Solamente Nero / Schatten des Todes

giallo1Das Grauen schleicht durch die Gassen eines kleinen Städtchens in der Nähe von Venedig. Eine Mordserie hält die Menschen in Angst und Schrecken. Wer ist das blutrünstige Monster? Stefano, ein junger Wissenschaftler, besucht seinen Bruder Paolo, einen Priester, und wird in die Ereignisse mit hinein gezogen. Er stellt eigene Ermittlungen an und stößt auf okkulte und längst vergangene Dinge, die sein und das Leben aller anderen gefährden. (X-Rated)

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Als ein praktisch „blutleerer“ Giallo, der ziemlich spät im Zyklus des Genres entstanden ist, bietet Solamente Nero (1978) dennoch den erforderlichen Nervenkitzel, den Italo-Kino Liebhaber berechtigterweise erwarten. Dies ist der zweite Film von Regisseur Antonio Bido, dessen erster Beitrag zum Giallo Die Katze mit den Jadeaugen aka Watch Me When I Kill, der ein Jahr zuvor herauskam, heute beinahe vergessen zu sein scheint. Obwohl (oder gerade deswegen) Schatten des Todes großzügig aus 15 vorausgegangenen Jahren der Genre Konventionen schöpft, bleibt der Film dennoch ein sehr wichtiger Beitrag zum Genre. Dem Giallo nicht untypisch, verfügt The Bloodstained Shadow über einen komplexen und komplizierten Plot, wobei Bidos Erzähltempo in manchen Teilen doch etwas arg langsam, dafür in anderen allerdings verwunderlich clever geraten ist. Glücklicherweise nutzt der Regisseur die Atmosphäre der venezianischen Insel Murano, auf der ein Großteil des Films spielt, wirklich klasse und auch die ruhigeren Phasen bieten dem Zuschauer zumeist auf angenehme Art und Weise ausreichend Unterhaltung.

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Die Handlung beginnt mit der Aufnahme eines toten Körpers; bzw. dem Todeskampf eines jungen Mädchens, dessen Mörder nie gefasst wurde. Als viele Jahre später Stefano, ein junger College-Professor (gespielt von Lino Capolicchio, der aus Pupi Avatis grausigem Giallo Das Haus mit den lachenden Fenstern von 1976 bekannt sein sollte), seinen älteren Bruder Paolo, der als Priester auf einer Insel vor der Küste Venedigs lebt, besucht, hat er sich dafür eine sehr ungünstige Zeit ausgewählt. In der ersten Nacht von Stefanos Besuch wird Paolo Zeuge des Mordes an einer lokalen Frau, die als okkultes Medium spiritistische Sitzungen abhält. Den Mörder kann der Priester aufgrund eines stürmischen Wolkenbruches jedoch nicht erkennen. Es dauert nicht lange, bis Paolo (Craig Hill in einer sehr intensiv gespielten Rolle) beginnt Drohbriefe zu erhalten, die sein Schweigen gebieten, während das Seance-Stammgast-Trio des Mediums nach und nach ein gewaltsames Ende ereilt. Um seinem verzweifelten Bruder zu helfen, begibt sich Stefano in den Sherlock Holmes-Modus und wird bei seinen „Ermittlungen“ von Sandra (Stefania Casini, deren Stacheldrahtgang in Argentos Suspiria aus dem Vorjahr sicherlich in Erinnerung geblieben ist), die er während der Bahnfahrt auf die Insel kennengelernt hat, begleitet...

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Weitgehend auf der Insel Murano direkt an der Nordküste von Venedig gedreht, hat Solamente Nero eine Menge an Lokalkolorit und Ambiente zu bieten. Die Stadt, die Stefano besucht, ist wunderschön und gleichzeitig heruntergekommen, woraus sich eine zwielichtige Aura der alten Welt und von verfallendem Charme ergibt. Bido und sein Kameramann Mario Vulpiani gewähren dem Betrachter viele Einblicke in die Stadt und deren Kanäle, sowie in das nahegelegene Venedig. Die Plot-Stränge werden vom Regisseur wirklich gut zusammengehalten (was ja nicht bei allen Gialli der Fall ist), obwohl man von einer zweiten Sichtung profitieren wird, um alle Feinheiten der Handlung wertschätzen zu können. Wie bereits erwähnt, ist dies kein besonders blutiger Giallo, sodass auch eher zartbesaitete Zuschauer keine Probleme haben werden die Mordszenen ertragen zu können, die uns der Film auftischt. Was zusätzlich enorm zu dieser Filmerfahrung beiträgt, ist ein weiterer wunderbarer Score des Prog-Rock-Outfits Goblin, das hier Musik von Stelvio Cipriani darbietet. Wer schon die Beiträge der Band zu Dario Argentos Suspiria und Profondo Rosso mochte, wird auch hier mehr als zufrieden sein. Aus nicht ersichtlichen Gründen wird Goblin nicht in den Credits genannt und auch Antonio Bidos Cameo als Friedhof-Vermesser wird nicht im Abspann aufgeführt.

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Insgesamt gehört Solamente Nero nicht zur absoluten Cream-of-the-Crop innerhalb des Giallo Zyklus, hat aber genügend starke Momente, die dafür sorgen, dass der Film für Giallo Fans von Interesse sein wird. Es ist jedenfalls schon ein Genuss so gut wie alle gängigen Giallo Elemente in einem Film vereint zu haben.

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X-Rated schließt mit dieser äußerst gelungenen Veröffentlichung eine weitere Lücke im Sammlerregal des Italo-Kino Liebhabers. Das ansprechend gestaltete Mediabook erscheint als Nummer 5 der X-Rated Eurocult-Collection, ist in zwei unterschiedlichen Covern erhältlich und enthält neben der BluRay auch eine DVD Version. Die hier vorliegende Fassung des Films wurde erstmalig neu in HD abgetastet und restauriert. Das Bild kann bei beiden Versionen als sehr brauchbar bis sehr gut bewertet werden. Das gleiche gilt für den Ton, bei dem man zwischen der deutschen und der italienischen Spur wählen kann. Auf Wunsch können deutsche Untertitel zugeschaltet werden. Als Bonus enthält die VÖ den Original Kinotrailer, den deutschen Trailer, den US-Vorspann, Original Werbematerial, Produktionsfotos und Poster, Vorspann/Abspann ohne Text und als Schmankerl einen, wie eigentlich immer, sehr informativen Audiokommentar von Dr. Marcus Stiglegger sowie ein ebenso informatives 16-seitiges Booklet von tenebrarum. Absolute Kaufempfehlung!!!

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  • Darsteller: Lino Capolicchio, Stefania Casini, Craig Hill
  • Regisseur: Antonio Bido
  • Format: Limited Edition
  • Sprache: Italienisch (DD), Deutsch (DD)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • FSK: Nicht geprüft
  • Studio: X-Rated
  • Produktionsjahr: 1978
  • Spieldauer: 109 Minuten

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Die Screenshots wurden von der DVD aufgenommen.

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Dieses Mediabook wurde uns freundlicherweise von X-Rated zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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