The Color of Money – Berlinale Special

Mein dritter Ausflug zur Berlinale ist auch der zweite davon aus der Michael Ballhaus Hommage Reihe. Der legendäre Cinematographer erhielt gestern auch den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. In The Color of Money (Die Farbe des Geldes) von 1986 arbeitet er wieder mit Martin Scorsese (Goodfellas) zusammen. Das Sequel zu The Hustler dreht sich wieder um Ed Felson den Gauner und Billardspieler, diesmal holt er sich Nachwuch in Form des jungen Vince und seiner Freundin. Leider keine restaurierte Version gezeigt, aber dennoch wunderbar den Film auf der Leinwand zu sehen.

Color of Money

Ed Felson (Paul  Newman) ist ein alternder Gauner. Als Schapshändler macht er gutes Geld, während er versucht eine alte Flamme dazu zu bringen, mit ihm zusammen zu ziehen, am besten nach einem Urlaub auf den Bermuda Inseln. Doch dann sieht er etwas, das er seit Jahren nicht gesehen hat: Talent. Der junge Vince (Tom Cruise) spielt Pool Billard (bzw. die Variante 9-Ball Classic) als ob er mit dem Cue geboren würde. Es ist ein Aufschneider, ein Gewinnertyp. Sein Auftreten hat er weniger unter Kontrolle, und eine Strategie hat er auch nicht, wie er eine Halle erobern kann. Da kommt Ed ins Spiel. Er überzeugt Vinces Freundin Carmen (Mary Elizabeth Mastrantonio) davon, den Jungen zu formen. Nach etwas Überlegung stimmt Vince zu, und die drei gehen auf Tour, von Stadt zu Stadt die Billardhallen auszunehmen. Die Tricks von Eddie und das Können von Vince. Doch Ed bekommt einen Rückfall und will selbst wieder spielen….

Color of Money

Martin Scorsese ist bekannt für seine rhythmischen Millieustudien, ob Mafiabosse, Firmengründer, Wall Street oder Las Vegas. Mit The Color of Money nimmt er sich der Romanvorlage von Walter Tevis an und erzählt die Geschichte von Fast Eddies später Lebensjahre. Mit viel 80er Musik unterlegt, von Pop bis zu Rock Klassikern, taucht man bei dem Film in die Welt von Billardhallen und kleinerer Städte ein, über die Eddie, Vincent und Carmen hinwegfegen auf dem Weg zu einem großen Tournier in Atlantic City (das Zockerparadies in New Jersey, bekannt unter anderem aus der Scorsese Produktion Boardwalk Empire). Der Film ist in etwa so rastlos wie Vincent selbst, ein richtiges Greenhorn in der Geschäftswelt des „Hustling“, des Tricksen und Spielchen spielens, den großen Wetten und Finten. Der charmante und erfahrene Eddie will aus Vincent einen großen Hustler machen, er sieht in dem Jungen sich selbst vor vielen Jahrzehnten. Es ist eine Art Vater-Sohn Beziehung, mit dem Unterschied dass Carmen die erwachsene Person ist, die Verstanden hat worum es geht, und Vincent das Kind dass noch viel zu lernen hat, denn es geht nicht einfach nur um das Spiel an sich und das gewinnen. Wie Eddie ihn lehrt, will man zum Beispiel nicht eine ganze Halle vergraulen indem man gleich zu Beginn den besten Gegner wegfegt. Es ist eine Art Coming-of-Age Story, sowohl was Eddie betrifft, und Paul Newman spielt ihn zum zweiten mal wirklich grandios, als auch Vincent, mit seiner wilden Hüpferfrisur und dem lächerlichen Ohrknopf.

Color of Money

Die wahren Stars des Films sind aber auch Scorsese Schnittmeisterin Thelma Schoonmaker und Kamera-Ass Michael Ballhaus, die mit den verrücktesten Einstellungen, Schnitten und Montagen ein höchst aufregendes Bild des Billardspiels zeichnen. Es ist ein Lehrstück in großartiger Handwerkskunst und gleichzeitig ein ganz wichtiger Teil des Films, der sich im Wesentlichen um „Skill“ dreht, somit ist die Art und Weise wie der Film gemacht ist passgenau mit seinem Sujet. Es gibt Szenen da wird einen vor knallenden Billardkugeln fast schwindelig. Genauso fix wandern auch die Dollarscheine über den Tisch. Es ist ein knalliger Ausflug in eine Welt, die nur Scorsese in einen spannenden Kultfilm verwandeln hätte können. Gleichzeitig ist es ein sehr minimalistischer Film, mit nur wenigen Locations, hauptsächlich Innenaufnahmen, und eigentlich nur drei (sehr gute) Schauspieler die alles geben. Newman ist einfach große Klasse, aber da tauchen auch noch ein John Turturro (Quiz Show) auf, und der großartige Forest Whitaker. Auch Iggy Pop kann man erspähen.

Color of Money

Zu meiner Schande muss ich sagen mich an The Hustler entweder nicht erinnern zu können, oder ich habe den tatsächlich noch nicht gesehen. Der Film funktioniert aber auch gut, ohne den Vorgänger gesehen zu haben. Es ist ein großer Genuss, nicht einer der „großen“ Scorsese Werke, aber doch ein zeitloser Klassiker. Die existierende BluRay ist leider sehr schlecht.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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