Super Fly / Superfly

Der farbige Rauschgift-Dealer Priest (Ron O’Neal) gilt als „schwarzer Prinz der Straße“. Er und sein Kumpel Eddie (Carl Lee) haben im Kokain-Geschäft bereits 300.000 Dollar abgestaubt. Nun aber will Priest den ganz großen Deal aufreißen. Eine runde Millionen Dollar soll dabei rausspringen. Dafür muss er 30 Kilo Koks unters Volk bringen. Es wird ein heißer Handel, denn der weiße Big Boss mischt auch mit. (Warner Home Video)

Priest ist ein erfolgreicher Drogendealer in New York City, der mit seinem Leben allerdings nicht mehr so richtig zufrieden ist, seitdem er erst kürzlich auf dem Weg zu einem Deal überfallen wurde und den verantwortlichen Junkies hinterherjagen musste, um sein Geld zurückzubekommen. Solche Ereignisse schlagen ihn nieder und als er von einem seiner Bekannten, der ihm Geld schuldet, verlangt zum Pusher zu werden, um ihn auszahlen zu können, tut auch sein Selbsthass seiner Laune keinen Gefallen. Deshalb fasst er einen Entschluss: Er muss aussteigen, die zweifelhafte Karriere beenden, die ihm finanziell so gut getan hat. Selbstverständlich ist das mal wieder leichter gesagt als getan, wie man sich wohl vorstellen kann.

Super Fly gestaltet sich unter den Blaxploitation-Filmen der siebziger Jahre als insofern interessant, weil es bei dem Streifen nicht nur darum geht haarsträubende Situationen und übertriebenen Nervenkitzel mit afroamerikanischer Besetzung zu präsentieren, sondern vielmehr um eine realistische Darstellung des Lebens eines Drogendealers. Es ist zwar die eine oder andere Actionsequenz und Szene voller Spannung vorhanden, doch das ist noch nicht alles, was der Streifen zu bieten hat. Hier handelt es sich nämlich eher um ein Drama, in dem ein schick gekleideter Ron O’Neal einen charismatischen neuen Star repräsentiert, der hier durchaus bewies, dass er mit dem Druck einen kompletten Film tragen zu müssen, bestens umgehen konnte. Nichtsdestotrotz sollte Super Fly sein berufliches Verderben bedeuten.

Nicht, dass der Film seine Karriere beendet hätte, doch nach seinen Rollenangeboten zu urteilen, sollte er immer wieder einen Drogendealer spielen und da es für „nicht-weiße“ Schauspieler damals nicht so einfach war an vernünftige Rollen heranzukommen, wie heutzutage, sah sich O’Neal in ein Ghetto aus Exploitation-Streifen (u.a. Super Fly T.N.T., The Master Gunfighter, Brothers, Der Schläger, Der Bulldozer) verbannt, was seinem Talent als Hauptdarsteller wenig gerecht wurde. Natürlich ist es für einen Schauspieler dennoch besser für eine hervorragende Vorstellung in einem großen Hit bekannt zu sein, als überhaupt nicht bekannt zu sein. Schließlich hat ihm diese einzelne Rolle zu einer Kult-Anhängerschaft verholfen, die zwar nicht mit der einiger seiner Zeitgenossen aus diesem Bereich mithalten konnte, sich aber umfangreich genug gestaltete, um ein bestimmtes Publikum auch noch Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung von Super Fly für den Film begeistern zu können.

Sollte jedoch etwas von dem Film übriggeblieben sein, das noch bekannter und beliebter ist als sein Hauptdarsteller, dann kann es sich nur um den Soundtrack handeln. Zu der Zeit der Blaxploitation-Streifen wurde allen möglichen Soul-Musik Stars die Chance geboten, die Musik zu den Flicks zu schreiben, was zu einigen wirklich exzellenten Soundtracks führte. Isaac Hayes‘ Musik für Shaft hatte den Weg geebnet, wobei die Macher von Super Fly auf pures Gold stießen, als sie Curtis Mayfield baten die Melodien für ihren Film zu schreiben, was zu einem Album führte, das man ohne jegliche Übertreibung als Meisterwerk bezeichnen kann. Auch wenn der Film selbst ein recht langsames Tempo an den Tag legt, wird es dem Publikum nichts ausmachen, solange Mayfields Tracks über der Action ertönen. Die eher klassisch gehaltenen Melodien, wie der Titeltrack und Freddie’s Dead, verleihen dem Streifen ein starkes sowie willkommenes Maß an Tiefe und Emotion.

Während eines kalten Winters in New York City gedreht – man achte in manchen Szenen auf den mit Schnee bedeckten Boden – präsentiert sich der Look des Films besonders düster sowie trostlos und spiegelt Priests Gefühle wider, wenn er über die Moral seines Strebens nachdenkt oder Pläne schmiedet aus dem Drogengeschäft auszusteigen. Der Film wurde mit kleinstem Budget verwirklicht, inklusive halbfertigem Drehbuch, was zu Improvisationen führte, ganz zu schweigen von einer Menge an Polstermaterial, das trotz allem eine kraftvolle Atmosphäre von urbanem Verfall vermittelt, während Priest seine Zeit damit verbringt, mit seinem aufgemotzten Cadillac durch die Straßen zu cruisen. Berichten zufolge musste der Strom, der für den Betrieb von Filmausrüstung erforderlich ist, von Straßenlaternen bezogen werden, während mit den ansässigen Gangs abzuklären war, welche authentischen Drehorte wie und wann genutzt werden durften. Obwohl der Plot als klischeehaft und unterernährt beschrieben werden muss, kann Super Flys Heraufbeschwörung eines bestimmten Ortes zu einer bestimmten Zeit nur als unbestreitbar stark bezeichnet werden.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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