The Purge: Election Year

The Purge: Election Year ist der dritte Teil der verstörenden Saga um den kranken fiktiven Feiertag, an dem jedes Verbrechen legal ist für 12 Stunden. Regie führte wieder James DeMonaco. Ein vierter Teil ist bereits angekündigt. Ein im Trump-Zeitalter immer wieder erschreckend konkreter Einfall für eine Filmtrilogie.

Zwei Tage vor der Purge-Nacht und die USA sind mitten im Wahlkampf. Die NFFA (die New Founding Fathers of America, die regierende reaktionäre Faschischstenpartei welche die Purge-Nacht befürwortet) haben ein Problem: die Oppositionskandidatin Senatorin Roan (Elizabeth Mitchell) will die Purge-Nacht abschaffen. Kurzerhand erklärt man die Immunität von Politikern aufgehoben und will die Nacht der Gesetzlosigkeit nutzen, die unliebsame Kandidatin loszuwerden. Bodyguard Leo Barnes (Frank Grillo) wird alle Hände voll zu tun haben, die Frau sicher durch die Nacht zu bringen, denn die will zuhause bleiben, wie ihre Wählerinnen und Wähler auch. Nicht weit weg macht der Ladenbesitzer Joe Dixon (Mykelti Williamson) die Schotten dicht um sicher zu bleiben. Seine Bekannte Laney (Betty Gabriel) will wie jedes Jahr als unerhoffte Samariter durch die Straßen fahren und Schutzbedürftige auflesen. All deren Wege werden sich kreuzen in dieser Nacht, und wenn man glaubt es bliebe bei einer simplen Konfrontation, der wird sich noch wundern.

Die etwas schräge und unheimliche Idee aus dem ersten Teil wurde in dem meiner Meinung nach sehr unterhaltsamen und interessanten zweiten Teil hier auf die Spitze getrieben. Man besann sich glücklicherweise auf den hervorragend etablierten Charakter Barnes aus dem zweiten Teil (warum kam eigentlich vorher noch niemand auf die Idee, Frank Grillo gute Rollen zu geben) und baut hier die sozio-politische Komponente weiter aus. Der Schockeffekt des schutzlosen draußen seins aus dem zweiten Teil verpufft hier, wissen dass es nirgends Schutz gibt. Teil 3 ist ein Überlebenskampf mit der politischen Komponente, das schwächt den Film finde ich enorm und ich bleibe dabei dass Teil 2 der stärkste Teil der Reihe ist.

Deren Konzept baut ja auf auf einer substantiellen Dosis aus dem Torture-Porn Genre, ein gehöriger Klecks Fremdschämen und typischen Elemtenten von Survival-Thrillern. The Purge vereint spannende filmische Ansätze mit einer Strategie der Zurschaustellung unserer gesellschaftlicher Verrohung. Rassisten, Waffennarren, soziale Ungerechtigkeit und Selbstsucht, wenn der Kit der Gesellschaft sich löst, so die Message dieser Trilogie, ist die Purge-Nacht das worauf wir uns freuen dürfen. Im Trump Zeitalter klingt all das dann auch nicht als leere Worte.

Der Film selbst ist nicht mehr so stark Horrorfilm wie Teil 1, oder gekonnter Hochglanz-Exploitationer wie Teil 2. Er birgt noch einige Schreckensmomente (Masken hören nie auf unheimlich zu sein), liefert eine gute Dosis Spannung, gute Darbietungen und jede Menge Brutalität. Die Seitenhiebe auf die aktuelle amerikanische Politik sind natürlich grandios, clever, übertrieben und frech zugleich. Sie ist sogar mehr, sie ist metaphorisch. Wer das nicht versteht, sieht auch in Starship Troopers eine stupide gewaltverherrlichende Ballerorgie. The Purge ist viel cleverer als sich seine Macher womöglich selbst eingestehen möchten.

Kyle Secor, der den President spielt, ist übrigens grandios. Für die Rolle wurde er geboren. Es ist natürlich mega überzeichnet und gruselig. Gleichzeitig ist es auch ein sehr effizienter Film. Er verschwendet wenig zeit, ganze 17 Minuten in den Film ist die Purge-Nacht über den Zuschauer hereingebrochen, und es dauert auch dann nicht mehr so arg viel länger bis die Verbindung zwischen den ganzen Protagonisten klar wird. Der Film erinnert dann auch ein wenig an einen typischen Zombie-Apokalypse Film, nur dass die Zombies eben die Mitmenschen sind. Auch das, eine sehr starke Message.

Ist der Film für Jugendliche geeignet? Trotz der liberalen 16er Freigabe, die auf der wohl etwas abgedämpften Gewaltdarstellung beruht, finde ich das ganze nach wie vor äußerst verstörend von der Thematik, und gehört so oder so nicht in Kinderhände, egal ob unter oder über 16, aber das ist ein anderes Thema. Logik gab es bei der FSK noch nie. Ja der Film ist schon recht krass, aber eben schon etwas entschärft in der Darstellung.[amazon_link asins=’B01LXHPR5G‘ template=’ProductAd‘ store=’nischenkino-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’48fcf64d-e097-11e6-8c99-236bf06ebe39′]

Die BluRay (wie so oft bei Universal mit Java überfrachtet, vor allem das Menü nervt) bietet keine Referenzqualität aber doch mehr als solides Bild und Ton. Letzterer liegt in DTS HD-MA 5.1 (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch, sowie Audiodeskription auf Englisch) vor, bietet moderate Räumlichkeit und klingt sehr klar. Das Bild könnte etwas brillanter sein, passt aber zum düsteren Charakter des Films. An Extras gibt es nur sieben Deleted Scenes (insgesamt 8 Minuten, keine Überraschungen oder besonders anreicherndes Material), das Feature „Inside the Purge“ (5 Minuten, mit ein paar Interviews, recht interessant für den Kontext, aber doch eher typisches Marketing-Video) und „Character Spotlight: Leo“ (3:30 Minuten, mit Interviewschnipseln von Grillo und dem Regisseur, recht interessant, aber eben auch so eher Marketing-Material, und es nicht extrem interessant). Untertitel gibt es in 14 Sprachen. Wer etwas mehr hinlegt, bekommt das ganze als limitierte Steelbook Edition. Insgesamt also etwas dünn, aber dafür stimmt die Qualität und die Sprach-Vielfalt.

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Eine BluRay wurde uns freundlicherweise von Universal zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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