The Ice Cream Truck

Marys Familie zieht um und das führt die Schriftstellerin zurück in jenen Vorort, in dem sie einst aufgewachsen ist. Während ihre Lieben sich noch im ehemaligen Zuhause um die letzten Angelegenheiten kümmern, richtet sie schon einmal das neue Haus ein. Dabei erinnert die Umgebung sie ständig an ihre Jugend. Doch etwas Unheimliches ist im Gange. Während Mary mit dem Älterwerden hadert und einen lustvollen Blick auf den Nachbarssohn wirft, lauert im Dunkel ein tödliches Grauen. Ein Eisverkäufer mit einer fanatischen Liebe für Tugend und Moral beginnt unbemerkt damit, all die Sünder, die er findet, brutal zu ermorden… (Rawside Entertainment)

Es gibt mehrere Dinge, die sich (theoretisch) aus dem Titel eines solchen Films als selbstverständlich ableiten lassen sollten. Es wird sich wahrscheinlich um einen Killer-Eisverkäufer und seine blutgetränkten Waren drehen. Zumindest denkt man das. Hier handelt es sich jedoch um eine weitere Veröffentlichung von Uncork’d Entertainment, einer Firma, die man damit verbindet, dass sie ihre Ziele mit großem Abstand verfehlt. Diejenigen, die auf albernen Horror-Nervenkitzel und eine unterhaltsame Slasher-Geschichte hoffen, sollten gewarnt sein, denn die hier beworbenen gefrorenen Leckereien sind nicht ganz das, was sie zu sein scheinen – in Bezug auf den Inhalt des gleichnamigen Trucks oder des Films selbst. Mary (Deanna Russo) ist eine Schriftstellerin, die gerade aus der Großstadt zurück in ihre alte Heimat gezogen ist. Ihr Mann kommt mit den Kindern aus bestimmten Gründen etwas später nach, weswegen sie sich zunächst natürlich allein zu Hause aufhält, in einem kahlen Haus mit viel Zeit zum Totschlagen. Die Örtlichkeit der Vorstadt ist als ziemlich klassisch zu bezeichnen und erinnert ein wenig an Haddonfield.

Der elektronische Score trägt ebenfalls zu dieser Stimmung bei und fügt eine vernünftige Portion an unheimlicher Musik der alten Schule hinzu. Bald wird jedoch klar, dass diese idyllische Kulisse mehr als nur ein paar finstere Charaktere zu verbergen hat, die nur darauf warten, ihre Schleier fallen zu lassen. Es halten sich einige seltsame Persönlichkeiten in der Nachbarschaft auf, darunter ein gruseliger Möbellieferant und ein oder zwei neugierige Nachbarinnen. Und ja, irgendwann kann man auch den Eiswagen hören, der auf den Straßen twee-pop Musik spielen lässt – manchmal zu ziemlich seltsamen Tages- bzw. Nachtzeiten. Die mörderischen Mätzchen des örtlichen Eisverkäufers fühlen sich jedoch manchmal so an, als wären sie nachträglich in ein sehr langsam und geduldig aufgebautes häusliches Drama voller belangloser Hausfrauen und Kleinstadt-Partylöwen eingefügt worden. Die wirklich schrecklichen Momente werden nicht von den blutigen Sequenzen repräsentiert, sondern von den gelangweilten und selbstsüchtigen Hausfrauen, die Mary belästigen und kein Verständnis für ihre Lebensentscheidungen haben.

Mary ist eher im Einklang mit einigen derer jugendlichen Kinder, die sich von der unangenehmen Partyatmosphäre der Familientreffen wegschleichen, um Marihuana zu rauchen. Mary scheint daran interessiert zu sein, zumindest einen Teil ihrer Jugend zurückzugewinnen, jetzt wo sie sich wieder in ihrer Heimatstadt befindet, während der Sohn ihrer Nachbarn, Max (John Redlinger), etwas zu sehr daran interessiert ist, ihr dabei zu helfen. Abgesehen von den Themen älter zu werden und sich schlecht zu benehmen, gibt es einige seltsame Casting-Entscheidungen zu bestaunen, denn Mary scheint nicht alt genug für eine Mutter von zwei Kindern zu sein und Max sieht einfach nicht jung genug aus, um einen Jugendlichen darzustellen, der gerade die High-School abgeschlossen hat. Der Eismann selbst (Emil Johnsen) wiederum, ist für die Rolle viel zu jung . Da er Aufgrund seiner kurzen Bildschirmzeit jedoch kaum etwas zu tun hat, ist dieser Punkt zu vernachlässigen. Er sollte hier ja eigentlich die zentrale Figur sein, doch es wird so viel Zeit mit Melodrama verbracht, sodass man irgendwann vergisst, in welchem Genre man sich eigentlich befindet.

Das Schauspiel geht vollkommen in Ordnung, während der Fokus nie auf dem „finsteren“ Truck oder seinem Insassen liegt. In Bezug auf die gute alte Gewalt präsentieren sich die Dinge, gelinde gesagt, ziemlich langweilig. Es gibt keine richtigen Bemühungen in der Kreativabteilung oder sogar ein paar Requisiten zu verwenden, die dies alles wieder mit Eiscreme verbinden. Man könnte denken Gefrierschränke und Himbeersauce wären nur als Ausgangspunkt eine offensichtliche Wahl, aber es geht nicht über einen flüchtigen Moment mit einem Eisportionierer hinaus. Johnsen gibt sein Bestes, um eine akzeptable charmante Killerpersönlichkeit zu verkörpern, doch es fehlt ihm (genauso wie den Morden) ernsthaft an Vitalität und Glamour. Es fehlen Schockwerte und sogar Atmosphäre, da viele Szenen am helllichten Tag stattfinden. Stattdessen laufen nur einige Teenager und gelangweilte Hausfrauen herum, wobei sich die Versuche in letzter Minute ein Element des Psycho-Thrillers hinzuzufügen, ziemlich unpassend und ineffektiv anfühlen. Mary ist eine gute Protagonistin, doch der Film um sie herum gestaltet sich niemals richtig seltsam oder wirklich verstörend. Der Streifen birgt nie genügend Bedrohung in sich, um sich wie ein Horrorfilm an zu fühlen. Stattdessen bekommt man nur ein trockenes Familiendrama vorgesetzt.

Rawside Entertainment / Redscreen bringen The Ice Cream Truck als Nr. 6 im Rahmen ihrer Uncut Rawside Edition im Mediabook als Blu-Ray- / DVD-Combo mit drei auf 222 Stück limitierten, verschiedenen Cover-Motiven heraus. Über die Qualität des Films lässt sich sehr wahrscheinlich streiten, über die Qualität der Veröffentlichung allerdings nicht. Das Bild präsentiert sich im 2,35:1 (1080p) Format und macht einen hervorragenden Eindruck, während es beim Ton ebenso nichts zu meckern gibt. Hier stehen eine deutsche und englische Spur (DTS-HD Master Audio 5.1) zur Auswahl, wobei man deutsche Untertitel zuschalten kann. Die Extras bestehen aus einem 24-seitigen Booklet mit interessantem Text von Christoph N. Kellerbach, einem Making-of, Outtakes, einem Audiokommentar, einem Making-of Synchro, einer Slideshow und einem Trailer. Insgesamt handelt es sich hier um eine sehr gelungene Mediabook-Edition, ob der Film jedoch als gelungen bezeichnet werden kann, muss jeder für sich selbst entscheiden.

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  • Seitenverhältnis : 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung : Nicht geprüft
  • Regisseur : Johnston, Megan Freels
  • Medienformat : Breitbild
  • Laufzeit : 1 Stunde und 28 Minuten
  • Darsteller : Russo, Deanne, Johnsen, Emil, Relinger, John, Russo, Deanne, Johnsen, Emil
  • Untertitel: : Deutsch
  • Sprache, : Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
  • Studio : Wicked Vision Distribution GmbH

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Rawside Entertainment zur Verfügung gestellt.

Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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