Stunde der Angst (The Wolf Hour)

The Wolf Hour

The Wolf Hour ist ein Kammerspiel von Alistair Banks Griffin.

Der Film handelt von der Schriftstellerin June (Naomi Watts), deren Glanzzeit viele Jahre zurück liegt, als sie als wichtige Stimme der Counter-Culture einen Bestseller landete. Sie ist, auch aufgrund von Kontroversen, seit geraumer Zeit aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und lebt in der Wohnung ihrer versorbenen Großmutter in der Bronx, nicht gerade einem guten Viertel. Sie hat Probleme damit, die Welt da draußen zu konfrontieren und kapselt sich ab, schuldet ihrem Verlag eigentlich ein neues Buch und pflegt kaum menschliche Kontakte. Während die Hitzewelle des Sommers von 1977 schwer über der Stadt liegt, beobachtet sie wie draußen die Menschen langsam überschnappen und es zu den berühmten Ausschreitungen während des Stromausfalls von 1977 kommt. Doch was sie so richtig in den Wahnsinn treibt, ist ein scheinbarer Klingelstreich an ihrer Tür….

The Wolf Hour

Während man sich vielleicht ein wenig an Das Fenster zum Hof erinnert fühlt, teilweise dachte ich auch an Szenen aus Sisters, liefert der Film etwas ganz anderes ab und ist rein gar nicht das woran man sich erinnert fühlt. Ja, es ist eine Art Kammerspiel, eine One-Woman-Show (sämtliche kleinen Nebenrollen sind aber auch exzellent besetzt!) und viele Elemente sind nicht neu, aber wie hier mit den Erwartungen des Zuschauers und der Protagonistin gleichermaßen gespielt wird, finde ich interessant. Ohne zu viel zu verraten: in der Hitzewelle in der sich New York befindet, zu einer Zeit in der ohnehin Gewalt und politische Unruhen das Leben in der Stadt unsicher machen, noch dazu in einem Viertel in das die intellekturelle Autorin nicht so ganz passt, treibt ausgerechnet ein Serienkiller sein Unwesen. Das wird dem Zuschauer und der Protagonistin permanent eingebläut. Und dann klingelt es an der Tür, in einem penetranten, unangenehmen, lauten und nervenzerfetzenden Ton, immer und immer wieder. Doch niemand ist da unten, und wenn doch, dann ist es niemand von dem Gefahr ausgeht. Also woher kommt die Bedrohung? Ist es der Geisteszustand der Protagonistin selbst, die sich in der Wohnung einsperrt weil sie den Mut nicht aufbringt ihre Phobie zu überwinden?

Der Soundtrack ist auch exzellent, unt trägt mit seiner subtilen Untermalung und den Geräuschen zu einer Atmosphäre bei, die einerseits etwas apokalyptisches hat (zumal wir ja nicht mehr sehen als die Wohnung, das Treppenhaus, und was man vom Fenster aus von der Stadt vernehmen kann) und andererseits etwas total banales. Sie hat ja eine sehr unbestimmte Angst, und wir leiden als Zuschauer einerseits mit ihr und machen diese Tage und Wochen des Albtraums mit ihr durch, andererseits wünschen wir uns auch, in bester Exploitation Manier, dass etwas wirklich wildes passiert. Und all das in diesem drögen 70er Look, den blassen Farben, dem dreckigen Umfeld, der Hauptdarstellerin die hier absichtlich abgewrackt aussieht, und die vielen Interaktionen mit Bekannten und Fremden, die teils von Angst und Vorurteilen, teils von Mitgleid und Enttäuschung gezeichnet sind.

The Wolf Hour

Nun, ich habe etliche schlechte Kritiken gesehen, aber ich muss sagen dass ich den Film sehr genossen habe. Ich stehe einfach auf minimalistische Psychodramen, und hier gefiel mir besonders die bedrückende Atmosphäre und die leicht apokalyptische Bedrohlichkeit (die über den Film hinweg leicht zunimmt). Außerdem ging ich völlig unbefangen in den Film und hatte auch aufgrund der Beschreibung etwas anderes erwartet – ich wurde dabei positiv überrascht, schon alleine weil es nicht war, was ich erwartet hatte (irgendwas mit Krawallen, Vergewaltigungen und Co) sondern etwas viel subtileres, bei dem Naomi Watts außerdem mal zeigen konnte was sie ganz alleine auf der Bühne kann. Hatte ich schon gesagt dass ich den Soundtrack wirklich klasse finde?

The Wolf Hour

Die BluRay bietet sehr guten Ton (englisch getestet, 5.1 – die deutsche Spur ist auch auswählbar, außerdem optionale deutsche Untertitel), bei dem vor allem die Geräusche und Musik das Geschehen wunderwar dezent untermalen. Das Bild schwächelt ein wenig. Zwar ist eine leichte Blässe auch intendiert, weil der 70er Look das „braucht“, aber durch diesen leichten Schleier sieht man den Kontrast und die Schwarzwerte einfach stark leiden, das gibt Punktabzug. Insgesamt ist das aber okay, Style geht vor. In Sachen Extras gibt es ein kurzes zweieinhalb Minuten Behind-the-Scenes, mit Interviewschnipseln und so. Dann gibt es nochmal separate Interviews mit Watts (13min), Jennifer Ehle (5:30) (die im Film ihre ehemalige beste Freunding spielt), Kelvin Harrison Jr. (6:40) (der den Lieferjungen vom Supermarkt spielt) und Emory Cohen (5:30min) (der einen Callboy spielt). Dann gibt es noch eine Behind-the-Scenes Bildergalerie, den Originaltrailer und eine sonstige Bildergalerie. Insgesamt nicht sehr viel aber doch etwas Futter um etwas hinter die Kulissen zu blicken.

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Die BluRay wurde uns für diese Rezension zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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