gruselige Finale, das sich in der heruntergekommenen Westernstadt abspielt. Es wirft nämlich die Frage auf, ob Madison seine erste Begegnung mit den Banditen überhaupt überlebt hat, denn während er Machedo konfrontiert, taucht er an Orten auf, an denen er eigentlich gar nicht sein kann. Soll das etwa eine Anspielung auf Django il bastardo (Django und die Bande der Bluthunde, 1969) sein, oder hat Machedos Wahnsinn endgültig die Kontrolle über seine Seele übernommen? Wie auch immer, diese maßgefertigte Handprothese, die es Madison ermöglicht seine Waffe zu benutzen, ist schon als eine nette Geste anzusehen. Sogar Gianni Ferrios zuerst etwas verwirrender, enorm jazzig angehauchter Soundtrack versteht es vollkommen zu überzeugen – obwohl einige behaupten mögen, dass er nicht in das Genre passt.

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  • Seitenverhältnis: ‎16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: ‎Freigegeben ab 18 Jahren
  • Regisseur: ‎Mario Bianchi
  • Medienformat: ‎Dolby, HiFi-Sound, PAL
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 30 Minuten
  • Darsteller: ‎Alan Steel, William Berger, Frank Braña, Fernando Bilbao, Gill Rolland
  • Sprache: ‎Deutsch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio: ‎UIG Entertainment GmbH

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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