Söldner kennen keine Gnade / Di yi lei xing wei xian

Der nächtliche Ausflug einiger Jugendlicher endet in einem tödlichen Unfall. So werden die jungen Leute in eine internationale Waffen- und Geldschieberaffäre verwickelt. Ehemalige Elitesoldaten, als Söldner angeheuert, versuchen im Auftrag eines kriminellen Syndikats an einen Scheck und einen geheimen Vertrag zu kommen. Dabei gehen sie mit unerbittlicher Härte zur Sache, um ihren Auftrag erfolgreich zu beenden. Als sie jedoch die Schwester eines Polizisten töten, kommt es zu einer blutigen Hetzjagd – doch Söldner kennen keine Gnade. (Elea Media)

Tsui Hark mag eine Legende innerhalb der Fanboy-Community der Hongkonger Film-Nerds sein, doch die meisten (nicht alle) von Harks Werken haben uns kalt gelassen. Wir mögen Di yu wu men (Wir kommen und werden euch fressen, 1980) und Seong lung wui (Twin Dragons – Das Powerduo, 1992) mit Jackie Chan ist eine großartige Action-Komödie, aber all seine historischen Sachen – außer Di renjie: Tong tian di guo (Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen, 2010) – sind als langweilig zu bezeichnen und laufen auf Autopilot. Wir sind jedoch bereit unsere Meinung zu ändern, wenn es einen Titel gibt, der vielversprechend klingt. Söldner kennen keine Gnade schien uns ein solcher Titel zu sein, vor allem, weil es sich um einen frühen Tsui Hark Streifen handelt, der auch gleich noch zu diesem schmutzigen, gewalttätigen Genre gehört, das immer gut aussieht, wenn es in Hong Kong gedreht wird. Drei Nerds, die versuchen cool zu sein, sind eines Nachts unterwegs und überfahren versehentlich einen Mann. Er stirbt direkt an Ort und Stelle, während die Jungs abhauen und somit Fahrerflucht begehen. Doch eine seltsame junge Frau, Pearl (Chen Chi Lin), wird Zeuge ihres Verbrechens und zwingt sie von nun an, ihr bei ihren verrückten Ideen zu helfen, bei denen es um Bomben und Betrug geht. Eines Tages stehlen sie japanische Bankpapiere, die ausländischen Kriminellen gehören.

Bald erfahren die Triaden von den wertvollen Papieren und nachdem sie versucht haben, an das Geld hinter den Papieren zu gelangen, interessiert sich plötzlich auch die Polizei für die Jungen. Dabei handelt es sich allerdings auch um Pearls älteren Bruder Tan (der brillante Lieh Lo), der die Polizeiaktion leitet. Der einst so lockere Abend wird immer mehr zum Alptraum … Söldner kennen keine Gnade ist ein sensationeller Film. Er fühlt sich noch heute so frisch an, wie er sich 1980 angefühlt haben muss. Das EINZIGE Schlechte an dem Film sind die beiden Szenen sehr, sehr, sehr unnötiger Tierquälerei – zuerst gegenüber einer Maus und dann gegenüber einer Katze (auch wenn die Katzen Szene ein fake zu sein scheint und es sich nur um clevere Nachbearbeitung handelt – aber was wissen wir schon!?). Überspringe man diese Szenen, sollte man sie denn kommen sehen. Ansonsten ist Söldner kennen keine Gnade als eine komplexe Studie über Charaktere und Fuck-Ups zu sehen, die jeden Preis verdient hat, nur weil sie ohne zu zögern eine Welt zeigt, die enorm trostlos, zynisch und brutal ist. Erwarten Sie hier kein Happy End.

Hark und seine Crew zeigen die Seitenstraßen und raueren Viertel, wie man sie noch nie gesehen hat. Die Regie steckt voller Energie und Kreativität, weit entfernt von den seelenlosen Spektakeln, die er später inszenierte. Di yi lei xing wei xian zeigt sich menschlich, lustig und sehr düster. Zusammen mit Chatrichalerm Yukols Mue puen (Duell in Bangkok, 1983), einem weiteren ultra realistischen Krimi-Drama aus Thailand mit Sorapong Chatree, könnte er eine recht ordentliche Doppelvorstellung abgeben, wobei sich Harks Film viel dunkler und böser gestaltet. Die Geschichte zielt zwar mehr auf Drama und schwarze Komödie ab, hat allerdings auch so einiges an grafischer Gewalt und Action zu bieten – jedoch keine spektakuläre Hongkong-Action, sondern eine realistische und blutige Inszenierung. Der Film versucht es niemals schön auszusehen oder harmlos zu wirken. Wird man in diesem Film verprügelt, schwillt einem das Gesicht an wie ein mit Blut gefüllter Ballon, während ein Schuss in den Bauch einen leiden lässt. Das Finale auf einer Art Friedhof gehört zu den besten, die man je gesehen hat, mit fantastischer Kinematographie, kantiger Action und bösen Überraschungen.

Söldner kennen keine Gnade ist ein kleines Meisterwerk, wobei wir es diesmal auch wirklich so meinen. Man schließe die Augen während dieser verwunschenen Tierszenen, den Rest sehe man sich an und lasse sich überraschen, wie effektiv und gut dieser Film geworden ist. Von nun an gehört er zu den zehn besten Filmen, die jemals in Hongkong gedreht wurden.

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Region: Region 2
Produktionsjahr: 1985

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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