Sword of Doom / Dai-bosatsu tôge

Sword of Doom

Mit starrer Miene senkt der Ronin Ryonosuke Tsukue sein Schwert. Eben hat er den jungen Samurai Utsugi getötet, nachdem er dessen Frau entehrte. Scheinbar emotionslos beendet Tsukue ein Menschenleben nach dem anderen, als er seine blutige Spur durch das Japan am Ende des Tokugawa-Shogunats zieht. Niemand kann diesen Todesboten aufhalten: seine Schwertkunst gilt als unbesiegbar. Gemeinsam machen sich Schwertmeister Shimada und Hyoma, der Bruder Utsugis auf, um Tsukue zur Strecke zu bringen. Doch ist Tsukue tatsächlich nur ein kaltblütiger Killer…? (Rapid Eye)

Sword of Doom

Als Afficionado von Samurai-Filmen erkennt man schnell, dass sich Sword of Doom als eine echte Kuriosität des Genres herausstellt. Die Gründe dafür sind die fortwährend stilvolle Präsentation und das eher ungewöhnliche Ende, welches den abrupten und gewaltsamen Höhepunkt des Films darstellt und aus Spoilergründen nicht weiter im Detail ausgeführt werden soll. Doch um wirklich verstehen zu können, warum der Film so endet, muss man den ganzen Weg zurück zum Anfang gehen und den zerstörerischen Weg begreifen, den Ryunosuke (von Tatsuya Nakadai superlativ verkörpert) durch den ganzen Streifen beschreitet. Zu Beginn begegnet Nakadai einem alten Mann, der dafür betet bald zu sterben, damit er nicht weiterhin eine Belastung für seine Enkelin ist. In der nächsten Sekunde erscheint Ryunosuke hinter dem Alten, so als wäre er dafür bestimmt das Gebet sofort zu erfüllen und erschlägt den Mann ohne weiteren guten Grund. Dies löst eine Kette von Ereignissen aus, die sich rund um die Enkelin drehen und die Entscheidungen, die Menschen wegen ihr treffen. Ihre Geschichte ist allerdings nicht die einzige, die Ryunosuke beeinflusst. Sword of Doom adoptiert die Idee von Karma und das enorm effektiv.

Sword of Doom

Sword of Doom übermittelt die Philosophie, dass, wenn ein Mann sein Schwert auf böse und gewalttätige Art und Weise führt, dann ist es, weil der Mann böse und gewalttätig ist oder es infolgedessen wird. Diese Vorstellung impliziert, dass die Bindung zwischen einem Samurai und seinem Schwert eine fortlaufende, sich gegenseitig beeinflussende Angelegenheit ist. Während des Films wird der Zuschauer mehrmals Zeuge davon, wie Ryunosuke seine Stärke nutzt, um zu überleben. Im Verlauf der Geschichte kommt man dann zu der Erkenntnis, dass dieser Mann nur einen Weg kennt und zwar den Weg des Schwertes, weil dieser für ihn schon immer alles gewesen ist, was er gebraucht hat, um im Leben durchzukommen. So etwas wie Mitgefühl kennt er nicht, da er für solche Emotionen noch nie Verwendung gefunden hat. Es entsteht trotzdem eine „romantische“ Sympathie für diesen Zerstörer, diesen Mörder, diesen Abschlachter. Man kann beobachten, dass er lustlos und mürrisch umherstreift, wobei er auf der Suche nach nur einer Sache ist, einer Sache für die er kämpfen und an die er glauben kann. Da er jedoch jeden tötet, der ihm im Weg steht, zerstört er unweigerlich das Objekt seiner Begierde auf die eine oder andere Weise. Nakadai bringt diese tragische Qualität mit allergrößtem Geschick rüber, sodass man mit ihm fühlt, obwohl man ihn wahrscheinlich hassen würde, wenn man ihn in Wirklichkeit kennen würde. Er ist ein starker Mann, der entschlossen ist mit dem Schwert zu leben genau sowie durch das Schwert zu sterben. Das Leben ist für ihn nur dazu da, um es anderen zu nehmen, wenn es seinen Bedürfnissen entspricht. Wie Ryunosuke immer mehr dem Wahnsinn verfällt und seine Psyche durch seine eigenen grausamen Handlungen gequält wird, weiss Nakadai mit einzigartiger Intensität auszudrücken. Ohne etwas sagen zu müssen, lässt der Charakter erkennen, dass er zum Opfer seiner eigenen Verbrechen wird und dass Schuld schwer auf seiner Seele lastet. Ryunosuke hält die Schuldgefühle tief in sich verborgen, lässt sie aufquellen, bis zum Ende des Films, wenn sie selbst für ihn unertragbar werden und demzufolge ein Sturm von Chaos und Gewalt losbricht.

Sword of Doom

Die Prämisse von Karma ist, in der plebejischsten Definition des Begriffs: „Man bekommt, was man verdient!“. Natürlich steckt da noch etwas mehr dahinter, doch in Sword of Doom muss der Hauptprotagonist in vielerlei Hinsicht leiden und zwar sowohl dafür was er ist, als auch für die Entscheidungen, die er im Laufe seines Lebens trifft. In einer Szene, die diesen Punkt subtil ratifiziert, besucht er die Schule von Toshiro Mifune, der einen weisen Lehrer der Schwertkampf-Kunst spielt. Nakadai bittet um ein Duell mit dem Meister, muss aber stattdessen zunächst einmal mit dessen bestem Schüler kämpfen, den er vor versammelter Mannschaft besiegt. Mifune erkennt die Grausamkeit in Nakadais Technik sofort und beschließt aus diesem Grund nicht mit ihm zu kämpfen. Für Mifune ist es eine kluge Entscheidung den Konflikt aus grundlegenden Gründen zu vermeiden. Für Nakadai ist es jedoch ein Spiegelbild seines Karma: Seine eigenen Ambitionen (in diesem Fall ein Kampf mit Mifune, um zu beweisen wer besser ist) unbewusst zu zerstören.

Sword of Doom

Die Enttäuschungen summieren sich für Nakadais Ryunosuke, weswegen er seinen eingeschlagenen Weg mit mürrischem und stählernem Blick weiterhin verfolgt. Sword of Doom, ja das ist er. Tod und Verderben für alle Menschen um ihn herum, doch am meisten für sich selbst. Nakadai spielt den Charakter so, als würde dieser tief in seinem Herzen wissen, dass er die Ursache seines eigenen Leidens ist, sich aber weigert dies zu akzeptieren. Darüber hinaus scheint er zu glauben, dass die Erlösung für ihn gleich um die Ecke zu finden ist. Wenn er nur einen Grund finden könnte, für den es sich zu leben lohnt, würde jedes seiner Verbrechen vergeben werden, denn dann hätte er den Beweis dafür, dass ihn seine Methoden tatsächlich zu seinem Schicksal führen. Die Ironie dabei ist, dass seine „Geliebte“ und ihr uneheliches Kind mit ihm leben und er sich zu jeder Zeit dafür entscheiden könnte seine Fähigkeiten nur noch ausschließlich zum Schutz der beiden einzusetzen.

Sword of Doom

Das würde allerdings erfordern, dass er seine Klinge quasi an den Nagel hängen müßte und dies für ihn Versagen bedeutet. Es ist sehr offensichtlich, dass Ryunosuke seine Entscheidungen als berechtigt ansehen will. Er braucht so viel Rechtfertigung, sodass er sich gezwungen sieht diesen Weg fortzusetzen, unabhängig davon, was dabei herauskommt. Der ultimative Höhepunkt von Sword of Doom ist, ohne zu viel vom Ende verraten zu wollen, dass er schließlich DAS bekommt, was er verdient, jedoch so wie man es nicht erwarten würde. Sword Of Doom ist auf allen Ebenen ein Erfolg. Das Schauspiel ist kraftvoll, die Geschichte bewegend, die Aktion intensiv und meisterhaft in Szene gesetzt. Man kann den Film nicht „perfekt“ nennen, denn so etwas wie Perfektion gibt es ja gar nicht aber Sword of Doom kommt dem schon ziemlich nahe. Jedenfalls der Film, nicht so die BluRay, bei der das Bild ständig am „flimmern“ ist, was den Gesamteindruck schon ein wenig trübt. Letztendlich hat es mich nicht soo schlimm gestört aber Freunde der „perfekten“ Bildqualität werden da wohl einen Anstoß für Kritik finden.

BEI AMAZON.DE KAUFEN

Sword of Doom

Darsteller: Tatsuya Nakadai, Yuzo Kayama, Michiyo Aratama, Toshiro Mifune, Yoko Naito
Regisseur(e): Kihachi Okamoto
Sprache: Japanisch (DTS HD Mono)
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Rapid Eye Movies
Produktionsjahr: 1965
Spieldauer: 120 Minuten

Sword of Doom

Diese BluRay sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Rapid Eye Movies zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …