Suburra

Suburra ist ein italienischer Thriller aus 2015 von Stefano Sollima (Gomorrha) nach dem gleichnamigen Roman.

Der Abgeordnete Malgradi (Pierfrancesco Favino) versucht sich beim Fraktionsvorsitzenden seiner Partei gut zu stellen. Die Republik ist im Aufruhr, der Wirtschaft geht es schlecht, die Parteidisziplin bröckelt. Er versucht ein Gesetz durch zu bekommen, womit eine Umwidmung des Viertels Ostia zu einer Art Las Vegas möglich wird. Damit spielt er einem alten Mafiosi-Kumpel, den alle den Samurai (Caudio Amendola) nennen, in die Hände, der wiederum einen Deal mit der Bank des Vatikan unterhält, deren korrupter Kardinal Berchet (Jean-Hugues Anglade) sich Einnahmen verspricht. Dann geht jedoch einiges schief. Im Vatikan deutet sich 2011 ein Rückzug von Papst Ratzinger an, Malgradi vergnügt sich mit Prostituierten von denen eine an einer Überdosis stirbt, der übereifrige Kleinkriminelle Dagger der zur Vertuschung eingebunden wird, legt sich mit Nummer 8 (Alessandro Borghi) an, dem Kiezpaten von Ostia. Malgradi wird von Dagger erpresst, also lässt er ihn kalt stellen. Blöd nur, dass der verwandt war mit dem Rivalen des Samurai, der genau das gegenteilige Ergebnis der Abstimmung im Parlament im Sinn hat, und vor nichts zurück schreckt. Und schon stecken alle tief im Schlamassel, Malgradis Sohn wird entführt, Menschen sterben, …..

Stefano Sollima hatte mit seinem Gomorrha, der auch als erfolgreiche TV-Serie adaptiert wurde, international für Furore gesorgt. Sein unverblümter Blick auf die schnörkellose italienische Unterwelt lässt den aufgesetzten Mafia-Chic vergangener Jahrzehnte hinter sich und zeichnet ein Bild von Abschaum, Korruption, Brutalität und prekären wirtschaftlichen Bedingungen in einem Land, in dem der wirtschaftliche Aufschwung seit vielen vielen Jahren auf sich warten lässt, und wenn dann ungleichmäßig ankommt. Es ist eine zynische Betrachtung der Verhältnisse, ganz klar. Arroganz und Korruption bei den politischen Eliten gehört zum italienischen Bild der Gesellschaft und das wird hier sehr direkt aufgezeigt. Suburra beschäftigt sich gar nicht so sehr (anders als Gomorrha) mit dem Entstehen von Kriminalität oder dem Auf- und Abstieg von Fußsoldaten krimineller Organisationen, sondern mit den unberechenbaren Auswirkungen des Handelns der Protagonisten. In Suburra spielt sich das alles im Laufe einer Woche ab, der Woche in der Papst Ratzinger abdankte.

Der von RAI und Netflix finanzierte Thriller ist dabei episodenartig erzählt, daher der deutsche Untertitel, denn das Drama entfaltet sich in sieben aufeinanderfolgenden Tagen. Es sind dabei düstere Tage, es regnet in Strömen. Stilistisch kann man den Film als gewollt düster bezeichnen, ein paar ambitionierte Neonlichter kämpfen an gegen den als Dunkelheit dargestellten Sumpf an Korruption, es scheint für die Protagonisten keinerlei Ausflucht zu geben. Sollima ist ein ganz anderer Filmemacher als sein Vater, er ist Kind seiner Zeit, orientiert sich an den schickeren amerikanischen Vorbildern von heute, aber ohne in Nostalgie zu verfallen, wie das teilweise bei Scorsese und Co zu sehen ist.

Der Film ist grandios gespielt, jede kleine Rolle sitzt. Der Film hat jedoch letztlich keine wahre Hauptrolle, insbesondere da sich eine art Game of Thrones Artige Liquidation abzeichnet, der Film ist apokalyptisch, und das spiegelt sich in der Verzweiflung der Charaktere wider, den dramatischen Darstellungen, der teils dominanten musikalischen Kulisse, die den ständigen Regenfall unterstützt, und der Stakkato-artigen Brutalität. Letztlich weiß Suburra vollends zu überzeugen, jedoch könnte man als nicht-italienischer Zuschauer, quasi noch nicht ganz dem Zynismus verfallen, an der ganz und gar negativen Atmosphäre des Films etwas verzweifeln. Hier geht alles schief, hier ist all schlecht, jeder korrupt, jeder brutal, es gibt keinen Funken Hoffnung und, auch wenn man mit Malgradi mitfieber, weil der so etwas wie einen Rest von Ambition hat, man ertappt sich dann ja dabei, einem super korrupten Politiker die Daumen zu drücken. Der Film leidet ein wenig unter dem extra Schuss Weltuntergang, vielleicht. Vielleicht ist er aber auch ganz und gar Kind seines Ursprungslandes.

Die BluRay bietet Deutsch und Englisch, sowie deutsche Untertitel. Leider keine italienischen Untertitel oder englische. Der Ton klingt sehr gut, bietet auch sehr solide Räumlichkeit, dabei geht aber oftmals die Dialogverständlichkeit im ständigen Regen unter, und die Musik wirkt teilweise stark laut – das ist aber als gewolltes Stilmittel zu verstehen. Das Bild sieht ebenfalls prima aus, sehr satte Farben und gute Kontraste. Der Film ist leider grundsätzlich sehr dunkel, was wie so oft die Heimkino-Ausrüstung an seine Grenzen bringt, das wird hier aber gut präsentiert und so gibt es auch in den wirklich dunklen Szenen keine Erkenntnisprobleme. Extras: Ein kleiner Blick hinter die Kulissen (14min) geht auf einige der Herausforderungen des Drehs ein (Regen, Feuer, Computereffekte). Dazu kommen drei deutsche Trailer, der italienische Trailer und eine Bildergalerie.

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Die BluRay wurde uns von Koch Media freundlicherweise bereitgestelt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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