THRILLER – Blutbad an der Compton High

Der Außenseiter Chauncey Page wird von seinen Mitschülern der Compton Highschool ständig gemobbt. Als er Opfer eines perfiden Streichs wird, tötet er versehentlich einen seiner Peiniger. Chauncey wandert deswegen in den Jugendknast. Vier Jahre später haben Chaunceys Mitschüler den bitteren Vorfall längst verdrängt. Einzig die empathische Lisa wird immer noch von Schuldgefühlen geplagt, weil sie damals half, einen Unschuldigen ins Gefängnis zu bringen. Als ein Gerücht die Runde macht, dass Chauncey wieder in Compton gesehen wurde, befürchtet Lisa, dass er sich rächen wird. Und tatsächlich geschehen im Umfeld der Highschool grausame Morde, die von einem mysteriösen Killer verübt werden. Der Beginn des neuen Schuljahres droht zu einem blutigen Albtraum zu werden. (Busch Media Group)

Die Macher dieses ausschließlich mit „Afroamerikanern“ besetzten Slasher-Opus haben sich selbst keinen Gefallen damit getan, den Streifen mit Thriller zu betiteln, denn viele Menschen fühlen sich dadurch automatisch an Michael Jacksons wegweisendes Album und noch sehr viel eher an sein gleichnamiges Musikvideo mit Werwolf- und Zombiethema erinnert. Dieser „kleine Film“ stellt eine bedeutende Leistung eines afroamerikanischen Künstlers dar, der klassische Genre-Merkmale aufgreift und ihnen seinen eigenen kulturellen sowie kreativen Stempel aufdrückt. Der neue Thriller – Blutbad an der Compton High hingegen fügt seine Darsteller einfach in ein durch und durch generisches Stalk-and-Slay-Szenario ein, das von Charakteren bevölkert wird, die man schon Dutzende Male zuvor gesehen hat.

Und das ist noch nicht einmal das erste Mal, dass so etwas getan wurde. H.M. Coakleys Holla Filme (von 2006 und 2013) gestalten sich nicht sehr viel einfallsreicher, obwohl sie zumindest ein paar clevere Änderungen an den Klischees vornehmen (wie zuerst die weißen Charaktere zu töten). Eine von Thrillers Enttäuschungen repräsentiert die Weigerung, Spaß mit seinen Zutaten zu haben, so als ob dies seine Mission für Diversität gefährden könnte. Das Drehbuch von Dallas Jackson (der auch Regie führte) und Kenneth Rance schuldet Prom Night – Die Nacht des Schlächters von 1980 ganz besonderen Dank, da beide Filme mit einem fast identischen Prolog beginnen: Ein böser Streich, der einem Kind in einem verlassenen Gebäude gespielt wird, führt zum Tod eines jungen Mädchens. Seltsamerweise spielt sich die Sequenz dann so aus: Der Rest der Gruppe (die für den Streich verantwortlich ist) beschuldigt nun ihren zurückgezogen lebenden Klassenkameraden Chauncey (dem der Streich gespielt wurde), die Tat begangen zu haben.

Schnitt, vier Jahre später, die Kinder von einst sind nun zu Teenagern herangewachsen, die die Compton High School besuchen, wobei jeder von ihnen seinen oder ihren ganz eigenen Archetypen angelegt hat. Da gibt es das brave Mädchen Lisa (Jessica Allain), die von Schuldgefühlen aufgrund des Vorfalls heimgesucht wird, was ihr außerdem noch Albträume bereitet; ihren Freund Ty (Mitchell Edwards), der ein talentierter Footballspieler ist und dessen Vater ihn ständig daran erinnert, dass College-Scouts beim großen Spiel an diesem Wochenende anwesend sein werden; Tys wütende Ex-Freundin Gina (Paige Hurd), die nicht loslassen kann („This ain’t over!“) und so weiter. Dabei kann man eine Kuriosität entdecken: Kim (Pepi Sonuga), die Zwillingsschwester des Opfers aus der Eröffnungssequenz, spricht ein paar Mal mit der Stimme ihrer toten Schwester mit sich selbst, doch dieser Tic führt nirgendwo hin, weder als „roter Hering“, noch als sonst irgendetwas. In der Zwischenzeit wurde Chauncey (Jason Woods) gerade aus dem Gefängnis entlassen und eine maskierte Gestalt mit Kapuze, von der jeder annimmt, dass er es sei, beschattet und verfolgt Lisa sowie ihre Freunde … und braucht dabei ziemlich lange, bis er sich dann endlich dem Töten widmet.

Die langen Sequenzen zwischen den Morden wurden mit Material gefüllt, das immer wieder verspricht sein spezifisches Milieu auszunutzen, dies aber nie tut. Obwohl einige frühe Szenen Lippenbekenntnisse zu Themen der innerstädtischen / Schwarz-an-Schwarz-Kriminalität ablegen, weiß Thriller nichts Wesentliches mit der Idee anzufangen, eine Slasher-Geschichte in einem Umfeld stattfinden zu lassen, in dem die Gefahr durch Gewalt eine solche Konstante darstellt, sodass sogar ein Wachmann / Türsteher bei einer Hausparty benötigt wird. Die kunstvoll gestalteten Kredits lassen den Gedanken aufkommen, dass Chaunceys Gefängnisaufenthalt ihn nur abgehärtet hat, um ihn anfälliger für Gewalt zu machen, obwohl dies im eigentlichen Film nie angesprochen wird. Im Allgemeinen nutzt Thriller nicht einmal die Tatsache aus, dass diese gefährdeten Jugendlichen im Gegensatz zu ihren Kollegen aus den 80ern sofort Handyfotos von der bedrohlichen Gestalt, die in ihrer Nachbarschaft lauert, machen und teilen können.

Stattdessen stanzt der Film pflichtbewusst alle erwarteten Beats auf dem Weg zum großen, klimatischen Homecoming-Dance-Gemetzel aus, während Gina ihren Freund Dre (Tequan Richmond) dazu überreden kann, ihr bei ihrer Carrie / Prom Night-ähnlichen Rache an Lisa und Ty zu helfen. Leider vermag es Thriller selbst dann nicht angsteinflößend zu sein, wenn vielleicht-Chauncey ernsthaft mit dem Töten beginnt. Während die jungen Schauspieler alle repräsentativ genug rüberkommen, präsentieren sich ihre Rollen allesamt zu formelgebunden, um das Publikum richtig in sie investieren zu lassen, wobei es auch den Stalkings und Morden an genügend Einfallsreichtum oder Elan fehlt. Niemand erwartet, dass jeder Chiller mit „farbigen“ Charakteren gleich zu Get out (2017) werden muss, doch es hätte hier schon etwas mehr Ambitionen geben müssen, den Streifen über die „rassische“ Zusammensetzung seines Ensembles hinauszuheben. Außerdem sollte ein solch imitierender Film in seinem eigenen Dialog nicht auf diese Tatsache aufmerksam machen. „Sie klingen wie eines dieser paranoiden weißen Mädchen in einem Gruselfilm“, lässt Inspektor Johnson (Mykelti Williamson) verlauten, als Lisa ihn um Hilfe bittet – so als ob nicht auch alles andere aus Thriller nicht bereits in unzähligen anderen Gruselfilmen über „weiße“ Mädchen zu sehen gewesen wäre. Ach ja, die Synchronisation ist auch als besonders mies zu bezeichnen.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Jackson, Dallas
  • Medienformat: Breitbild
  • Laufzeit: 1 Stunde und 27 Minuten
  • Darsteller: RZA, Maestro, Allain, Jessica, Tennie, Luke, Edwards, Mitchell
  • Untertitel: Deutsch
  • Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
  • Studio: Busch Media Group

Diese Blu-Ray sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Busch Media Group zur Verfügung gestellt.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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